Tanzen in Erpel Neues Leben in der alten Rheingold-Disco?

Erpel · Jahrzehntelang wurde im Rheingold in Erpel getanzt. Nun könnten dort Wohnungen entstehen. Kommt nun neues Leben in das Gebäude?

 Kein schöner Anblick in der Erpeler Innenstadt: In der ehemaligen Diskothek wird schon lange nicht mehr getanzt.

Kein schöner Anblick in der Erpeler Innenstadt: In der ehemaligen Diskothek wird schon lange nicht mehr getanzt.

Foto: Homann

Der Putz bröckelt von der Fassade, vom Schriftzug über der Eingangstür fehlen Buchstaben, das Gebäude weist viele Schäden auf: Seit mehr als 30 Jahren stehen das Rheingold und das Slide in der Erpeler Innenstadt leer, vom Glanz vergangener Zeiten sind in und an dem ehemaligen Tanzsaal und der Diskothek nichts mehr zu spüren. Nun könnte neues Leben in das Gebäude einziehen.

Ein Bauantrag war im Frühjahr Thema im Rat der Ortsgemeinde, die Mitglieder haben in der Sitzung ihr Einvernehmen für die Pläne erteilt, wie Sonja Klewitz, Fachbereichsleiterin Bauen und Infrastruktur, auf GA-Anfrage mitteilt. Dem Bauantrag zufolge plant der Besitzer, dort ein Wohngebäude mit fünf Wohnungen zu errichten. "Die Ortsgemeinde muss bei einem solchen Projekt gehört werden und entscheiden, ob das planungsrechtlich passt", erklärt Klewitz. Der Rat hat dies so gesehen und damit den Weg für die Planungen freigemacht. Die weiteren Schritte erfolgen nun bei der Kreisverwaltung Neuwied und der dortigen Bauaufsicht.

Wie die Kreisverwaltung jedoch mitteilte, konnte ein erster Bauantrag nicht genehmigt werden. Der Bauherr habe Ende August daher einen neuen Bauantrag eingereicht, welcher sich aktuell in der Vorprüfphase befände. "Ob und wann eine Baugenehmigung erteilt wird, kann derzeit noch nicht beurteilt werden", heißt es von der Kreisverwaltung, ohne Details über die Pläne zu nennen.

Mit dem derzeitigen Vorhaben könnte nicht nur der langjährige Leerstand enden, sondern auch die jahrzehntelange Ära als Ausgehmöglichkeit und Veranstaltungsstätte im Ort. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg war der Tanzsaal Rheingold ein beliebter Treffpunkt - etwa für die Große Erpeler Karnevalsgesellschaft. In seinem Archiv findet Edgar Neustein, Ortsbürgermeister von 1985 bis 2009, eine Einladung zur Fastnachtsfeier im Rheingold aus dem Jahr 1928. Für eine Mark Eintritt konnten die Jecken damals am öffentlichen Maskenball teilnehmen. "Eventuell haben dort sogar schon früher Veranstaltungen stattgefunden", sagt Neustein.

Anfang der 1980er Jahre schloss das Rheingold

In den Jahrzehnten darauf tanzten und feierten die Erpeler weiter im Rheingold. 1974 ist Neustein nach Erpel gekommen, Ende der 70er Jahre sei aus dem Tanzsaal bereits eine Disco geworden, erinnert sich das ehemalige Ortsoberhaupt. "Es war ein toller Laden. Das war was Neues", erinnert sich Neustein. Im vorderen linken Bereich hätte es um das Jahr 1980 herum den D-Zug gegeben, ein Restaurant, dessen Namen sich aus seiner Form ergab. Auch ansonsten sei der Treffpunkt "interessant gestaltet" gewesen. Neustein erinnert sich etwa an Schleudersitze aus Düsenfliegern als Sitzmöglichkeit. "Was neu war: Es gab ein ganzes Regal mit Gesellschaftsspielen. Die Leute haben sich hier quasi zum 'Mensch ärgere dich nicht'-Spielen getroffen", so Neustein.

Anfang der 1980er Jahre schloss das Rheingold dann. Eine neue Konzession unter anderen Betreibern wurde im Anschluss nicht mehr erteilt. Gründe seien unter anderem der fehlende Brandschutz und die fehlenden Parkplätze gewesen, sagt Neustein. Seitdem ist es vorbei mit den Tanzabenden, nur der D-Zug wurde noch einige Zeit nach Schließung der Diskothek als Gastronomiebetrieb weitergeführt. Nun könnte das Gebäude bald komplett anders genutzt werden.

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