Gedenken an ermordete Juden aus Rheinbreitbach Stolpersteine erinnern an drei jüdische Nachbarn

Rheinbreitbach · Künstler Gunter Demnig verlegt Messingtafeln zum Gedenken an Rheinbreitbacherinnen, die zwischen 1942 und 1944 von den Nationalsozialisten ermordet worden sind.

  Insgesamt drei Stolpersteine erinnern in Rheinbreitbach an Nachbarn jüdischen Glaubens, die zwischen 1942 und 1944 ermordet wurden.

Insgesamt drei Stolpersteine erinnern in Rheinbreitbach an Nachbarn jüdischen Glaubens, die zwischen 1942 und 1944 ermordet wurden.

Foto: Frank Homann

Sehr bewegende, traurige und stets mahnende Geschichten erzählen die zehn mal zehn Zentimeter großen Messingtafeln, die Aktionskünstler Gunter Demnig seit dem Jahr 2000 in ganz Europa zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus verlegt. Stolpersteine nannt der Kölner Künstler seine Idee, im öffentlichen Raum an Verfolgte des NS-Regimes zu erinnern. Drei Stolpersteine erinnern jetzt in Rheinbreitbach, an drei Jüdinnen, die zwischen 1942 und 1944 in Konzentrationslagern deportiert wurden und dort den Tod fanden.

Klaus-Henning Rosen, 13 Jahre Leiter des persönlichen Büros von Alt-Bundeskanzler Willy Brandt, brachte den Stein ins Rollen, Demnig nach Rheinbreitbach einzuladen, um die drei Messingtafeln dort in den Boden zu lassen, wo Helena Salm sowie die Schwestern Jette (Jenny Henny) Moses und Sophie Moses zuletzt gewohnt haben. „Der Ortsgemeinderat hat meinem Wunsch zugestimmt, mit einer solchen Aktion in der Hauptstraße an Rheinbreitbachs Jüdinnen und Juden zu erinnern“, berichtet Rosen. Er hat die Namen von etwa 250 Juden gesammelt, die zwischen 1700 und 1942 in der Rheingemeinde gelebt haben. Die drei Jüdinnen, die nach 1933 noch in Rheinbreitbach gemeldet waren, wurden alle deportiert. Zum Teil ist nicht genau bekannt, wann sie ermordet worden sind. „Sie gehören zu den 16 Jüdinnen und Juden, die hier geboren wurden oder hier lebten und dieses Schicksal erleiden mussten“, sagt Rosen. „Die meisten von ihnen hatten unsere Gemeinde aber schon vor Beginn der NS-Zeit verlassen“, sagt der 83 Jahre alte Jurist und Heimathistoriker.

Helena Salm, geborene Bär, war die Witwe des 1932 verstorbenen Simon Salomon Salm, der im heutigen Haus Hauptstraße 20 (früher Jenstraße 168) eine Metzgerei betrieb. Später war das die Metzgerei Pickenhahn. Im Hof des Hauses gab es einen Betraum mit einer Mikwe, das ist ein rituelles Bad, der von Rheinbreitbacher und Honnefer Juden genutzt wurde. 1933 zog Salm nach Erpel und wurde 1942 ins sogenannte „Judenhaus“ einquartiert. Von dort, so Rosens Recherche, wurde sie nach Theresienstadt deportiert, wo sie 1943 umkam.

Jette Moses wohnte mit ihrer Schwester Sophie Moses im früheren elterlichen Haus, Auf dem Steinweg 11, heute Hauptstraße 15. Die Geschwister mussten es im Dezember 1941 zwangsweise verkaufen. Von dem Erlös erhielt die damals noch in Rheinbreitbach lebende Schwester Sophie 80 Reichsmark, von denen sie die Fahrkarte für ihre Deportation kaufen musste.

Im Keller des Hauses gab es ebenfalls einen Betraum mit einer Mikwe. „Hier fanden sich nach dem Krieg Gebetsbänder, die möglicherweise in einer Nische beim Zugang zum Betraum abgelegt wurden“, weiß Rosen. Jette Moses lebte an ihrem zweiten Wohnsitz in Iserlohn, als sie 1942 nach Theresienstadt und 1944 von dort nach Auschwitz deportiert wurde. Dort fand sie 1944 den Tod. Sophia Moses musste auch nach Erpel ins „Judenhaus“ ziehen, von wo sie 1942 an einen unbekannten Ort deportiert wurde. Ort und Datum ihres Todes sind unbekannt.

Im Herbst dieses Jahres möchte Klaus-Henning Rosen seine Arbeit über Rheinbreitbachs jüdische Gemeinde als Heimatheft des Heimatvereins Rheinbreitbach veröffentlichen.

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