Kabarett mit Margit Martin Rebellische Putzfrau zu Gast in Rheinbreitbach

RHEINBREITBACH · Die Kabarettistin Margit Martin erzählt als Klara Scheibele in Rheinbreitbach aus dem „Lääbe“.

 Nicht ohne Blümchenkittel: Kabarettistin Margit Martin schlüpfte im Rheinbreitbacher Pfarrsaal in die Rolle der schwäbischen „Sakralraum-Pfläägerin“ Klara Scheibele.

Nicht ohne Blümchenkittel: Kabarettistin Margit Martin schlüpfte im Rheinbreitbacher Pfarrsaal in die Rolle der schwäbischen „Sakralraum-Pfläägerin“ Klara Scheibele.

Foto: Frank Homann

Im pinkfarbenen Blümchenkittel, einem zur Schleife gebundenen Kopftuch über den Haaren und bewaffnet mit Schrubber, Putzeimer und Toilettenpapierrollen zog die Kabarettistin Margit Martin alias Klara Scheibele am Samstagabend in den Rheinbreitbacher Pfarrsaal ein.

Diakon Winfried Reers hatte zuvor die neue „schwääbische Sakralraum-Pfläägerin“ von Sankt Maria Magdalena dem Publikum vorgestellt. Mit einem Augenzwinkern sagte er: „Nach einem tollen Probeputzen habe ich die Frau des Bauchredners Patrick Martin engagiert, der vor ein paar Monaten bei uns im Bürgersaal zu Gast gewesen ist.“

Ein wenig schüchtern erzählte Klara im – abgemilderten – schwäbische Dialekt aus ihrem erfahrungsreichen „Lääbe“. Dass sie reif fürs Kabarett war, lag dabei auf der Hand: „Ich kenn' mi da aus, ich hab ja auch schon am Theater gearbeitet – als Rollenverteilerin“, erklärte sie, Klopapier schwingend. So eine Toilette habe schon etwas Besonderes. Im Gegensatz zur Kirche, vor der man sich oft drücken würde, kämen die Leute bedrückt zum WC und würden danach ganz erlöst gehen. „Aber ich bin nicht so radikal, dass ich fordere, Kirchen abzureißen und dafür Klohäusle aufzustellen“, warnte sie vor übereiltem Handeln.

Nach dem Theater war Klara dann bei der Volkshochschule angestellt und hatte als sparsame Schwäbin sogleich das Angebot wahrgenommen, als Mitarbeiterin Fortbildungskurse kostenlos zu besuchen. So richtig Früchte getragen hat der Jonglierkursus allerdings nicht, wie ihre „Klorollen-Jonglage“ mit vier Mitstreitern aus dem Publikum im Anschluss zeigte. „Ich war auch in so 'nem Selbstverteidigungskurs für Frauen.

Irgend so eine neue Kampfsportart, Ikebana oder so, heißt die mit dem Origami-Kampfruf und der Grundstellung Mussi-a-ma“, erklärte Klara in Sumo-Ringer-Haltung, bevor sie einen Zuhörer mit ihrem „Kimono-Überwurf“ auf die Bretter schickte.

Aber auch ihre persönlichen Rückschläge gab sie preis: „Chronisch putzabhängig, musste ich in eine Selbsterfahrungsgruppe für anonyme Putzsüchtige zur Selbstorientalisierung”, erinnerte sie sich. Schuld an der Sucht sei ihre Mutter gewesen. Die habe sogar die Hundehütte so blank geputzt, „da hat sich der Dackel in de Bretterle gschpiegelt”, so Klara. Und versäumte es nicht, umgehend ihre eigene Putzmittelkollektion vorzustellen.

Für die Kirche hatte sie „Holy Boy“ im Angebot. „Zwar wäscht er nicht von Sünden rein, dafür hat er doch den Schein“, so der Slogan. Für Politiker empfahl sie dagegen ihr „Westenweiß“, sofern sie „schwarzes Geld“ besäßen oder „Dreck am Stecken“ hätten. Nach ihrer akrobatischen „Rücken-Schmink-Vorführung“ widmete sich die Putzfrau dann den Wahrheiten des Evangeliums zunächst mit der Geschichte von Maria und Martha. Während ihre Schwester Jesus zu Füßen saß und ihm zuhörte, hatte Martha den Gast vorbildlich mit Essen und Getränken versorgt . „Das mach i a, wenn der Pfarrer kimmt. Dann kommt zum Kaffee mit Plätzle das gute Meißener Porzellan von der Tante auf den Tisch“, so Klara.

Das könne sich der Geistliche jedoch in Zukunft abschminken. Als sich Martha bei Jesus beklagt habe, dass sie die ganze Arbeit alleine mache, habe Jesus erklärt, Maria habe das Bessere gewählt, das solle ihr nicht genommen werden. „Also hör ich demnächst auch nur noch dem Pfarrer zu. Kaffee trinken kann er woannerscht“, so die rebellische Putzfrau, die es dann auch nicht versäumte, mit ihrem herzerfrischenden „Schrubbertanz“ aufzuwarten. Unbeschwert und unaufdringlich, lebensnah und urkomisch trug die „Sakralraum-Pfläägerin“ zum Abschluss dem Publikum dann auch noch ihre ganz persönliche Auslegung einer Bibelgeschiche vor – die von „Josef und seinen kratzbürstigen Brüder“.

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