Kreis Neuwied legt neue Zahlen vor Schon jetzt mehr Flüchtlinge als im „Krisenjahr“

Kreis Neuwied · Nicht nur Flüchtlinge aus der Ukraine sind in diesem Jahr in Neuwied angekommen

 In den ersten dreieinhalb Monaten des Jahres 2022 sind im Kreis Neuwied mehr Flüchtlinge angekommen, als während des gesamten Jahres 2015.

In den ersten dreieinhalb Monaten des Jahres 2022 sind im Kreis Neuwied mehr Flüchtlinge angekommen, als während des gesamten Jahres 2015.

Foto: dpa/Marcus Brandt

Von einer „gewaltigen Herausforderung“ spricht der Kreis Neuwied in Sachen Flüchtlingsaufnahme: Die Kreisverwaltung hat jetzt verblüffende neue Zahlen zur aktuellen Situation vorgelegt. 1724 namentlich bekannte Flüchtlinge aus der Ukraine sind bislang im kreisweit registriert, wie Stefan Henzel, stellvertretender Leiter der Abteilung Soziales und Referatsleiter Asyl beim Kreis Neuwied, in den jüngsten Abstimmungskonferenzen des Kreises erklärte. Rechne man die vom Land zugewiesenen 143 weiteren Flüchtlinge aus anderen Nationen hinzu und lasse, so Henzel, „die Dunkelziffer bei den Ukrainern außen vor“, dann sind in den ersten dreieinhalb Monaten des Jahres 2022 schon mehr Schutzsuchende im Kreis Neuwied eingetroffen, als im gesamten „Krisenjahr“ 2015, so der Referatsleiter.

Wie Henzel berichtete, ist der unmittelbare Zustrom von Flüchtlingen in den Landkreis „weiterhin nicht kalkulierbar“, weil die ukrainischen Kriegsflüchtlinge oftmals über engagierte Privatleute nur vorübergehend untergebracht werden könnten. „Seitens der Kommunen wurde daher in den letzten Wochen mit Hochdruck zusätzliche Wohnmöglichkeiten geschaffen, sodass jetzt immerhin wieder eine gewisse Reserve zur Verfügung steht.“

Auch innerhalb der Kreises ist die Verteilung noch nicht ausgeglichen. Die Stadt Neuwied und die Verbandsgemeinde (VG) Puderbach etwa haben weiterhin – gemessen an ihrer Einwohnerzahl – ihre „Quote“ deutlich übererfüllt. In den Verbandsgemeinde Unkel und vor allem Asbach ist, so Henzel, das Gegenteil der Fall – was aber ausdrücklich „nicht am fehlenden Willen der kommunal Verantwortlichen“ liege. „Die Zusammenarbeit ist fantastisch. Die Kollegen sind sehr engagiert und bieten an, Menschen zu übernehmen“, erklärte Landrat Achim Hallerbach (CDU). Er kündigte an, dass vor allem bei den Menschen, die in der Sporthalle in Neuwied-Niederbieber untergebracht sind, für eine Unterbringung im Kreisgebiet geworben werden soll.

Umzug von Flüchtlingen innerhalb des Kreises gestaltet sich schwierig

Nicht immer sei ein Umzug allerdings möglich. Veterinäramtsleiterin Ilonka Degenhardt machte in der Bürgermeisterrunde beispielsweise auf die Problematik der Haustiere aufmerksam. „In vielen angebotenen Wohnungen sind Tiere nicht erwünscht. Aber unser Tierheim kann es nicht leisten, alle aufzunehmen. Zudem sagen uns die Menschen, dass sie nicht über Tausende von Kilometern mit ihren Tieren geflohen sind, um sie sich jetzt hier wegnehmen zu lassen“, berichtete sie. Aber: Für zwei Familien mit mehreren Tieren, über die Degenhardt berichtete, konnten schon in der anschließenden Runde der Sozialamtsleiter Möglichkeiten in der VG Asbach gefunden werden. Eine Herausforderung bleibt die hohe Zahl der jungen Flüchtlinge. Knapp die Hälfte der im Kreis Neuwied eingetroffenen Ukrainer ist minderjährig, 300 sind unter sieben Jahren und damit im Kita-Alter.

Bekanntlich waren die Kindergartenplätze aber auch schon vor dem neuerlichen Flüchtlingszustrom knapp. Und einhelliger Beschluss ist, dass die Ukrainer nicht an den Kindern, die auf den Wartelisten stehen, einfach vorbeigezogen werden können. Daher hofft Hallerbach, dass alternative Betreuungsmöglichkeiten erlaubt werden. „Wir sind in der Runde der Landräte dabei, noch einmal ein Schreiben an das Land aufzusetzen, in dem wir für mehr Flexibilität in diesem Bereich werben“, sagte Hallerbach.

Wie Kreis-Beigeordneter Michael Mahlert (SPD) berichtete, ist die Lage an den Schulen dagegen derzeit noch „gut im Griff“. An den weiterführenden Schulen in Trägerschaft des Kreises sind rund 200 junge Menschen aus der Ukraine untergebracht. Mahlert mahnte jedoch, dass sich der unproblematische Staus-quo auch schnell ändern kann. Man suche mit Hochdruck nach zusätzlichen Lehrkräften, die über ukrainische Sprachkenntnisse verfügen. Bislang nur sehr langsam angelaufen ist die Vermittlung von ukrainischen Flüchtlingen in Arbeitsverhältnisse.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort