Kunstverein Unkel stellt aus Selbst Bauschutt von der Löwenburg wird zum Kunstobjekt

Unkel · Corona verhinderte die beliebte Veranstaltung „Kunst in Unkeler Höfen“. So ganz ohne Ausstellung wollten es die Mitglieder des Kunstvereins Unkel aber nicht bewenden lassen. Und planen weiter in die Zukunft.

 Haben auch in der Zukunft viel vor: Die Mitglieder des Unkeler Kunstvereins planen ein Ganzjahresprogramm.

Haben auch in der Zukunft viel vor: Die Mitglieder des Unkeler Kunstvereins planen ein Ganzjahresprogramm.

Foto: Roswitha Oschmann

Es war ein Ersatz für die „Unkeler Höfe“. Und der Kunstverein Unkel sorgte im Kunstgarten von Nicole Hahn und Martine Seibert Raken für mehr als nur ein Trostpflaster. Bei schönstem Sommerwetter konnten sich die Besucher Kunstwerke in malerischer Umgebung unter schattigen Bäumen und unter Zeltdächern anschauen. Ein buntes Bilderbuch war zu entdecken, das von den Künstlern Anastasia Weishaupt, Claudia Coqui, Tom Griffith und Nici Ricke, Pia Godoy Carter, Peter Moritz, Barbara Schwinges, Ullrike Ballhorn Tholl, Lothar Mol, Martine Seibert Raken und Nicole Hahn aufgeschlagen worden war.

Spende für die Flutopfer

Dabei vergaßen die Künstler und Besucher nicht, dass es auf der anderen Seite im Ahrtal derzeit nicht so beschaulich zugeht. Lothar Mol hatte ein Gemälde von 140 mal 100 Zentimetern in 35 gleichgroße Einzelstücke, „Erinnerungsflächen“, zerteilt und mit einer Kordel zum Hängen ausgestattet. Jedes Segment - ein kleines Unikat und für 20 Euro zu erwerben. Den Erlös aus dem Verkauf spendet Lothar Mol auf das Konto der VG Unkel „Hochwasser“ und will die erwirtschaftete Summe auch noch auf mindestens 300 Euro aufrunden. „Ich hatte mir überlegt, was ich tun kann für die Flutopfer“, so der Künstler, der dieses Bild im Frühjahr 2021 schuf und sich nun davon trennte. Das Gesamtwerk, ein abstraktes Motiv mit gespachtelter Acrylfarbe auf HPL-Platte, hat der Künstler aus Neustadt an der Wied nur noch als Foto. Concept-Künstlerin Martine Seibert-Raken, die bei der Biennale in Venedig Furore machte, hatte eine rosa Wolke aus Hasendraht, mit dem sie dort begeisterte, am Haus aufgestellt. Im Garten platzierte Keramikarbeiten von Nicole Hahn, Sprecherin des Kunstvereins, bezauberten das Publikum beim Gang von Stand zu Stand.

Druckgrafiken von Barbara Schwingen zeigten Personen mit Botschaften. Zum Beispiel hatte sie Greta mit deren vorwurfsvoller Frage „How dare you?“ aus der Rede Thunbergs vor der UN-Klimakonferenz zu bieten. Pia Godoy Carter hatte Druckgrafiken und Holzschnitte aus ihrem Atelier aufgeboten. Nici Ricke und Tom Griffith hatten einen Stand mit einer Auswahl ihrer vielfältigen Bilder. Claudia Coqui beschäftigte sich mit der Umweltzerstörung durch Feuer, angeregt durch die Brände in Australien. Frauen-Portraits von Ana Weis gefielen.

Ulrike Ballhorn Tholl punktete mit ihrer Punktmalerei. Peter Moritz präsentierte Fotos, die durch Über- und Unterbelichtung ihren Reiz erhielten. So hatte er ein Stück Bauschutt vom Haus Löwenburg fotografisch verfremdet und daraus eine tolle Komposition geschaffen. Da schloss sich der Kreis: Das Hotel Löwenburg war ja auch von Martine Seibert-Raken vor dem Abbruch mit den rosa Wolken ausgeschmückt worden.

Zur Veranstaltung gehörte am ersten Tag auch eine Lesung mit Literaturpreisträger Frank Schablewski – er stellte sein Buch „Ein Paar aus 4 Menschenhälften“ vor. Eine Zugabe mit Hans Rehse und Souful of Blues folgte.

Der Verein hat mittlerweile 53 Mitglieder, nicht nur aus Unkel, sondern auch aus Bonn, Köln, Düsseldorf, Berlin und Bayern. Auch Künstler von außerhalb sollen sich präsentieren können. Ein Ganzjahresprogramm soll ebenfalls erarbeitet werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort