Energiegewinnung im Kreis Neuwied Wasser und Erdwärme statt Wind

KREIS NEUWIED · Zwischen Gegnern und Verteidigern von Windrädern im Kreis Neuwied haben sich in den vergangenen Monaten tiefe Gräben gebildet. Eine Brücke sollte nun ein Treffen auf Einladung der Bürgerinitiative (BI) Romantischer Rhein schlagen - und deren Vertreter Dirk Seeling nutzte die Gelegenheit, um Vorschläge für eine bessere Bürgerbeteiligung und für eine "sachliche Abwägung für erneuerbare Energien im Kreis Neuwied" zu überreichen.

 Wasserkraft ist für die Kritiker der Windpark-Pläne am Rhein eine alternative Energiequelle. Das Bild zeigt ein Kraftwerk an der Werra.

Wasserkraft ist für die Kritiker der Windpark-Pläne am Rhein eine alternative Energiequelle. Das Bild zeigt ein Kraftwerk an der Werra.

Foto: dpa

Adressat waren der erste Kreisbeigeordnete Achim Hallerbach und der Bad Hönninger Verbandsgemeinde-Bürgermeister Michael Mahlert in seiner Funktion als Kreisvorsitzender des Gemeinde- und Städtebundes Rheinland-Pfalz.

Teilnehmer des Treffens waren zudem Christoph Pie, Sprecher der BI Pro Naturpark pur aus Rheinbreitbach, Bernd Rittershaus und Ralf Lüdecke von der BI Naturpark Leben zwischen Rhein und Wied aus Waldbreitbach sowie ein Vertreter der "Aktion rettet den Stadtwald" aus Bad Hönningen.

Man sei nicht prinzipiell gegen Windkraft, diese sei aber im Rheintal nicht die geeignete Energiequelle, sagte Seeling für die Bürgerinitiativen. Im Sinne der Energiewende und des Verzichts auf Atomkraft und Kohle zur Stromerzeugung setze man auf Wasserkraft und Geothermie als Alternativen.

Eine entsprechende Präsentation überreichte er Hallerbach. Auch er habe anfangs auf die Windkraft gesetzt, sagte der Dezernent, diese sei aber in der stark zersiedelten Region auch angesichts des Naturschutzes sowie wegen landschaftlicher Belange kaum umsetzbar.

"Wir brauchen einen Energie-Mix und die Verwaltungen müssen vor Ort für Verständnis sorgen. Nur wenn Entscheidungen transparent und nachvollziehbar sind, kann man die Leute mitnehmen", so Hallerbach. "Es reicht heute nicht mehr, Ratsentscheidungen zu veröffentlichen, die Bürger wollen in wichtigen Fragen mitentscheiden und - gestalten", betonte Seeling.

Die Vertreter der Bürgerinitiativen nutzen das Treffen auch, um für ihre Vorstellungen von Bürgerbeteiligung zu sprechen und ein entsprechendes Papier zu überreichen. Eine echte Bürgerbeteiligung setze vor einem Ratsbeschluss umfassende Information und offene Diskussionen voraus.

Dieses "Bottom-up"-Prinzip bringe zwar anfangs Mehrarbeit, sichere aber eine ruhigere und erfolgreichere Umsetzung der Projekte, so Seeling. Bei der Realisierung einer effektiven Bürgerbeteiligung denke er auch an Bürgergruppen, die sich projektbezogen gründen, mitentscheiden und sich wieder auflösen.

In Bad Hönningen sei das Thema Windkraft ad acta gelegt, jetzt werde nur noch der Flächennutzungsplan fortgeschrieben, damit eine Privilegierung von Flächen ausgeschlossen werde, sagte Mahlert. Er gestand, das Gespräch mit den Bürgern zu spät gesucht zu haben.

Bad Hönningen sei ein gutes Beispiel für den Nutzen von Bürgerbeteiligung und offener Information, sagte Hallerbach. Er versprach, dem Energiebeirat die Ideen der Bürgerinitiative zum Einsatz von Wasserkraft und Geothermie vorzustellen, so dass diese gegebenenfalls in das Kreisklimakonzept eingearbeitet würden. Mahlert sagte Entsprechendes für den Gemeinde- und Städtetag zu.

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