Jubiläum der St. Hubertus-Schützengesellschaft Rhöndorf feiert 100-jähriges Bestehen der Schützen

Rhöndorf · 1100 Jahre Honnef feiert die Kurstadt in diesem Jahr – 100 Jahre St. Hubertus-Schützengesellschaft Rhöndorf zelebrieren die Rhöndorfer an diesem Wochenende mit einem großen Fest. Schützen-Präsident Peter Profittlich verrät, was die Schützen und was Rhöndorf so besonders machen.

 In Rhöndorf lässt sich gut leben – und gut feiern. Wie hier beim traditionellen Weinfest will auch die Sankt Hubertus-Schützengesellschaft Rhöndorf am Wochenende ein schönes Festa auf die Beine stellen.

In Rhöndorf lässt sich gut leben – und gut feiern. Wie hier beim traditionellen Weinfest will auch die Sankt Hubertus-Schützengesellschaft Rhöndorf am Wochenende ein schönes Festa auf die Beine stellen.

Foto: Frank Homann

Das Wasser von Kölle is joot, keine Frage. Das von Rhöndorf vermutlich noch eine Spur besser. Nicht wenige schwören auf das frische Nass vom Ziepchensbrunnen – Wanderer schaufeln es sich mit den Händen zur Erfrischung ins Gesicht, andere zapfen es als perfektes Kaffeewasser für Zuhause, manche betrachten es sogar als Jungbrunnen.

Auch Konrad Adenauer, Rhöndorfs bekanntester Bürger, schickte seine Kinder einst zum Wasserholen zum Ziepchensplatz. Als Zielwasser taugt es vermutlich eher nicht. Um bei der Sankt Hubertus-Schützengesellschaft Rhöndorf Königswürde zu erlangen, wie beim Schützenfest an diesem Wochenende, ist vielmehr eine ruhige Hand samt einer Portion Glück vonnöten. Das weiß auch Präsident Peter Profittlich.

 Peter Profitlich, Präsident der Sankt Hubertus-Schützengesellschaft Rhöndorf, wird von keinem Geringerem als Landrat Sebastian Schuster „Oberbürgermeister von Rhöndorf“ genannt.

Peter Profitlich, Präsident der Sankt Hubertus-Schützengesellschaft Rhöndorf, wird von keinem Geringerem als Landrat Sebastian Schuster „Oberbürgermeister von Rhöndorf“ genannt.

Foto: Frank Homann

Seit 1988 übt er sein Amt aus, 2001 holte er den Königsvogel von der Stange, auf dem Schießstand im Löwenburger Tal, wo die Hubertus-Schützen sich ihr eigenes Domizil mit viel eigener Arbeitsleistung geschaffen haben. In diesem Jahr können die Schützen endlich ihr 100-jähriges Jubiläum nachholen. Denn: Am 22. August 1920 hatten die Rhöndorfer ihren eigenen Schützenverein gegründet. Der gehört zum Dorf genauso wie die Freiwillige Feuerwehr, der Bürger- und Ortsverein oder der Kirchenchor.

Rhöndorf – das ist die Postkartenansicht von Drachenfels, darunter liegenden Weinberge, Ziepchensplatz und Brunnen samt dem pittoresken Fachwerkensemble drumherum, das ist auch die Marien-Kapelle, die unübersehbar mitten auf der Hauptstraße steht, das Adenauer-Haus mit Museum, der Waldfriedhof, auf dem auch das schlichte Grab des ersten Bundeskanzlers der Bundesrepublik zu finden ist.

Rhöndorfer Schützen trugen Adenauers Sarg zur Grabstelle

Rhöndorf – das ist auch immer noch Zusammenhalt der Bevölkerung, die durchaus offen ist für Neubürger. Rhöndorf – das sind auch starke Persönlichkeiten. Wenn zum Festakt anlässlich der 1100-Jahr-Feier der Stadt Bad Honnef Landrat Schuster von der Bühne aus den „Oberbürgermeister von Rhöndorf“ begrüßt und damit Peter Profittlich meint, kommt das nicht von ungefähr. Die Profittlichs versorgen seit exakt 130 Jahren die Rhöndorfer mit Brot, Brötchen und feinem Kuchen – und sie haben die Atmosphäre des Ortes entscheidend mitgeprägt.

Peters Urgroßvater Stephan Profittlich von der Ahr erwarb 1892 das Fachwerkhaus am Ziepchensplatz. Es ist von 1731 und damit eines der ältesten Häuser des Dorfes. Die Truppen des Sonnenkönigs Ludwig XIV. hatten auch Rhöndorf 1689 gebrandschatzt. Mit viel Fleiß schafften es die Rhöndorfer aber, ihr Dorf wieder aufzubauen. Es gab sogar Zeiten, da hatte Rhöndorf mit schicken Hotels oder auch dem Mütterkurheim laut Kurliste mehr Sommerfrischler als Honnef. Es waren die schweren Zeiten nach dem Ersten Weltkrieg, als die Rhöndorfer ihre eigene Schützengesellschaft gründeten.

„Mein Opa Peter ist Mitgründer und war von 1924 bis 1963 Präsident. Mein Vater Karl-Heinz war immer Vize, aber das 30 Jahre lang. Ich habe das Amt von Franz-Josef Schwippert übernommen, der 25 Jahre lang die Präsidentenkette trug“, erzählt Peter der Zweite. Großvater und Vater waren ebenfalls König, Schwester Carla seine Königin. Alle drei sind im Mitgliederverzeichnis der Feuerwehr und des Honnefer Stadtrates verzeichnet. Und mit Augenzwinkern sagt Peter Profittlich: „Seit 17 Jahren bin ich Honnefer Vizebürgermeister. ,Oberbürgermeister‘ bin ich nur in Rhöndorf.“

Ein Götz-von-Berlichingen-Gruß ging an Konrad Adenauer

Er hat den Schalk im Nacken, so wie sein gleichnamiger Ahne. Und kämpferisch wie der Opa ist er auch. Peter Profittlich senior machte auch vor „großen Tieren“ nicht halt. Mit Adenauer lieferte er sich den sogenannten Seilbahnkrieg, der international für Schlagzeilen sorgte. Den „Götz von Berlichingen“ ließ er dem Alten ausrichten. Dagegen überraschten die Schützen Adenauer am Tag seiner Wahl zum Bundeskanzler 1949 spät abends mit Fackelzug und der Aufnahme als Ehrenmitglied.

Adenauer brachte Glanz in den Ort. Als im ehemaligen Parkhotel Drachenfels das von ihm mitinitiierte Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW) seinen Standort hatte, standen die Schützen Spalier für französische Staatspräsidenten. „Dass das DFJW nach Berlin verlegt wurde, ärgert mich.“ Sein Opa habe zweimal gegen Frankreich im Krieg gestanden. „Aber er hat 1963 am Ulanendenkmal die gen Westen gerichtete Faust beseitigt. Da gab es durchaus andere Stimmen in Rhöndorf.“

Trotz der „Rhöndorfer Grabenkämpfe“: Auf Wunsch der Familie waren es die Schützen, die Adenauers Sarg ab der Friedhofspforte zum Grab trugen. Noch heute sind sie bei allen Ehrungen dabei, ist ihre Verbundenheit zur Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus immens.

Übrigens, für die Kapelle des Waldfriedhofes leistete die Schützengesellschaft damals Hand- und Spanndienste. Sie ist dabei, wenn die Feuerwehr den Ziepchensbrunnen jedes Jahr säubert, den Familie Profittlich seit der Umgestaltung 1949 unterhält. Die endlich wieder genutzte Konzerthalle ließ Peter Profittlich I. mit Spenden bauen. Die Schützen sammelten Geld für den Ersatz der gestohlenen Putten in der Alten Kapelle, auch für Orgel, Heizung und Strom.

Nicht alles gefällt Peter Profittlich in der Ortsentwicklung. Die Öffnung des oberen Weinbergweges ist noch ein Thema. Er gehörte zur „Wingert-Guerilla“, die verbotenerweise die Rebenernte am steinschlaggefährdeten Hang rettete. Das Bauen, „viel zu teuer, viel zu groß“, lasse jungen Familien keinen Spielraum, bemängelt Profittlich. „Und andererseits ist es meine Pflicht, die Schule von Rhöndorf zu erhalten“, sagt der „Oberbürgermeister“. Jetzt ist aber erst einmal Feiern angesagt. Mit der Schützenfamilie.

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