Continuum Gallery im Wintermühlenhof am Fuße des Petersbergs Königswinterer Galerie zeigt Künstler, die unterschiedlicher kaum sein könnten

Königswinter · Ein schier verblüffende Bandbreite an Kunst ist derzeit in der Continuum Gallery im Wintermühlenhof am Fuße des Petersbergs in Königswinter zu sehen. Bis einschließlich 19. Juni locken Nassplatten-Fotografie und faszinierende Skulpturenkunst aus Büchern.

 Faszinierende neue Werke von Sabine Mann und Alex Timmermans sind derzeit in der Continuum Gallery im Wintermühlenhof in Königswinter zu bewundern.

Faszinierende neue Werke von Sabine Mann und Alex Timmermans sind derzeit in der Continuum Gallery im Wintermühlenhof in Königswinter zu bewundern.

Foto: Frank Homann

Zwei Künstler, die auf ganz unterschiedliche Art und Weise besonders sind, die aber die Liebe zur Nostalgie und zum alten Handwerk teilen, zeigen zurzeit ihre Werke in der Continuum Gallery im Wintermühlenhof. Die eine ist Sabine Mann, die aus Büchern faszinierende Skulpturen fertigt, der andere Alex Timmermanns, der mit seiner Kollodium Nassplatten-Fotografie Kunstfreunde weltweit immer wieder auf Neue begeistert.

„Wer immer nur nach dem Sinn der Dinge fragt, wird ihre Schönheit nie entdecken“. Sabine Mann hat sich dieses Zitat von Halldor Kiljan Laxness zu ihrem persönlichen Leitspruch erkoren. Die Bonner Künstlerin bringt den antiken Charme alter Bücher nicht nur zum Vorschein, sondern sie gibt ihnen einen völlig neuen Ausdruck, indem sie ihr Innerstes nach außen kehrt. Waren es im vergangenen Jahr literarische Werke, so sind es jetzt Bibeln, Gebets-, Gesangs- und Andachtsbücher, in deren Seele sie Einblick gewährt. Dazu werden die Seiten gefärbt, zerschnitten und geknickt.

Aus jedem Buch wird ein unverwechselbares Kunst-Unikat

Was sich nach einem brachialen Vorgehen anhört, ist in Wirklichkeit ein Prozess, der unendlich viel Einfühlungsvermögen, Kunstfertigkeit und Liebe zum Material erfordert. Jedes Blatt der zumeist mehrere hundert Seiten starken Bücher wird von Hand mit farbiger Tusche eingefärbt, getrocknet und dann mit Hilfe eines Skalpells in feine Zacken geschnitten, die dann wiederum nach außen geknickt werden. Mehre tausend Einschnitte müssen pro Buch gesetzt werden. Allein 4200 waren es bei dem Andachtsbüchlein „Erhebung zu Gott“, das 1877 in Mainz gedruckt wurde. „Natürlich hat mal erstmal Hemmungen, ein schönes, altes Buch zu zerstören“, sagt die Künstlerin. Aber am Ende komme ja so etwas Schönes dabei heraus. Die meiste Arbeit steckt nicht im Zerschneiden der Seiten, sondern im Färben. „Das dauert Wochen. Aber es macht so viel Spaß zu sehen, wie sich die Farbe auf dem Papier verteilt“ – und wie sie sich entwickelt. Mal nehmen die alten Blätter die Tusche nicht so gut an, mal wird sie intensiv und leuchtend. So wird aus jedem Buch ein unverwechselbares Unikat.

Taucher trägt Teller mit Meeresgetier

Unikate schafft auch Alex Timmermanns. Seine schwarz-weiß Fotografien erzählen nicht nur Geschichten, sondern ziehen den Betrachter mit ihrem nostalgischen Charme und der ganz eigenen Mischung aus Poesie, Humor, Melancholie und Surrealismus in ihren Bann – wie der Taucher, der gerade an Land kommt und einen Servierteller mit allerlei Meeresgetier in der Hand hält, während oben auf seinem Taucherhelm ein Kraken thront.

Timmermanns hat für sich die alte Technik namens Kollodium Nassplatten-Verfahren aus dem 19. Jahrhundert wiederentdeckt. Typisch für die Fotografien sind der verschwommene Rand und die scharfen Konturen in der Bildmitte. Der Niederländer arbeitet ausschließlich mit historischen Kameras. Benötigt werden zudem Glasplatten, auf denen später das Bild erscheint, und das Kollodium, eine Mixtur aus verschiedenen Chemikalien, die nass auf die Platten aufgetragen wird. „Das Ganze ist ein bisschen wie Zauberei“, findet selbst der Künstler. Für ihn ist es eine besondere Herausforderung, „Bilder zu machen, von denen man sagt: Das geht ja eigentlich gar nicht“. Der Butler im gepflegten Cut mit schneeweißen Handschuhen zum Beispiel, der in einem Autoscooter – wie man ihn von der Kirmes kennt – durch den Wald flitzt und dabei in ein Tablett mit zwei Gläsern und einer Flasche Champagner auf der Hand balanciert. „Man sieht eine Bewegung, die eigentlich gar nicht da ist.“

Die Ausstellung in der Continuum Gallery, Wintermühlenhof 11, kann noch bis zum 19. Juni angeschaut werden. Geöffnet ist sonntags von 13 bis 17 Uhr sowie montags bis freitags nach Vereinbarung unter ☏ 0173/832 2952 oder per E-Mail an info@continuum-gallery.com.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort