Hilfe für Geflüchtete aus der Ukraine Sport und Spiel als Basis für eine gelungene Integration

bad honnef. · Gemeinsam etwas bewegen: Diesen Gedanken haben Sportvereine in Bad Honnef und Rheinbreitbach mit einem Willkommenstreffen für Geflüchtete in die Tat umgesetzt. Rund 50 geflüchtete Kinder und ihre Mütter aus der Ukraine besuchten am Samstag das vom Bad Honnefer Fußballverein (HFV) und dem SV Rheinbreitbach ausgerichtete Event in der Hans-Dahmen Halle in Rheinbreitbach.

 Das macht sichtlich Spaß: In der Hans-Dahmen-Halle in Rheinbreitbach spielen und turnen die Kinder aus der Ukraine und erfahren so ein Stück wichtige Normalität nach Krieg und Flucht-

Das macht sichtlich Spaß: In der Hans-Dahmen-Halle in Rheinbreitbach spielen und turnen die Kinder aus der Ukraine und erfahren so ein Stück wichtige Normalität nach Krieg und Flucht-

Foto: Frank Homann

Jacke aus und los geht´s. Der vierjährige Tim schnappt sich den Ball und ist sofort in seinem Element. Zuhause, in seinem Heimatort nahe Kiew, hatte er in einer Fußballmannschaft gespielt. Doch dann kam der Krieg. Und die Flucht. Seit einem Monat lebt er mit seiner Mutter in Bad Honnef. Am Samstag konnte er erstmals nach dem dramatischen Einschnitt in seinem jungen Leben wieder das tun, was er so liebt: Fußball spielen. Und wie. Gekonnt und mit einem Strahlen im Gesicht flitzte er mit dem Ball durch die Halle. Allein dafür hat sich die Mühe der Organisatoren schon gelohnt.

Junge Turnerinnen beeindrucken

Die Fußballvereine HFV und SV Rheinbreitbach hatten das Willkommenstreffen gemeinsam mit dem ehrenamtlichen Koordinator von Hilfen für Geflüchtete aus der Ukraine, Jürgen Sommer, auf die Beine gestellt. Das Ziel: Den Kindern und ihren Müttern das breite Sportangebot in Bad Honnef vorzustellen und sie zum Mitmachen zu ermutigen. Denn, so betonte Sommer, „Sport ist ein wichtiger Faktor bei der Integration.“

Mit dabei an diesem Vormittag sind auch Vertreter des ATV Selhof, der neben Ballsport auch Turnen im Angebot hat. Die fürs Bodenturnen bereitgelegten Matten bleiben nicht lange leer. Zielstrebig steuern Sofia (9) und Anastasia (7) sie an und legen los. Sie schlagen Rad und vollführen Bodengänge. Hierbei wechseln sie aus dem Stand nach hinten über die Brücke durch den Handstand zurück auf die Füße.

Nicht nur die Betreuerinnen des ATV sind beeindruckt. Die talentierten Schwestern stammen aus Kiew. Ende Februar mussten sie ihre Heimat verlassen und leben seither mit ihrer Mutter in Bad Honnef. Bereits seit Längerem besuchen sie die Grundschule. Nun sind sie glücklich, endlich einmal wieder ihrem Hobby nachzugehen, der rhythmischen Sportgymnastik.

Freude im Team und wichtige Kontakte

„Spaß zu haben und Freunde zu gewinnen in unseren Vereinen“, hatte HFV-Vorstandsmitglied Stephan Göckeler bei der Begrüßung als ein Leitmotiv für die Veranstaltung genannt. Ejmen Celic, Abteilungsleiter Fußball beim SV Rheinbreitbach, der die Organisation übernommen hatte: „Wir wollen einfach helfen.“ Welch wichtige Rolle der Sport in der Integration spielt, weiß Daniel Stein von den Dragons Rhöndorf: „Gerade in den Mannschaftssportarten können wir die Kids abholen.“

Einer, bei dem dies schon gelungen ist, ist Vadim. Der 13-Jährige Ukrainer ist erst seit drei Wochen bei den Dragons und wird an diesem Samstag schnell zu einem wichtigen Ansprechpartner für die Kinder. Sie laufen nach Herzenslust durch die Halle, spielen mit den Bällen, klettern an der Sprossenwand und genießen die Pausen mit einer Limo und einem Stück Kuchen. Ein wichtiger Nebeneffekt: Hier lernen sich auch die Geflüchteten untereinander kennen. „Jeder, der hier unsere Sprache spricht, wird zur Familie“, sagt eine Mutter bewegt.

Aktuell seien in Bad Honnef rund 230 Geflüchtete untergebracht, davon sehr viele privat, betonte Felix Trimborn vom Fachdienst Soziales und Asyl der Stadt am Rande des Treffens und sprach von einer riesigen Unterstützung durch viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. Knapp 100 Ehrenamtliche seien neu hinzugekommen, engagierten sich etwa als Betreuer oder Dolmetscher. Diese Hilfe zu koordinieren, ist Sommer ein wichtiges Anliegen. Gemeinsam mit seiner Frau hat er mehrere Flüchtlinge aufgenommen (der GA berichtete) und engagiert sich seither kontinuierlich in der Unterstützung der Menschen, inzwischen im Auftrag der Stadt als ehrenamtlicher Koordinator für nicht-behördliche Vorgänge. Durch seinen Beruf als Unternehmensberater sei er es gewohnt, Strukturen aufzubauen, so Sommer. Die Hilfsbereitschaft im Ort sei riesengroß.

Niedrige Hürden bei der Integration

Etwa bei der sportlichen Integration. „Die Kinder können alle Leistungen der Vereine kostenlos in Anspruch nehmen und erhalten bei Bedarf auch die Ausstattung gestellt,“ so Sommer. Vereine, deren Sponsoren und Geschäftsleute seien sehr engagiert. Davon dürfte auch der kleine Tim profitieren. Der HFV will mithelfen, dass der Vierjährige möglichst bald wieder das tun kann, was er so liebt: Fußballspielen im Verein.

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