Ein vierblättriges Kleeblatt für Berlin Vier Kandidaten aus dem Kreis Neuwied schaffen es in den Bundestag

Kreis Neuwied · Direkt vier Kandidaten aus dem Kreis Neuwied gehen nach Berlin. Mit Erwin Rüddel schaffen außerdem Sandra Weeser, Andreas Bleck und Martin Diedenhofen den Sprung in den Bundestag.

 Erwin (Mitte) und Josef Rüddel feierten den Erststimmen-Sieg gemeinsam in Windhagen.

Erwin (Mitte) und Josef Rüddel feierten den Erststimmen-Sieg gemeinsam in Windhagen.

Foto: Frank Homann

1955, 1969, 1988, 1995. Diese vier Jahreszahlen aus vier ganz unterschiedlichen Jahrzehnten stehen für die eine Frau und die drei Männer, die künftig als Abgeordnete den Wahlkreis Neuwied/Altenkirchen in Berlin vertreten werden. Nachdem während der jetzt zu Ende gehenden Legislaturperiode mit Sandra Weeser (52) von der FDP, Erwin Rüddel (65) von der CDU und Andreas Bleck (33) von der AfD bereits drei Vertreterinnen und Vertreter den nördlichsten Wahlbezirk von Rheinland-Pfalz im Deutschen Bundestag repräsentierten, ist nach der Bundestagswahl aus dem Trio ein Quartett geworden. Über die Landesliste seiner Partei schaffte auch Sozialdemokrat Martin Diedenhofen (26) aus Erpel erstmals den Sprung ins Parlament.   

Während sich der Windhagener Erwin Rüddel bereits am späten Sonntagabend zum vierten Mal das Direktmandat sicherte, gelangten Weeser, Bleck und Diedenhofen am Montag über ihre guten Platzierungen auf den jeweiligen Landeslisten ihrer Parteien zum Mandat. Somit vertritt nun ein vierblättriges Kleeblatt den Kreis Neuwied in der Hauptstadt.

Insbesondere das Zweitstimmenergebnis sprach eine eindeutige Sprache: Im Wahlkreis Neuwied verlor die CDU stark,  erzielte 26,8 Prozent der gültigen Zweitstimmen und fuhr damit ein Minus von 11,4 Prozentpunkte ein. Ein gutes Stück besser schnitt der CDU-Kandidat Rüddel bei den Erststimmen ab: Er erreiche 31,9 Prozent der Stimmen, was allerdings im Vergleich zum Urnengang vor vier Jahren ebenfalls ein Minus von 11,3 Prozentpunkten entsprach. „Einerseits freue ich mich, dass ich es geschafft habe, andererseits mache ich mir schon meine Gedanken“, erklärte Erwin Rüddel kurz nachdem sein knapper Sieg gegen den jungen SPD-Kontrahenten Diedenhofen, der auf 30,2 Prozent der Stimmen kam, offiziell war. „Nach Jens Spahn und Karl Lauterbach war ich während der Corona-Pandemie einer der gefragtesten Gesundheitspolitiker der Republik“, erklärte der 65-Jährige. „Im Wahlkreis scheint solch ein Engagement nicht beobachtet zu werden“, fügte er hinzu. 

Rüddel feierte seinen vierten Sieg in Folge

Zusammen mit seinem 96 Jahre alten Vater Josef Rüddel, der von 1963 bis 2019 und somit 56 Jahre Ortsbürgermeister von Windhagen war, seiner Frau, beiden erwachsenen Kindern und vielen Unterstützern feierte Rüddel am späten Sonntagabend seinen vierten Sieg in Folge. Sohn Alexander Rüddel hielt seinen Vater im Windhagener Hotel Vierwinden aktuell über den gleichbleibenden – wenn auch stets knappen – Vorsprung auf dem Laufenden. Seine eigenen Ambitionen auf politische Ämter hatte der Rüddel-Filius, respektive Rüddel-Enkel bereits im Juni 2018 ad acta gelegt. Nach einem Streit in der Windhagener CDU-Fraktion hatten Josef, Erwin und Alexander Rüddel unisono erklärt, nicht mehr für ein Mandat im Ortsgemeinderat zu kandidieren.

Das Zweitstimmenergebnis macht zusätzlich deutlich, wie eng die Wahl für Erwin Rüddel war: Dort erreichte die SPD 30,0 Prozent und gewann mit einem Plus von 4,6 Prozentpunkten deutlich dazu. Die AfD kam auf 9,7 Prozent und verlor leicht um 1,1 Prozentpunkte. Die FDP legte leicht um 1,4 Prozentpunkte zu. Sie kam somit auf 11,5 Prozent. Die Grünen schafften 10,5 Prozent, was einem satten Plus von 4,5 Prozentpunkten entspricht. Die Freien Wähler erzielten 3,3 Prozent und gewannen im Vergleich zur Bundestagswahl vor vier Jahren 2,2 Prozentpunkte dazu.

 Ein recht unterschiedliches Mimenspiel bescherten die ersten Hochrechnungen den Unterstützern von Martin Diedenhofen am Erpeler Sportplatz.

Ein recht unterschiedliches Mimenspiel bescherten die ersten Hochrechnungen den Unterstützern von Martin Diedenhofen am Erpeler Sportplatz.

Foto: Frank Homann
 Erst impfen, dann wählen: Der Impfbus des Landes parkte am Wahlsonntag in Unkel an der Grundschule Am Sonnenberg.

Erst impfen, dann wählen: Der Impfbus des Landes parkte am Wahlsonntag in Unkel an der Grundschule Am Sonnenberg.

Foto: Frank Homann
 Erleichterung in Windhagen: Um 23.03 Uhr erreichte Erwin Rüddel die Nachricht, dass der letzte Wahlbezirk ausgezählt ist und er gewonnen hat.

Erleichterung in Windhagen: Um 23.03 Uhr erreichte Erwin Rüddel die Nachricht, dass der letzte Wahlbezirk ausgezählt ist und er gewonnen hat.

Foto: Frank Homann

Bei den Zweitstimmen gelang es der AfD erneut sich als drittstärkste politische Kraft im Kreis Neuwied zu behaupten. Auf Rang vier hinter CDU (31,9 Prozent), SPD (30,2) und AfD (9,4 Prozent) landeten die Grünen, die 9,2 Prozent holten. Die Freien Wähler mit Marianne Altgeld (33) an der Spitze schafften 4,5 Prozent.

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