Tierpark siedelt heimische Arten an Seltene Fledermäuse finden im Zoo Neuwied neues Zuhause

Neuwied · Nicht nur eine Reihe exotischer Fledermausarten lebt im Zoo Neuwied. Viele heimische, nicht selten vom Aussterben bedrohte Arten bekommen in neuen Kästen einen neuen Lebensraum. Die Kästen hängen etwa am Raubtierhaus des Zoos.

 Zu den exotischen Fledermausarten des Zoos Neuwied zählt die südamerikanische Brillenblattnase.

Zu den exotischen Fledermausarten des Zoos Neuwied zählt die südamerikanische Brillenblattnase.

Foto: Alexandra Japes

In großen Bauwerken wie der mächtigen Wiedtalbrücke der A3 bei Windhagen mit ihren großen Gewölbebögen und vielen versteckten Ritzen leben sie zu Tausenden: Fledermäuse. Aber nicht überall finden die scheuen Tiere solch ideale Quartiere – nahezu ungestört vom Menschen oder anderen Störquellen. Im Zoo Neuwied kommen jetzt seltene und zum Teil sogar latent vom Aussterben bedrohte heimische Arten wie das Mausohr oder die Zwergfledermaus in neuen Behausungen unter. Mit Erfolg: Der Umweltverband Naturschutzbund Deutschland (Nabu) hat den Tierpark jetzt für sein Engagement für den Schutz bedrohter heimischer Arten mit dem Prädikat „Fledermäuse willkommen“ ausgezeichnet.

Seltene exotische Fledermäuse wie die südamerikanischen Brillenblattnasen können die Besucher des Tierparks im Neuwieder Stadtteil Heimbach-Weis schon seit vielen Jahren in der Prinz-Maximilian-zu-Wied-Halle des Zoos bewundern – dem Ort, in dem sich die Exoten des Tierparks tummeln. Doch seit Kurzem sind an diversen Stellen des 13,5 Hektar großen Geländes hölzerne Fledermauskästen zu finden. Diese hatte der Zoo über die Weihnachtswunschliste erhalten, auf Wunsch von Henrik Spilling, Revierleiter im Zoo Neuwied: „Ich war schon als Kind fasziniert von Fledermäusen und habe mich für den Schutz der heimischen Arten eingesetzt“, berichtet der Tierpfleger. „Umso besser, wenn wir das hier im Zoo nun auch vorantreiben können.“

Fledermauskot glitzert wie Feenstaub

Mit geschultem Auge begutachtet Oliver Meier-Ronfeld, Fledermaus-Experte und ehrenamtlicher Gutachter des Nabu Rheinland-Pfalz, das Gelände. Ein Kasten hängt nicht ganz optimal, denn: „Der Kasten ist zu dicht an einem Zaun montiert, außerdem gibt es recht viel Gebüsch, da haben die Fledermäuse nicht genug Platz, um ein- und auszufliegen“, erklärt der Gutachter. Das Problem lässt sich aber leicht beheben, denn hohe, frei stehende Wände gibt es auf dem Huftier-Plateau vor dem Stall genug. Und da entdeckt Meier-Ronfeld noch etwas: kleine schwarz-braune Krümelchen an einer der Stallwände – Fledermauskot. „Das ist der beste Hinweis auf ein bereits vorhandenes Fledermaus-Quartier“, sagt er. „Fledermauskot lässt sich von Mäusekot am besten dadurch unterscheiden, dass er quasi zu Staub zerfällt, wenn man ihn in der behandschuhten Hand zerreibt. Außerdem glitzert er etwas, wie Feenstaub“, so Meier-Ronfeld.

Das liegt an den nicht verdauten Chitin-Anteilen der Insekten, die die heimischen Fledermäuse fressen. In ihren Sommerquartieren leben Männchen und Weibchen getrennt. Die Weibchen ziehen dann in den sogenannten Wochenstuben den Nachwuchs groß. In der Regel bekommt ein Weibchen nur ein Jungtier. Hinter der Holzverkleidung des Stallgebäudes befindet sich also ein solches Sommer- oder Frühjahrsrevier, in dem nach Meinung von Meier-Ronfeld stolze 40 bis 50 Tiere Platz finden könnten. „Aktuell befinden sich die Fledermäuse noch im Winterschlaf.“

Fledermauskästen hängen beispielsweise am Raubtierhaus

Die Gruppe aus Gutachter Meier-Ronfeld, Zoo-Kurator Max Birkendorf und Revierleiter Spilling zieht weiter ins nächste Revier: Im Wald, genauer gesagt, auf der Känguru-Wiese, ist der perfekte Lebensraum für das Mausohr. Diese große Fledermausart hat eine Spannweite von bis zu 40 Zentimetern und ist in heimischen Wäldern zu Hause.

Gemeinsam mit dem Gutachter entdecken Spilling und Birkendorf noch mehr Quartiere, die für die Fledermäuse infrage kommen – oder sogar schon genutzt werden. Sogar das Raubtierhaus des Zoos scheinen sich ein paar Männchen als Tagesquartier ausgesucht zu haben. Vom Besucherweg aus lässt sich der dort angebrachte Fledermauskasten bestens einsehen.

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