Freibad Unkel Verbandsgemeinderat stimmt gegen die Bürgschaft

Unkel · Es hing alles an der Entscheidung des Rates der Verbandsgemeinde Unkel: Bürgen oder nicht bürgen - das war am Donnerstagabend die Frage. Stimmt er zu, kann das Freibad Unkel mit der Landesförderung in Höhe von 675.000 Euro saniert werden. Stimmt er nicht zu, zahlt das Land die Mittel nicht aus. Dies wäre auf unbestimmte Zeit das Aus für das Freibad. Ein Drama in fünf Akten.

 Mit signalgelben Bade-Entchen warb der Förderverein noch einmal fürs Freibad Unkel, dennoch hat der Verbandsgemeinderat am Donnerstagabend gegen eine Bürgschaft für das Bad gestimmt. Mit 13:11 Stimmen fiel das Ergebnis sehr knapp aus.

Mit signalgelben Bade-Entchen warb der Förderverein noch einmal fürs Freibad Unkel, dennoch hat der Verbandsgemeinderat am Donnerstagabend gegen eine Bürgschaft für das Bad gestimmt. Mit 13:11 Stimmen fiel das Ergebnis sehr knapp aus.

Foto: Frank Homann

Erster Akt: Das Vorspiel

Der Vorhang fällt nicht. Es gibt gar keinen. Nur zwei Flügeltüren. Sie werden zwei Stunden lang sperrangelweit geöffnet sein. Das waren sie seit Jahren nicht mehr. Lange war das Interesse an einer Ratssitzung nicht mehr so gewaltig wie diesmal. Mehr als 100 Bürger drängen in den Sitzungssaal. Sehr junge und alte Menschen, Männer und Frauen, eben all jene, die gerne wieder ein Freibad in Unkel hätten. Sie sind die Statisten eines Stückes, von dem sie noch nicht wissen, wie es für sie endet: als Tragödie oder Komödie? Vor der Tür verteilt Ulrike Kessel, Sprecherin des Fördervereins Freibad Unkel, gelbe Gummientchen. "Wir dürfen nicht klatschen, nicht buhen, nichts sagen und nichts fragen - aber wir dürfen Entchen hochhalten", sagt sie. Es ist eine stille Kundgebung.

Zweiter Akt: Das Plädoyer

Der Platz im Saal reicht nicht. Ein Mikro muss her. Die Verwaltung hat da etwas vorbereitet: Sie ahnte, dass es voll werden würde und manche im Foyer stehen müssen und zuhören wollen. Es ist kurz nach 19 Uhr, als es losgeht. Bürgermeister Karsten Fehr übergibt Werner Henneker, Geschäftsführer des Fördervereins, das Wort. Er appelliert: "Das Freibad ist wichtig für die Entwicklung der Gemeinde." Und: "Selbst wenn wir zwei schlechte Jahre haben, werden wir das Freibad weiterführen, weil unsere Leute anpacken können. Wir sind 500 engagierte, hartnäckige und kreative Mitglieder." Es ist der letzte Versuch zu überzeugen. Die Entscheidung ist da längst gefallen.

Dritter Akt: Das Duell

Es wird scharf geschossen. "Wir machen uns zum Gespött des Landes, wenn wir der Bürgschaft nicht zustimmen", sagt Klaus-Henning Rosen, Fraktionsvorsitzender der SPD. Das ehrenamtliche Engagement in Unkel sei ohnehin gewaltig, doch das des Fördervereins übertreffe dies noch einmal, ergänzt Rosen. "So leid es uns tut, aber wir können die Bürgschaft nicht leisten", sagt der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Stefan Schmitz. Ansgar Federhen von den Grünen plädiert für eine Bürgschaft: "Wenn wir die Unterstützung versagen, werden wir nie wieder so ein Engagement in Unkel erleben und nie mehr einen Zuschuss vom Land fürs Freibad erhalten." Auch Linken-Ratsmitglied Klaus Schlüter schlug in diese Kerbe: "Das Freibad wäre eine große Bereicherung. Das dürfen wir nicht aufs Spiel setzen." Die FDP sieht es noch anders: "Um das Für und Wider, Herz und Verstand richtig abzuwägen, erscheint es uns wichtig, die Mitbürger mit einzubeziehen", sagt Fraktionsvorsitzende Eva Pufpaff.

Pause

Wie jedes Drama mit größeren Ausmaßen hat auch dieses eine Pause. Die 15-minütige Sitzungsunterbrechung wurde nötig, weil die FDP einen Antrag auf eine Bürgerbefragung gestellt hat. Dies hätte zur Folge gehabt, dass die Entscheidung vertagt wird. Als sich die Ratsmitglieder zurückziehen, wird es unruhig. Schwarzseher treffen auf Optimisten. Prognosen, wohin man hört. Daumen hoch, Daumen runter. "Eine Bürgerbefragung würde die Entscheidung herausschieben und wäre für die Verbandsgemeinde nicht einmal bindend", sagt Kessel.

Vierter Akt: Die Entscheidung

Als es weitergeht, meldet sich Unkels Stadtbürgermeister Gerhard Hausen zu Wort: "Ich kann nur raten, Motor und nicht Abbremser zu sein. Ja, das Freibad ist eine Herausforderung für die Politik und Verwaltung, aber wir sollten die Chance nutzen." Es gehe nicht darum, die Initiative kaputtzumachen, erwidert darauf Karsten Fehr. Er selbst, so sagt er, würde als langjähriges Mitglied des Fördervereins sogar privat spenden, aber eine Bürgschaft, die noch die nächsten Generationen belasten könnte, könne er nicht verantworten. Es ist der Moment, in der die Tragödie aus Sicht des Fördervereins ihren Lauf nimmt. Wenige Minuten später ist es mucksmäuschenstill im Sitzungssaal des Unkeler Rathauses. Das Abstimmungsergebnis: 13 Ratsmitglieder sind gegen die Bürgschaft (CDU/FWG), elf dafür (SPD/Grüne/Linke), die beiden FDP-Ratsmitglieder enthalten sich.

Fünfter Akt: Die Reaktionen

Die Verlierer des Abends verlassen schweigend und betrübt den Saal. Es ist kurz nach 21 Uhr, als wieder alles ist wie immer. Der Saal ist leer, Politiker sind unter sich. Es geht um die Aufwandsentschädigung der Freiwilligen Feuerwehr (wird erhöht), den Nachtragswirtschaftsplan des Abwasserwerkes (ist beschlossen) und die Vergnügungssteuer (wird hinaufgesetzt). Es ist der Abspann eines bürgerlichen Trauerspiels.

Ende

Stimmen zur Entscheidung

Karsten Fehr, Bürgermeister der VG Unkel: "Wir unterstützen den Förderverein gerne mit 230.000 Euro, stellen für die Sommermonate das Personal kostenlos und das Freibadgelände zu einem symbolischen Betrag zur Verfügung. Aber die Bürgschaft wäre ein Damoklesschwert, das 25 Jahre und damit auch über der nächsten Generation schweben würde."

Alfons Mußhoff, CDU-Ratsmitglied: "Die Entscheidung ist die schwerste, die ich je im Rat treffen musste und sie hat mir schlaflose Nächte bereitet. Mein Herz sagt ja zum Freibad, aber mein Verstand nein. Die laufenden Betriebskosten sind mein Problem."

Ulrike Kessel, Sprecherin des Fördervereins Freibad Unkel: "Wir sind schwer enttäuscht, besonders vom Fraktionszwang. Aber wir werden weiterkämpfen: Jetzt erst recht. Diese Entscheidung ist noch nicht das Ende des Freibades. Im Gegenteil: Das knappe Ergebnis ermutigt uns. Bei unserer Jahreshauptversammlung am 19. Dezember werden wir uns beraten. Vielleicht leiten wir ein Bürgerbegehren in die Wege oder versuchen in privater Initiative Gelder zu akquirieren. Aber das sind nur zwei von verschiedenen Denkansätzen. Wir werden im Hintergrund weiterarbeiten, denn: Die Schlacht ist verloren, der Krieg aber noch lange nicht."

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