Ausstellung im Studio Michael Royen Wie ein wachsender Organismus

VETTELSCHOSS · Kunst aus Stahl und thermoplastischem Kunststoff: Der Bildhauer Mathias Lanfer stellt im Studio Michael Royen aus.

 Kreativer Umgangs mit modernen Materialien: Mathias Lanfer zeigt seine Arbeiten bis 26. Mai in Vettelschoß.

Kreativer Umgangs mit modernen Materialien: Mathias Lanfer zeigt seine Arbeiten bis 26. Mai in Vettelschoß.

Foto: Frank Homann

Ein gut drei Meter langes Stahlobjekt empfängt die Besucher der Ausstellung „Irgendwo ist immer halb sechs!“ im Foyer der Alten Schule von Vettelschoß. Es heißt „Powerlatschen“ und besteht aus übereinander geschichteten Hohlkammerprofilen eines Schuhabdrucks. Der Düsseldorfer Bildhauer Mathias Lanfer zeigt in der Alten Schule, jetzt Studio Michael Royen, seine Arbeiten. Er ist ehemaliger Meisterschüler des Engländers Anthony Cragg,

„Möglich geworden ist dies nur, weil die Bürgerstiftung Vettelschoß die Finanzierung der Ausstellung übernommen hat“, dankte Royen dem ehemaligen Bürgermeister des Ortes, Falk Schneider. Kurzfristig hätten fünf Künstler, die den Anspruch hochwertiger Arbeiten einlösen würden, für dieses Jahr zugesagt, darunter eben als erster der Bildhauer Mathias Lanfer, der auch als Dozent in Trier und Krefeld tätig sei.

„Meine Werkstoffe sind nicht mehr Marmor oder Bronze, sondern Stahl und thermoplastischer Kunststoff. Und meine Werkzeugen sind nicht mehr Hammer und Meißel oder ein Tonmodell. Ich arbeite mit industriellen Verfahrensweisen wie Schmieden, Schweißen und Gießen, Pressen und Tauchen“, erklärte Lanfer.

Der gelernte Konstruktionszeichner für den Schweißvorrichtungsbau skizziert zunächst dreidimensionale Konstrukte aus Stahl​stäben oder geflochtenen Stahltauen wie beim „Loop“, die dann quasi als Gerippe die Silhouette seiner Plastiken bilden. Durch die Argongasentladungen unter Elektroeinfluss werden sporadisch zarte „Objekte“ in das Papier eingebrannt, so dass „Zeichnungen“ als künstlerische „Nebenprodukte“ entstehen, die Lanfer etwa durch Applikationen mit plattgewalzten Löffeln überarbeitet hat.

„Die Entwicklung der Skulpturen von Mathias Lanfer ist vergleichbar mit dem Wachstum eines Organismus. Seine oft gerüsthaft wirkenden Konstruktionen muten wie die Anatomie eines Körpers an“, sagte Royen. Die technischen Artefakte würden in einen Bereich quasi-belebter Technizität hinübergleiten. So erinnert das „reine“ Stahlobjekt im großen Ausstellungsraum mit seinen Acrylglaskuppel-Augen an ein rätselhaftes Meereswesen.

Durch die Überarbeitung dieses „Rohlings“ mit geschmolzenen und erhärteten thermoplastischen Kunststoffen wird der raumgreifende Skelett-Körper – wie bei der Nachbarskulptur zu sehen – in einem zweiten Schritt einerseits zumindest teilweise verdeckt, gleichzeitig aber auch wie mit Fleisch und einer Haut versehen und damit verlebendigt. Lafner will mit seinen Arbeiten Möglichkeiten des kreativen Umgangs mit modernen Materialien und Gestaltungsweisen aufzeigen. Und das durchaus auch mit Humor.

Nicht umsonst setzt sich der Titel der Hohlkammer-Skulptur aus sich widersprechenden Worten wie Power und doch eher schlappen Latschen zusammen. Außerdem lehnt daneben an der Wand die Skulptur „Gehhilfe“, die anstatt in sicheren Gumminoppen in kleinen Rädern mündet.

Die Arbeiten von Mathias Lanfer sind im „Studio Michael Royen“ bis zum 26. Mai samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr, donnerstags von 14 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbarung unter 0221/132744, E-Mail: m.royen@michael-royen.de, zu sehen.

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