Situation ist besorgniserregend Verein will ein Geburtshaus im Siebengebirge realisieren

Bad Honnef · Eltern aus Bad Honnef, Königswinter und dem nördlichen Kreis Neuwied setzen sich für die Eröffnung eines Geburtshauses in Bad Honnef ein. Um dieses Ziel realisieren zu können, wird der Verein „Geburtshilfe und Familiengesundheit“ gegründet.

 Der  Kreißsaal  des Cura-Krankenhauses ist seit Dezember und die Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe seit Februar geschlossen.

Der Kreißsaal des Cura-Krankenhauses ist seit Dezember und die Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe seit Februar geschlossen.

Foto: Frank Homann

Hochschwangere Frauen, die von Kreißsaal zu Kreißsaal ziehen müssen, um einen Ort zu finden, wo sie ihr Kind auf die Welt bringen können? Eine Horrorvorstellung – nicht nur für werdende, sondern auch für zukünftige Eltern. Nach der Schließung der Geburtenstation und der Gynäkologie im Cura Krankenhaus Bad Honnef ist dieses Szenario aber gar nicht so abwegig. Denn tatsächlich gibt es in der Region immer weniger Krankenhäuser mit Kreißsaal, und der Andrang dort wird immer größer.

„Weil sie Angst haben, abgewiesen zu werden und nirgendwo entbinden zu können, fahren Frauen deshalb oft schon viel zu früh in die Klinik“, wie die Bad Honneferin Catharina Jäger – selbst Mutter zweier kleiner Kinder – zu berichten weiß. Dies wiederum könne dazu führen, dass Geburten letztendlich zu früh eingeleitet werden. Ganz abgesehen von dem negativen Stress, dem sich viele werdende Eltern durch die gesamte Situation ausgesetzt fühlen.

Um den Druck von den Müttern zu nehmen und ihnen wieder zu ermöglichen, ihr Kind wohnortnah auf die Welt zu bringen, setzt sich Jäger gemeinsam mit weiteren Eltern aus Bad Honnef, Königswinter und dem nördlichen Kreis Neuwied für die Eröffnung eines Geburtshauses ein. Um dieses ehrgeizige Ziel realisieren zu können, soll am Freitagnachmittag im Bad Honnefer Rathaus der Verein „Geburtshilfe und Familiengesundheit“ gegründet werden.

Zwar ist ein Geburtshaus kein vollwertiger Ersatz für die geschlossene Honnefer Geburtsstation, in der pro Jahr mehr als 500 Kinder geboren wurden. Aber mit einem Geburtshaus und wirksamer Öffentlichkeitsarbeit möchte der Verein dafür sorgen, dass dieses Thema in der Region auf der Tagesordnung bleibt und bald wieder ein Geburtshilfe-Angebot in Wohnortnähe verfügbar ist.

Ein Geburtshaus ermögliche eine Art Hausgeburt, die aber nicht in den eigenen vier Wänden stattfindet, erklärt Jäger. „Es ist so etwas wie ein Kreißsaal, aber viel heimeliger und nicht so medizinisch.“ Die Atmosphäre spiele in einem Geburtshaus eine große Rolle. Ärzte sind, anders als im Krankenhaus, nicht vor Ort, begleitet werden die Mütter bei der Geburt ausschließlich von Hebammen. Daher können auch nur Frauen, bei denen keine Risikoschwangerschaft vorliegt oder andere medizinische Gründe dagegen sprechen, in einem Geburtshaus entbinden. Im Bonner Geburtshaus sind es beispielsweise zwischen 60 und 100 Kinder im Jahr, die dort das Licht der Welt erblicken. „Damit das auch in unserer Region möglich wird, muss der Verein Hebammen für das Vorhaben gewinnen“, so Jäger.

Diese Aufgabe wird wohl die größte Herausforderung sein, denn auch die Kliniken konkurrieren mit um die wenigen Geburtshelferinnen. Es gebe ein regelrechtes Rennen um Fachkräfte. Man werde daher wohl so eine Art Headhunting betreiben müssen, fügt Jäger mit Augenzwinkern hinzu. Tatsächlich gibt es in Bad Honnef zwar Hebammen für die Vor- und Nachsorge, „aber bislang keine, die bereit ist, in einem Geburtshaus zu arbeiten“.

Der Hintergrund: Der Versicherungsbeitrag der freiberuflichen Hebammen mit Geburtshilfe steigt immer weiter an, da sich im Falle eine Falles, wenn Mutter oder Kind unter der Geburt etwas passiert, auch die Schadensersatzforderungen immer weiter erhöhen. Ein Risiko und eine finanzielle Belastung, die vielen Hebammen zu hoch ist. Sie begleiten daher keine Geburten mehr, sondern betreuen die Frauen nur noch vor und nach der Niederkunft. Oder sie nehmen eine Stelle in einem Krankenhaus an. „Obwohl sie vielleicht gar nicht dort arbeiten möchten“, wie Jäger sagt .

Auf dem Weg zum eigenen Geburtshaus möchte der Verein zunächst alle Akteure und Akteurinnen aus dem Bereich Geburtshilfe, sowie Gleichgesinnte und Unterstützer kennenlernen und vernetzen – auch überregional. „Wir stehen noch ganz am Anfang“, so Jäger. Ein zehnköpfiges Team aus Eltern, Hebammen und Politikern hat seit Januar die Vereinsgründung vorangetrieben, darunter neben Jäger auch Katja Stoppenbrink, Derya Gür-Seker, Ulla Studthoff und Beate Stute-Riemer. Darüber hinaus gibt es bislang weitere 20 Interessierte, darunter viele junge Frauen. Die Vereinsgründerinnen hoffen nun, dass es noch viel mehr werden, und dass das Projekt „Geburtshaus“ Fahrt aufnehmen kann.

Wer das Ziel unterstützen und als Mitglied oder Fördermitglied mithelfen möchte oder einfach auf die Arbeit des Vereins neugierig ist und sich vernetzen möchte, ist zur Gründungsversammlung eingeladen, die am heutigen Freitag, 25. Juni, um 16 Uhr im Bad Honnefer Ratssaal beginnt. Da die Plätze im Ratssaal begrenzt sind, wird die Präsenzveranstaltung auch virtuell übertragen. Wer teilnehmen möchte, kann sich noch kurzfristig unter info@geburtshilfe-und-familiengesundheit.de anmelden.

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