Zoos in Köln und Neuwied Wie sich Giraffen, Erdmännchen und Seelöwen im Lockdown fühlen

Köln · Die Giraffen können ihre Hälse diese Tage lange recken und strecken - selbst von ihrer Aussicht aus können sie weit und breit keinen Besucher im Zoo entdecken. Nicht nur Menschen sind vom Lockdown betroffen, auch die Tiere merken, dass etwas anders ist.

 Die Giraffen im Kölner zu vermissen im Lockdown ihre Besucher.

Die Giraffen im Kölner zu vermissen im Lockdown ihre Besucher.

Foto: Werner Scheurer

Den Netzgiraffen scheint die Aufmerksamkeit der Besucher zu fehlen, schreibt der Kölner Zoo. „Jedem der wenigen Menschen aus der Tierpflege, der Zoo-Gärtnerei oder der Werkstatt, die momentan vorbeikommen, schauen sie länger nach und recken ihre Hälse – ein Verhalten, dass die Giraffen in dieser Form sonst nicht an den Tag legen.“

Nicht nur die Giraffen scheinen mehr Ausschau zu halten, sondern auch die Erdmännchen. Normalerweise übernimmt nur ein Tier der Gruppe die Aufgabe des sogenannten Wächters. Sie sollen die anderen Erdmännchen vor Angreifern aus der Luft oder vom Erdboden warnen. Doch die ungewohnte Lockdown-Situation verlangt auch den Erdmännchen ungewohnte Arbeitsweisen ab: „Nun halten oftmals mehrere Tiere auf einmal Ausschau“, berichtet der Kölner Zoo.

Auch die Schimpansen im Zoo Neuwied schauen gespannt, wenn jemand vor ihrem Gehege erscheint, der nicht zum Zoopersonal gehört. „Weil das eben 'Seltenheitswert' hat“, erklärt Alexandra Japes vom Zoo Neuwied. Dennoch seien die Besucher kein ausschlaggebendes Element im Alltag der Tiere, meint sie. „Höchstens eine nette Abwechslung oder manchmal vielleicht auch ein Störfaktor.“ Der Zoo versuche, den Ersatzlebensraum der Tiere so zu gestalten, dass die Tiere darin ein Verhaltensspektrum zeigen, welches möglichst nah an das ihrer wild lebenden Verwandten heran kommt. „Durch eine artgerechte Gruppenstruktur, eine gut strukturierte Umgebung und möglichst naturnahe Fütterung gelingt das auch fast überall sehr gut“, erklärt Japes.

Nur bei wenigen Tieren, die Interaktion mit Besuchern gewöhnt sind, merke man, dass sich ihr Verhalten verändert hat. So etwa die Hornträger im Streichelzoo: „Die Ziegen beschäftigen sich mehr miteinander, da jetzt das Streicheln durch die Besucher weg fällt“, sagt Japes.

Alternatives Beschäftigungsprogramm für die Tiere

Den Seelöwen im Kölner Zoo ergeht es wie vielen Künstlern im Lockdown: Ihren Kunststücken und Shows fehlt das große Publikum. „Die von Haus aus neugierigen und verspielten Tiere belohnen jeden, der ihrer Anlage aktuell nahe kommt - mit spontanen Schwimmeinlagen und Bauchrutschern. Auch sie scheinen die Interaktion mit den Gästen zu vermissen“, so der Kölner Zoo. Die Seelöwen werden aber weiterhin von ihren Pflegern trainiert.

 Die fünf kalifornischen Seelöwen des Kölner Zoos in ihrem Gehege mit Wasserbecken.

Die fünf kalifornischen Seelöwen des Kölner Zoos in ihrem Gehege mit Wasserbecken.

Foto: Kölner Zoo

Und auch die anderen Tiere im Kölner Zoo müssen nicht auf ihre Beschäftigungsprogramme verzichten. „Wir beschäftigen unsere Tiere auch zu normalen Zeiten durchgehend. Deswegen ist uns nun nicht aufgefallen, dass sich die Tiere mehr an ihre Pfleger binden oder mehr Aufmerksamkeit verlangen“, sagt der Pressesprecher des Kölner Zoos, Christoph Schütt. Auch Alexandra Japes vom Zoo Neuwied betont in diesem Zusammenhang: „Wir versuchen absichtlich, keine emotionale Bindung zwischen den Tieren und den Mitarbeitern aufkommen zu lassen, Wildtier soll Wildtier bleiben.“ Da nun die Schauanlagen für die Besucher weniger gepflegt werden müssen, bleibe den Pflegern aber ein bisschen mehr Zeit, um sich mit den Tieren zu beschäftigen.

Schütt befürchtet nicht, dass eine erneute Öffnung des Zoos und damit Umstellung für die Tiere Probleme machen wird. „Die Tiere sind alle im Zoo geboren und an den Wechsel von Besucherströmen gewöhnt. An Zoo-Tagen im Sommer schließen wir um 18 Uhr. Dann sind auch keine Besucher da, obwohl es noch hell ist“, sagt Schütt.

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