Sieben Asylbewerber fotografierten ihre Umgebung in Unkel Wie Flüchtlinge das Siebengebirge sehen

UNKEL · Wie Flüchtlinge ihre Heimat auf Zeit sehen, dokumentiert ein von der Evangelischen Kirche unterstütztes Unkeler Projekt. Gut 80 Fotografien, die unter dem Motto "Ich sehe was, was du nicht siehst und das ist..." im Sitzungssaal der Verbandsgemeinde (VG) zu sehen waren, zeigten die Ergebnisse einer ersten Aktion. Eingeladen zu der Ausstellung hatte eine Gemeinschaft von Bürgern und Asylbewerbern, die die VG aufgenommen hat.

Seite an Seite mit dem Fotoapparat auf Streifzug : Frederik Henn (links) und der Syrer Kafarneh.

Seite an Seite mit dem Fotoapparat auf Streifzug : Frederik Henn (links) und der Syrer Kafarneh.

Foto: Frank Homann

Auf Initiative von Frederik Henn waren zunächst sieben Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan, Mazedonien sowie aus dem Iran und dem Kosovo eingeladen worden, mit Einwegkameras ihr Leben in Unkel und ihre Perspektive der Umgebung zu fotografieren, erklärte Werner Plöger, Bildungsreferent der Evangelischen Jugend der Landeskirche im Rheinland. Zwei weitere "Fotografen-Gruppen" aus Asylbewerbern und Bürgern aus der Verbandsgemeinde sollen folgen.

Diese Weiterführung werde mit Hilfe des Theaterkreises Sankt Pantaleon und der Evangelischen Jugend Unkel organisiert.

"Ich habe mich mit dem gleichaltrigen Syrer Kafarneh angefreundet und habe ihm die Gegend gezeigt", berichtete der 24-jährige Frederik Henn. Bei Ausflügen unter anderem auf den Drachenfels seien viele Bilder entstanden, und so so sei er auf die Idee gekommen, auch andere Flüchtlinge zu bitten, sich mit ihrer neuen Umgebung fotografisch auseinanderzusetzen - ganz frei, ohne Vorgaben.

Entstanden sind dabei Porträts und Personenaufnahmen, etwa in den neuen Unterkünften und Landschaftsaufnahmen vom Rhein, vom Wasserfall im Hähnerbachtal, von den Weinbergen oder vom Siebengebirge.

Auch den Unkeler Pütz, die Rheingassen, Holztore und Basaltmauern in der Stadt hielten die Fotografen fest. "Viele von ihnen haben ihre Verwandten im Krieg verloren, mussten sie zurücklassen oder sind auf der Flucht von ihnen getrennt worden", so Henn.

So seien Kafarnehs Mutter und eine seiner Schwestern in Süddeutschland untergebracht, während sein Vater und seine andere Schwester noch nicht in Sicherheit seien. Die Konzentration auf die neue Umgebung habe die Fotografen zumindest zeitweise von ihren traumatischen Erfahrungen abgelenkt, erklärte er.

"Mit den Fotoaktionen suchen wir vor allem den kreativen Austausch, um uns über die Bilder gegenseitig besser kennenzulernen", sagte Barbara Bartel, die der losen Gruppe aus Unkelern und Flüchtlingen angehört.

Jeder Interessierte kann sich jederzeit ohne Verpflichtung beteiligen, ob als Fotograf, Organisator oder Unterstützer. Ins Gespräch mit den Asylbewerbern zu kommen, sei momentan allerdings wegen des verschobenen Tagesrhythmus im Fastenmonat Ramadan nicht leicht, so Plöger.

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