„Löwenburg“-Gelände in Unkel Promi-Wirt Luca und Partner ziehen 20-Millionen-Euro-Angebot zurück

Unkel · Das 20-Millionen-Euro-Projekt liegt auf Eis: Eine Bonn/Kölner Investorengruppe stoppt ihre Pläne für die Bebauung des „Löwenburg“-Areals in Unkel.

 Für diese mit Blumen und Kunstobjekten gespickten Wiese im Unkeler Zentrum haben zwei Investoren ganz unterschiedliche Pläne.

Für diese mit Blumen und Kunstobjekten gespickten Wiese im Unkeler Zentrum haben zwei Investoren ganz unterschiedliche Pläne.

Foto: Frank Homann

Auf den ersten Blick ist es eine große, bunte, von vielen Bienen frequentierte Blühwiese inmitten der Unkeler Altstadt. Andere wiederum sehen in dieser 2220 Quadratmeter großen Brache an der Südostseite des Willy-Brandt-Platzes eine klaffende Wunde im Stadtbild des Weinortes. Eine Lösung, wie das Areal, auf dem bis vor zwei Jahren das zusehends in die Jahre gekommene Traditionslokal und Hotel „Zur Löwenburg“ stand, bebaut werden könnte, ist den Unkelern jetzt abhanden gekommen – bevor über den Vorschlag einer Köln/Bonner Investorengruppe um den Kölner Promi-Wirt Salvatore Luca überhaupt ausführlich gesprochen werden konnte.

Dass über die nach Informationen des General-Anzeigers am Montag vor einer Woche eingereichten Bauvoranfrage der Investorengruppe aus Köln und Bonn mit dem Titel „Revitalisierung des Löwenburg Quartiers“ gar nicht erst in einem politischen Gremium Unkels gesprochen wird, veranlasst die Gruppe dazu, am Donnerstag den Ausstieg aus dem 20-Millionen-Euro-Projekt zu erklären. Hintergrund: Am Dienstag, 30. August, 19 Uhr, ist die mögliche Bebauung Thema im Haupt-, Wirtschaftsförderungs-, Planungs- und Bauausschuss des Stadtrates. Im betreffenden Tagesordnungspunkt zum Filetstück an der Frankfurter Straße geht es aber ausschließlich um den bereits Anfang Juli eingereichten Bauantrag von Investor Georg Höller aus Much, der dort unter anderem ein Café-Bistro, Wohnungen und Büroräume unterbringen möchte.

„Wo ich nicht willkommen bin, da geh’ ich auch nicht hin“, sagte Heinrich Doll vom in Bonn und Offenbach ansässigen Immobilienentwickler Forster & Co dem GA. Ebenso Teil des Projekts sind Gastronomen wie der als „Promi-Wirt“ bekannte Salvatore Luca, der unter anderem das Restaurant „La Vita“ in Köln und die Kommende in Bonn-Beuel betreibt, sowie der Bonner Architekt Jens-Uwe Lau, dessen Büro die Planungen erstellt hat. 

Pläne sehen neben der Gastronomie auch Hotel sowie Wohn- und Geschäftshäuser vor

Neben einem Ort für gehobene Gastronomie in Form einer Weinstube mit Straußenwirtschaft und eines Restaurants sowie einem Hotel mit etwa 20 Gästezimmern sehen diese Pläne auch ein Wohn- und Geschäftshaus, in einem neu zu schaffenden Innenhof ein Forum für Veranstaltungen aller Art sowie eine begrünte Tiefgarage mit 72 Plätzen vor. Nach GA-Informationen sollen in diesem Forum Zusammenkünfte, Feste oder Karnevalssitzungen für viele Hundert Menschen möglich sein. Wie der GA erfuhr, hatte sich Luca im April bei Unkels Stadtbürgermeister Gerhard Hausen (SPD) vorgestellt, um ihn von seiner Philosophie der Kulinarik zu begeistern.

Wie Doll am Donnerstag erklärte, sei die Investorengruppe um Entwürfe für das „Löwenburg-Quartier“ und ein weiteres Wohnungsbauprojekt an der Graf-Blumenthal-Straße im Unkeler Süden gebeten worden, „die, so mutet es an, nie offiziell beraten werden sollten“, erläutert Doll. „Und das, obwohl beide Konzepte in nahezu allen Punkten dem entsprechen, was sich die Stadtvertreter seit Jahren wünschten.“ Auch müssten sich die Entwickler nicht vorwerfen, sich nicht an geltende Spielregeln gehalten zu haben: „Sämtliche Fristen und Stillhalteabsprachen wurden gewahrt. Erst nach Ablauf des aus den Reihen der Verantwortlichen genannten Termins, dem 30. Juni dieses Jahres, sei die Gruppe in Sachen „Löwenburg-Quartier“ aktiv geworden. Hintergrund: Im Sommer 2020 hatte die Stadt Unkel nach einem Ratsbeschluss, bei dem sich Höller gegen fünf weitere Bewerber durchgesetzt hatte, einen auf ein Jahr befristeten Vorvertrag geschlossen.

Mehrere Investoren im Rennen

Zum Zeitpunkt der GA-Anfrage war Hausen vom Forster-Rückzug nach eigenem Bekunden noch gar nicht informiert. „Zur aktuellen Situation kann ich mitteilen, dass hier tatsächlich zwei Anträge zum Löwenburg-Areal eingegangen sind: ein Bauantrag und eine Bauvoranfrage. Diese werden voraussichtlich beide in der Ausschusssitzung am 31. August ausschließlich in Bezug auf das gemeindliche Einvernehmen zum Planungsrecht behandelt werden“, so Hausen. „Das davon eine zurückgezogen worden wäre, ist uns nicht bekannt“, erklärte der Stadtbürgermeister.

Grundsätzlich freue es die Stadt, dass dieses zentrale Gelände offenbar von mehreren Investoren als interessant bewertet wird. „So hatten sich seinerzeit auf das Interessenbekundungsverfahren auch schon mehrere Bewerber gemeldet und ihre Ideen vorgestellt.“ Am Donnerstagmittag meldete sich Hausen erneut: „Eben hat mich die Nachricht erreicht, das die Bauvoranfrage zurückgezogen wurde. Das nehme ich kommentarlos zur Kenntnis“, erklärte der Sozialdemokrat.

Wolfgang von Keitz, CDU-Ratsmitglied und Chef des Stadtverbandes der Christdemokraten, wundert sich, dass der Forster-Vorschlag zur Löwenburg-Bebauung selbst während der jüngsten Einwohnerversammlung Anfang Juli „leider nicht zur Sprache kam“, so von Keitz auf seiner Facebook-Seite. Dass die CDU-Fraktion bislang von der Stadtspitze keine Informationen über die Forster-Planung für das Löwenburg-Quartier erhalten hat, kritisiert Alfons Mußhoff, Sprecher der CDU-Fraktion im Unkeler Stadtrat. „Deshalb hat die CDU – offenbar als einzige Fraktion im Stadtrat – das Angebot von Forster & Co angenommen, die Planung für das Löwenburg-Quartier in der Fraktion vorzustellen.

Ergebnis: „Die Forster-Planung ist ein interessantes Projekt, das den gesamten Innenbereich zwischen Frankfurter Straße, Freiligrathstraße und Am Graben einbezieht. Es will insbesondere mit einem Hotel und Restaurant und einem Forum für Veranstaltungen einen Beitrag zur Belebung der Innenstadt leisten und mit einer Tiefgarage auch das Parkproblem in der Innenstadt lösen“, erklärte Mußhoff auf GA-Anfarge. Die Zielsetzungen wie die Belebung der Innenstadt, Einbeziehung des Nachbargrundstücks des Löwenburggeländes und Lösung des Parkproblems deckten sich mit den Vorstellungen, die die CDU-Fraktion von Anfang an im politischen Prozess um die Bebauung des Löwenburggeländes vertreten hat, so Mußhoff.

„Wir haben uns gefragt, warum sich die Investorengruppe nicht an dem damaligen Interessenbekundungsverfahren zum Löwenburg-Areal beteiligt hat?“, erklärte Volker Thomalla, Fraktionschef der FWG im Unkeler Stadtrat, auf GA-Anfrage. „Das war ein faires, transparentes und vom Stadtrat beschlossenes Verfahren, aus dem das Projekt von Georg Höller als klarer und überzeugender Gewinner hervorging.“ Dass dann im laufenden Verfahren „eine Vermögensverwaltungsgesellschaft auftaucht, mit Konzeptzeichnungen lockt und hofft, dass wir alles fallen lassen, um in einer freien Vergabe ohne Wettbewerb ihrem Entwurf zuzustimmen, hat uns schon sehr verwundert“, erklärte Thomalla. Diese Vorgehensweise halte seine Fraktion für befremdlich und der Bedeutung des Löwenburg-Areals für Unkel nicht angemessen. „Es wird auch künftig attraktive Projekte in Unkel geben, bei denen sich die Vermögensverwaltungsgesellschaft gerne engagieren kann“, findet Thomalla. Die Fraktionsspitzen von SPD und Grünen im Stadtrat ließen die schriftliche Anfrage des GA unbeantwortet.

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