„Deutschlands dienstältester Bürgermeister“ Hunderte nehmen Abschied von Josef Rüddel in Windhagen
Windhagen · Josef Rüddel, 56 Jahre Windhagens Ortsbürgermeister und viele Jahre „Deutschlands dienstältester Bürgermeister“, ist am Samstag in Windhagen beigesetzt worden. Viele Hundert Menschen wohnten der Beisetzung bei.
Unter großer Anteilnahme von vielen Hunderten von Weggefährten und Menschen aus Windhagen und der Umgebung ist Josef Rüddel, langjähriger Ortsbürgermeister von Windhagen, der sich im März 2012 für sieben Jahre den Titel „Deutschlands dienstältester Bürgermeister“ gesichert hatte, am Samstag in seinem Heimatort Windhagen beigesetzt worden. Dicht gedrängt standen die Trauernden um die Friedhofskapelle, bevor der 98-Jährige im Familiengrab auf dem Friedhof beigesetzt wurde. 300 bis etwa 400 Menschen nahmen an der Zeremonie teil.
Zuvor hatten diese in einem Seelenamt in der Windhagener Pfarrkirche St. Bartholomäus Abschied von dem engagierten Kommunalpolitiker und Christdemokraten genommen, der 56 Jahre lang die Geschicke Windhagens lenkte und den Ort prägte wie kein Zweiter. Schon zu Lebzeiten war der gelernte Landwirt, der 1963 erstmals zum Ortsbürgermeister der rheinland-pfälzischen Westerwaldgemeinde an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen gewählt worden war und anschließend 14-mal für dieses Amt wiedergewählt wurde, zum Ehrenbürger ernannt worden. Am Samstag vergangener Woche war Josef Rüddel, den viele nur „Jüppchen“ nannten, im Alter von 98 Jahren gestorben.
56 Jahre war Josef Rüddel Bürgermeister – 14-mal wiedergewählt
Martin Buchholz (CDU), Nachfolger Rüddels im Amt des Ortsbürgermeisters, würdigt ihn als einen Ortsbürgermeister, der wollte, dass die Menschen in seiner Heimatgemeinde glücklich leben und arbeiten können. „Er hatte jederzeit ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte seiner Mitmenschen“, erklärte Buchholz. Für seine Verdienste als Kommunalchef war Rüddel mehrfach ausgezeichnet worden: Neben der Ehrenbürgerwürde zu Lebzeiten erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande, die Freiherr vom Stein-Plakette und die Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz.
In mehr als fünf Jahrzehnten war es dem gelernten Landwirt und Rinderzüchter gelungen, das kleine Bauerndörfchen im äußersten Norden von Rheinland-Pfalz in einen der größten – in vielen Jahren den größten – Gewerbesteuerzahler im Kreis Neuwied zu verwandeln. Weltmarktfirmen wie Agfa, Ergoline oder Wirtgen, den späteren Weltmarktführer für Straßenbaumaschinen, sowie viele weitere Firmen lotste Rüddel nach Windhagen.
1955 rückte der damals 30-Jährige in den Gemeinderat von Windhagen nach. Als im April 1963 Bürgermeister Josef Heuser starb, wurde Rüddel am 10. Mai 1963 als dessen Nachfolger gewählt. Im Mai 2019 trat er dann mit 94 Jahren, nach 56 Jahren im Amt ab.
Rüddel lotst große Weltmarken und viele Firmen nach Windhagen
Und: Eine Idee, die sinnbildlich steht für das Leben und die Offenheit von Josef Rüddel: Nach dem Begräbnis lud seine Familie nicht etwa eine Auswahl handverlesener Gäste in ein Restaurant oder Gasthaus ein, vielmehr waren laut Trauerkarte seiner engsten Angehörigen „alle Begräbnisteilnehmer“ dorthin eingeladen, wo Josef Rüddel den Großteil seines 98 Jahre langen Lebens verbracht hatte: auf seinen Hof im Windhagener Ortsteil Hüngsberg.