Volkstrauertag auf dem Soldatenfriedhof in Ittenbach Schuster: Gedenken ist kein verstaubtes Ritual

Ittenbach · Als Mahnung vor den Gräueln und dem unendlichen Leid des Krieges soll der Volkstrauertag verstanden werden. Landrat Sebastian Schuster mahnt beim zentralen Gedenken in Ittenbach, dass jeder die Aufgabe habe, vor dem namenlosen Schrecken des Krieges eindringlich zu warnen.

 Auf dem Soldatenfriedhof in Ittenbach gedenkt der Rhein-Sieg-Kreis der Toten aus beiden Weltkriegen mit iner berührenden Zeremonie.

Auf dem Soldatenfriedhof in Ittenbach gedenkt der Rhein-Sieg-Kreis der Toten aus beiden Weltkriegen mit iner berührenden Zeremonie.

Foto: Frank Homann

Novembergrau hing über den Steinkreuzen auf dem Soldatenfriedhof in Ittenbach. „Ich hatt‘ einen Kameraden!“ – bei der zentralen Gedenkfeier zum Volkstrauertag des Kreisverbandes Rhein-Sieg im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge schallten die Trompetenklänge über die Kriegsgräberstätte. Die Teilnehmer gedachten der 1871 hier ruhenden Toten und stellvertretend sämtlicher Opfer von Krieg und Gewalt; Soldaten, Reservisten, Polizisten salutierten, während Trompeter Johannes Frings für Gänsehaut sorgte. Kränze wurden am Hochkreuz niedergelegt. Der MGV Ittenbach sang „Heilig, heilig, heilig“.

Landrat Sebastian Schuster, der Volksbund-Kreisverbandsvorsitzende, betonte, es handele sich beim Volkstrauertag nicht um ein verstaubtes Ritual, auch wenn die Zeitzeugen immer weniger würden. „Dieses Gedenken ist eine menschliche Verpflichtung.“ Es sei eine unverzichtbare Aufgabe von Schulen und Elternhäusern, vor dem namenlosen Schrecken des Krieges eindringlich zu warnen. Generationenübergreifend: Die Feuerwehr Ittenbach begleitet von Anbeginn die Aktivitäten auf diesem Totenacker, auf dem an einem Märztag 1945 Amerikaner den ersten deutschen Soldaten begruben – Franzi (13) und Annikka (14) von der Feuerwehr-Jugend sprachen das Totengedenken.

Pfarrer Georg Kalckert hielt, wie seit über 40 Jahren, die Gedenkansprache, eindringlich, klug, weise, zu Herzen gehend. „Wie jung sind die Soldaten gewesen, und jeder hatte das Leben noch vor sich. Der Krieg hat es ihnen geraubt.“ Sei es ohnmächtige Trauer, die nur ein Zeichen der Erinnerung setzen kann, sei es enttäuschte Trauer, weil immer noch Kriege geführt werden? Trauer beruhe auf dem Verlangen nach Gerechtigkeit. „Dürfen sich die Verantwortlichen einfach davonschleichen, soll den Kriegsopfern nie Gerechtigkeit widerfahren? - Die Kreuze sind Mahnung, ein Zeichen der Hoffnung darauf, dass es eine göttliche Gerechtigkeit gibt.“ Mit einem Gebet endete die Zeremonie. Kalckert: „Herr, gib unseren Gefallenen die ewige Ruhe.“

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