Renommierte Konzertreihe in Königswinter Selten vernommene Klassikklänge erklingen in der Scheune

Königswinter · Unter dem Titel „Farbigkeit“ feiert das Ensemble van Beethoven bei „Klassik in der Scheune“ sein 30-jähriges Bestehen. Vier Konzertsonntage sind geplant.

 Das Ensemble van Beethoven um Violinist Wolfgang Lehnert bereichert „Klassik in der Scheune“ mit ungewöhnlichen, da selten zu hörenden Musikprojekten.

Das Ensemble van Beethoven um Violinist Wolfgang Lehnert bereichert „Klassik in der Scheune“ mit ungewöhnlichen, da selten zu hörenden Musikprojekten.

Foto: Frank Homann

In Bonn und der Region gibt es einen Schatz, der das kulturelle Leben nunmehr seit 30 Jahren bereichert. Gemeint ist das Ensemble van Beethoven, welches mit hochkarätigen Musikern auf unzähligen Konzerten immer wieder die Zuhörer mit herausragenden Klangfarben verwöhnt.

Und nicht nur hier, sondern auch auf internationalem Parkett präsentieren die Virtuosen mit ihren Instrumenten Höreindrücke vom Feinsten und sind als Kulturbotschafter der Region deine feste Größe. „Unser erstes Konzert fand 1992 im Kammermusiksaal des Beethovenhauses statt“, blickt Wolfgang Lehnert, Primarius des Ensembles, zurück. Lehnert war es auch, der den Klangkörper für gemischte Kammermusikbesetzungen gegründet hat, dem bis heute Mitglieder des Bonner Beethovenorchesters angehören.

Basisbesetzung des Ensembles hat im Laufe der Jahre gewechselt

Die Basisbesetzung von einst habe zwar gewechselt im Laufe der Jahre, so Lehnert, aber das Ensemble lebe ohnehin vom Wechsel der Besetzungen, die sich entsprechend der Kompositionen unterschiedlich formieren. „Wir sind ein „Ensemble Varié, das sich seit vielen Jahren kennt“, erklärt Lehnert. Indes habe im Laufe der Zeit ein Generationswechsel stattgefunden, jüngere Musiker stiegen mit ins Boot. „Das Schöne ist: Der Altersunterschied spielt beim Musizieren keine Rolle, die Jüngeren bringen eine wunderbare Frische in die Truppe und profitieren ihrerseits von den Bühnenerfahrungen der älteren Musiker“.

Seit 2003 hat das Ensemble seine eigene Konzertreihe „Klassik in der Scheune“ in der Zehntscheune der ehemaligen Abtei Heisterbach in Königswinter. Und da das Ensemble musikalisch stets farbenfroh und vielseitig daherkommt, sind die Konzerte der Reihe im Jahr des 30-jährigen Bestehens mit „Farbigkeit“ überschrieben.

Vier Konzertsonntage sind geplant im Jahreslauf, zwei im Mai, eins im Juni und eins im September. Das erste Konzert findet bereits am Sonntag, 1. Mai, statt und steht unter dem Titel „Klangfarbenspiel“. „Ich bin auf diesen Titel gekommen, weil ich zu Zeiten der Ensemblegründung von Hermann Hesse das Buch „Glasperlenspiel“ gelesen habe,“ sagt der Primarius mit einem Schmunzeln.

Als Reminiszenz an das erste Konzert vor 30 Jahren werden auch zwei Stücke gespielt, die damals schon dargeboten worden sind. Zum einen ist das ein Septett für Harfe, Flöte, Klarinette und Streicher von Maurice Ravel (1875 bis 1937), französischer Komponist und einer der Hauptvertreter des Impressionismus in der Musik. Und es wird ein Quintett geben für Klarinetten von Max Reger (1873 bis 1916). Während Regers formale Quellen im Barock lägen, so Lehnert, stehe er klanglich durchaus auch Johannes Brahms nahe. „Reger setzt in dem Quintett durch den weichen Klang der Klarinetten noch einen drauf“. Auch Werke von Jean Cras (1879 bis 1932) werden zu hören sein. Der französische Komponist war beruflich als Konteradmiral unterwegs und hatte auf dem Schiff einen Flügel stehen. Da seien ihm in seiner berufsfreien Zeit die besten Einfälle gekommen, weiß Lehnert zu erzählen.

Reminiszenz an erstes Konzert vor 30 Jahren

Keine zwei Wochen später, am Sonntag, 15. Mai, heißt es: „Markus Schinkel Trio-Beethoven solemnis“. Das bedeutet, Beethovenjazz mit Markus Schinkel am Klavier, mit Wim de Vries am Schlagzeug und Wolfgang Lehnert an der Violine. Die Musiker werden die Zuhörer auf eine ganz besondere Reise mitnehmen, die eine spannende Verbindung zwischen Beethoven und Jazz verspricht. „Jazzfreunde werden sich diesen musikalischen Leckerbissen nicht entgehen lassen“, zeigt sich Pfarrer Markus Hoitz als Veranstaltungsvertreter der Stiftung Abtei Heisterbach begeistert.

Im Juni geht es – das Siebengebirge lässt grüßen – musikalisch in den Wald. „Mystik des Waldes“ sind die Darbietungen überschrieben. Die Zuhörer werden die geheimnisvoll rauschenden Wälder in dunklen Klangfarben erleben. Zugrunde liegen Kompositionen von Ferdinand Ries und Louis Spohr (1784 bis 1859). Ferdinand Ries (1784 bis 1838) erwarb sich um 1800 das Vertrauen Beethovens, als er als junger Musiker zu Beethoven nach Wien kam, um bei ihm Unterricht im Klavierspiel zu nehmen. Es begann eine Freundschaft, die nicht ganz unkompliziert bleiben sollte. Die Konzertbesucher können sich freuen auf die Besetzung mit zwei Hörnern, Klarinette, zwei Bratschen, Violine, Cello, Bass und Klavier im Oktett oder Septett vereint.

Der Spätsommer wird am Sonntag, 4. September, mit „Saxophonklängen“ eingeläutet. Da geht es um den Siegeszug der einst von Adolphe Sax, belgischer Erfinder, Instrumentenbauer und Erfinder der Saxophone, entwickelten Blasinstrumente, die heute einen festen Platz in Orchestern haben. Jazziges und Klassisches wird zu hören sein mit Frank Timpe am Saxophon, Wolfgang Lehnert mit der Violine und Pauli Jämsä am Klavier.

Wenn Lehnert zurückblickt auf die 30 Jahre Ensemble van Beethoven, so war es ihm stets wichtig, Werke auch von unbekannte Komponisten zu Gehör zu bringen. „Es macht mich stolz der Stadt Bonn soviel Kreatives und Ungewöhnliches gegeben zu haben“, berichtet er.

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