Gräberfeld auf dem Unkeler Friedhof Warten auf die erste Urne

Unkel · Die Stadt und das Bistum haben einen Vertrag geschlossen: Auf einem Teil des Unkeler Friedhofs werden künftig Urnen von Alt-Katholiken beigesetzt, deren Ruhezeit in den Kolumbarien abgelaufen ist.

 Stadtbürgermeister Gerhard Hausen auf dem Gräberfeld in Unkel. Später soll hier auch ein Gedenkstein stehen.

Stadtbürgermeister Gerhard Hausen auf dem Gräberfeld in Unkel. Später soll hier auch ein Gedenkstein stehen.

Foto: Frank Homann

Rund 16.000 Alt-Katholiken gibt es in Deutschland. Viele von ihnen werden eines Tages ihre allerletzte Ruhestätte auf dem städtischen Friedhof in Unkel finden. Die Stadt am Rhein hat im Februar einen Vertrag mit dem katholischen Bistum der Alt-Katholiken in Bonn abgeschlossen. In der Vereinbarung ist die Endbeisetzung der in alt-katholischen Kolumbarien eingestellten Urnen nach Ablauf der gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeit von mindestens 15 Jahren auf einem Gräberfeld des Friedhofs „Am hohen Weg“ geregelt. Der Unkeler Rat hatte dies bei einer Gegenstimme beschlossen. Die Friedhofsordnung wurde dafür geändert.

Die Stadt ist in finanziellen Nöten: Der Unkeler Doppelhaushalt 2015/2016 weist ein Defizit von mehr als 600.000 Euro aus, das Eigenkapital schrumpft immer weiter. Im Friedhofswesen standen in den vergangenen Jahren Aufwendungen von bis zu 57.000 Euro im Jahr Erträgen von lediglich 14.000 Euro gegenüber.

Den Kontakt mit den Alt-Katholiken hatte ein Unkeler Bestattungsunternehmen vor eineinhalb Jahren hergestellt. „Die Alt-Katholiken suchten eine Stätte für die Endbeisetzung der Urnen“, sagt Unkels Stadtbürgermeister Gerhard Hausen. Vom Stadtrat sei das sehr positiv aufgenommen worden, zumal es auf dem kommunalen Friedhof größere freie Flächen gebe. „Die Alt-Katholiken haben nur Wert darauf gelegt, dass alles sehr pietätvoll ist. Es sollte ein würdiger Ort sein“, so Hausen. Und den könne seine Stadt ja bieten.

Das Bistum der Alt-Katholiken ist seit etwa zehn Jahren Träger kirchlicher Urnen-Friedhöfe, so genannter Kolumbarien, die für Menschen mit oder ohne Konfession zur letzten Ruhestätte werden. Allein in NRW gibt es zehn solcher Kolumbarien, eines davon befindet sich in der Bistums- und Bischofskirche der Alt-Katholiken in der Bonner Namen-Jesu-Kirche, alle anderen in Bestattungshäusern. „Wir mussten uns damals die Frage stellen, was nach Ablauf der Ruhezeit ist“, sagt Generalvikar Jürgen Wenge. Bei der Suche glaubte man bereits, auf dem alten Dottendorfer Friedhof fündig geworden zu sein, doch habe sich diese Lösung letztlich als zu aufwendig erwiesen. So sei man schließlich auf Unkel gestoßen.

Der Vertrag sieht laut Gerhard Hausen vor, dass er von beiden Seiten jederzeit wieder gekündigt werden kann. Was er seiner Stadt bringt, möchte der Bürgermeister nicht verraten. Jürgen Wenge sagt immerhin soviel, dass der Vertragspartner einen Teil der Gebühr erhält, die die Angehörigen für die Endbeisetzung zu bezahlen hätten. Bisher ist allerdings noch kein Euro auf dem Konto der Stadt Unkel eingegangen. Für Hausen könnte es täglich losgehen und die erste Urne kommen. Laut Wenge muss er sich aber wohl noch eine ganze Weile gedulden – zumindest, bis eine größere Zahl von Urnen in Unkel endbeigesetzt wird und somit auch größere Beträge fließen.

„Wir haben ja erst vor zehn Jahren mit unseren Friedhöfen begonnen. Die Laufzeit liegt aber in der Regel bei 15 Jahren. Bis auf ein paar Alturnen, die in Unkel endbeigesetzt werden, geht es dort erst in ein paar Jahren richtig los“, sorgt der Generalvikar für Aufklärung. Wie viele Urnen es im Laufe der Jahre werden, ist völlig offen. Hausen rechnet mit bis zu 100 pro Jahr. Wenge wagt keine Prognose. Die zehn Kolumbarien hätten zwar zwischen 200 und 250 Stellplätze, man wisse aber ja zum Beispiel nicht, ob Angehörige die Ruhezeiten verlängern würden.

Das Gräberfeld in Unkel ist eine 100 Quadratmeter große Wiese, auf der später einmal ein künstlerisch gestalteter Gedenkstein stehen wird. Dort sollen sich die Angehörigen endgültig verabschieden können. Für den Stein sind die Alt-Katholiken verantwortlich. Wann auch immer die ersten Urnen in Unkel eintreffen, die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs seien in jedem Fall gerüstet, sagt Hausen. Sie würden dann ein Loch graben und die Urne mit der Asche für die Ewigkeit beisetzen.

Angehörige werden bei dem letzten Weg ihrer Jahre zuvor Verstorbenen nicht dabei sein. Allerdings hat das Bistum der Alt-Katholiken zumindest für die Anfangszeit unangemeldete Kontrollen angekündigt. Es will sicherstellen, dass auch alles wirklich pietätvoll abläuft. Im Vertrag steht auch, dass die Urnen aus verrottbarem Material sein müssen. Wenge: „Wir könnten das Feld bis zum jüngsten Tag befüllen.“

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