Frank-Peter Kern im Linzer Martinus-Gymnasium Sicherheitsexperte erklärt, worauf es im Notfall ankommt

Linz · Sicherheitsexperte Frank-Peter Kern, der in Bad Neuenahr lebt und bei der Flut 2021 hautnah erfahren hat, wie plötzlich eine Katastrophe eintreten kann, will fernab von Panikmache vermitteln, worauf es ankommt.

 Frank-Peter Kern (rechts) und Nachbarn am Bad Neuenahrer Johannisberg hatten sich nach der Ahr-Flut zusammengetan, um einander und andere Bürger zu versorgen. (Archivfoto)

Frank-Peter Kern (rechts) und Nachbarn am Bad Neuenahrer Johannisberg hatten sich nach der Ahr-Flut zusammengetan, um einander und andere Bürger zu versorgen. (Archivfoto)

Foto: Sarah Branse

„Wer vorbereitet ist, kann auch anderen helfen“, nennt Sicherheitsexperte Frank-Peter Kern einen entscheidenden Grund, warum Bürger nicht blindlings in eine Krisen- oder Katastrophensituationen geraten sollten. Was vorbereitet sein bedeutet, wird er am Donnerstag, 13. Oktober, im Martinus-Gymnasium in Linz in einem zweistündigen Seminar erklären. „Ich will Bürger motivieren, sich mit dem Thema zu befassen“, betont Kern vorab im Gespräch mit dem General-Anzeiger - fernab von Panikmache, mit wichtigen Hinweisen, damit man im Krisenfall nicht hilflos ist.

Kern, Technischer Fachwirt und Sicherheitsexperte, kommt eigentlich aus dem Metier Funktechnik. Zuletzt und bis 2015 war er Leiter der Streckensicherung am Nürburgring. Seitdem ist der 68-Jährige als Dozent, wie vorliegend für die Kreisvolkshochschule, und Coach für persönliche Notfallvorsorge im Bevölkerungsschutz unterwegs. Dabei rät er Bürgern, sich selbst einmal die Frage zu stellen, wie es wäre, wenn man zehn Tage auf sich selbst gestellt ist und vielleicht auch das Haus nicht verlassen kann.

Was es heißt, mit einer Katastrophensituation konfrontiert zu sein, hat der Ost-Westfale, der seit 2008 in Bad Neuenahr lebt, bei der Flutkatastrophe 2021 am eigenen Leib zu spüren bekommen. Mit dem Thema Vorbereitung auf Katastrophen hat er sich aber schon vorher befasst. So hat er auch das Schneechaos im Münsterland 2005, bei dem 250.000 Menschen bis zu sechs Tage vom Stromnetz abgeschnitten waren, miterlebt. Deshalb waren er und seine Familie vorbereitet, als die Ahr-Flut kam. Gemeinsam mit Nachbarn konnte die Familie Kern so nicht nur sich selbst, sondern auch anderen Betroffenen helfen.

Bevölkerungsschutz von Politik viele Jahrzehnte vernachlässigt

„Ein Gaskocher ist essenziell“, sagt Kern. Ein batteriebetriebenes Radio oder ein Kurbelradio, batteriebetriebene Kopflampen, ein Vorrat an Lebensmitteln, ausreichende Mengen der Medikamente, die man benötigt, ein Erste-Hilfe-Kasten: Das seien grundlegende Dinge, die jeder im Haushalt haben sollte. Denn bis Hilfsorganisationen überall eingreifen könnten, könne es ein paar Tage dauern, sagt Kern. Wichtig sei die nachbarschaftliche Hilfe - und um die sei es seiner Erfahrung nach auf dem Land in der Regel besser aufgestellt als in Städten.

„Man kann es nur gemeinsam stemmen“, sagt Kern, der sich beim Thema Bevölkerungs- und Katastrophenschutz von der Politik enttäuscht zeigt. „Der Bevölkerungsschutz ist in den vergangenen 25 Jahren stark vernachlässigt worden. Auf politische Veränderungen kann man nicht warten. Wir sind auf uns selbst gestellt“, so der 68-Jährige. Er suche immer wieder Kontakt zu Politikern, um für das Thema zu sensibilisieren. Das Interesse sei stets groß, aber Taten würden dem nicht folgen.

Für den Kursus „Hamstern oder vorbereitet sein - wie reagiere ich auf eine Katastrophe?“ am Donnerstag, 13. Oktober, von 19 bis 21.15 Uhr im Martinus-Gymnasium Linz, Im Bondorf 14, sind kurzfristig noch Anmeldungen möglich. Info: www.kvhs-neuwied.de oder unter ☏ 02631/347813; Kosten: 26 Euro. Am 3. November findet ein weiterer Kursus statt.

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