Kardinal Woelki in Bruchhausen Prozession mit einem besonderen Zauber

BRUCHHAUSEN · Er ließ sich Zeit. Rainer Maria Kardinal Woelki begrüßte vor dem feierlichen Einzug in die Bruchhausener Pfarrkirche auf dem Vorplatz Besucher, ergriff da die Hände einer Frau im Rollstuhl, strich dort dem sieben Monate alten Ishkan, den sein Vater auf dem Arm hielt, über das dunkle Haar.

 Auszug aus der Kirche: Rainer Maria Kardinal Woelki verlässt nach der feierlichen Messe die Kirche.

Auszug aus der Kirche: Rainer Maria Kardinal Woelki verlässt nach der feierlichen Messe die Kirche.

Foto: Frank Homann

Und zur kleinen Leonie meinte er: „Oh, eine Eisprinzessin!“ Die Siebenjährige trug nämlich ein Kleid mit Eisprinzessinnen-Motiv. Woelki feierte, zwei Tage nach seinem 60. Geburtstag, in dem Wallfahrtsort das Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel mit der traditionellen Lichterprozession.

Lange vor Beginn der Messe war jeder Platz in der Kirche besetzt. Über Lautsprecher konnten die Pilger draußen das Hochamt verfolgen. In seiner Predigt sagte das Oberhaupt des Erzbistums Köln: „So wie Maria Jesus in ihr Leben aufgenommen hat, so nimmt er sie in sein Leben auf. So wie sie ihm die Geburt geschenkt hat, so schenkt er seiner Mutter Anteil an seiner Wirklichkeit.“ Und: „Wir dürfen folgen, jeder von uns. Das bedeutet: Unser Leben hat eine Perspektive. Wir fallen nicht in ein dunkles Loch.“ Sein Fazit: „Jeder von uns ist ein neuer Christus. Größer kann man nicht denken.“ Gemeinsam wurde gesungen und gebetet – besonders auch für Frieden.

Während die Messe noch andauerte, entzündeten an den Straßen Mitglieder des Junggesellenvereins Bruchhausen die von ihnen zuvor bereits verteilten Lichter. So säumte ein strahlender Streifen Kirchstraße, Waldstraße und Marienbergstraße, als sich die Prozession in Bewegung setzte. Hunderte von Gläubigen hielten zudem brennende Kerzen in den Händen und sorgten für einen besonderen Zauber an diesem Abend, an dem die Wallfahrtsmadonna, geschmückt mit einem Rosenbogen, durch die Dorfstraßen geleitet wurde.

Getragen wurde sie von Marie-Claire Arnolds, Regina und Barbara Selzer sowie Sabrina Sperling vom Bruchhausener Jungmädchenverein, flankiert von den Fähnrichen Bastian Schneider, Justus Nietzsche sowie Marian und Philipp Schmitz.

Seit mehr als tausend Jahren wird in Bruchhausen die Muttergottes im Bild Mariens verehrt. Ein erstes Marienbild wurde der Legende nach unter einem Strauch neben einer Quelle gefunden. An dieser Stelle wurde eine Kirche errichtet. 1230 wurde die heutige Kirche gebaut, ein Jahrhundert später das erste Marienbild durch die gotische, in Sandstein geschlagene Madonnenfigur „Maria, Trösterin der Betrübten“ ersetzt.

450 Jahre lang war sie die Wallfahrtsmadonna von Bruchhausen. Im Dezember 1745 aber bestimmte der damalige Erzbischof von Köln, Kurfürst Clemens August I., bei einer Visitation im Dorf, dass künftig die um einige Jahrzehnte ältere gotische Madonna aus Eichenholz mit dem Titel „Maria, Zuflucht der Sünder“ als Wallfahrtsmadonna einzusetzen sei. Er stiftete einen Schrein aus Marmor, Holz und Eisen und ein kostbares Seidenkleid.

Unter den Pilgern sind viele, die immer wiederkehren – wie etwa die große Gruppe aus Uckerath, die 1999, als Bruchhausen 1000 Jahre Wallfahrt feierte, die Tradition ihrer Vorfahren aus dem Mittelalter wieder aufleben ließ. Einige Fußwallfahrer trafen auch einzeln, mit dem Rucksack auf dem Rücken, in Bruchhausen ein. Die meisten kamen motorisiert. Die Verbundenheit mit der Mutter Gottes vereinte sie alle. Und nach der Prozession empfingen sie auf dem Brunnenplatz den Schlusssegen durch Kardinal Woelki.

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