Zwei Goldmedaillen bei 100. Auflage Siebengebirgswinzer brillieren beim Qualitätsweintest

Rhöndorf · Zwei Goldmedaillen, viermal Silber und siebenmal Bronze sichern sich die Siebengebirgs-Winzer bei der Qualitätsweinprüfung der Landwirtschaftskammer NRW für ihre Rebengewächse – trotz widriger Wetterebedingungen.

 Von der ausgezeichneten Qualität des Siebengebirgsweine durften sich Moritz Adrian (v. l.), Felix Pieper, Markus Uhe, Kay Thiel, Martin Kühn und Bernd Blöser überzeugen.

Von der ausgezeichneten Qualität des Siebengebirgsweine durften sich Moritz Adrian (v. l.), Felix Pieper, Markus Uhe, Kay Thiel, Martin Kühn und Bernd Blöser überzeugen.

Foto: Frank Homann

Zwei Goldmedaillen, viermal Silber und siebenmal Bronze holten die Siebengebirgs-Winzer bei der Qualitätsweinprüfung der Landwirtschaftskammer NRW im Haus Drachenloch am Domstein. Die güldene Auszeichnung gab es für eine Muscaris-Spätlese 2021 aus dem Oberdollendorfer Weingut Blöser und für eine 21er Ehrenfelser Spätlese aus dem Weingut Pieper.

Insgesamt 18 Weine der Jahrgänge 2019, 2020 und 2021 aus vier Betrieben kamen auf den Prüfstand. In der Jury saßen auch Markus Uhl, Fachbereichsleiter Wein bei der Landwirtschaftskammer NRW, und Martin Kühn, Weinkontrolleur beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz. Sie machten den Winzern aus dem Siebengebirge ein großes Kompliment: Trotz der widrigen wetterbedingten Umstände im vergangenen Jahr hätten sie sogar zwei Weine zu Gold geführt. „Diese Qualität war nicht zu erwarten. Da zeigt sich das Können der Winzer im Keller.“

Bernd Blöser, Präsident des Weinbauverbandes Siebengebirges, erinnerte an den sehr nassen Juni, den gemäßigten August, die hohe Grundfeuchtigkeit, die zu großem Druck bei den Winzern führte wegen drohender Pilzerkrankungen. Felix Pieper bestätigte: „Es war viel Arbeit, die Trauben gesund nach Hause zu bringen.“

Positiv sahen die Experten auch das erweiterte Rebsorten-Spektrum. So war die Sorte Muscaris erstmals als Qualitätswein vorgestellt worden. Seit 2014 steht er am Sülzenberg in Oberdollendorf. Bernd Blöser hatte dazu auch eine nette Geschichte: Diese pilzwiderstandsfähige Sorte wurde 1987 von Norbert Becker am Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg aus den Sorten Solaris und Gelber Muskateller gekreuzt. Und: Der Rebzüchter wohnt im Mühlental in Oberdollendorf, findet also „seine“ Rebsorte ganz in der Nähe. In Deutschland sind rund 35 Hektar mit Muscaris ausgewiesen. Dieser Weißwein, so die Charakteristik, verfügt über eine kräftige Säure und ein von Muskatnoten bestimmtes, intensives Bouquet.

Über die vier Silbermedaillen durfte sich Felix Pieper freuen: für einen Spätburgunder von 2019 sowie für drei 2021er Riesling-Weine – feinherb, Spätlese und Kabinett. Siebenmal Bronze holten sich das Weingut Pieper (3), das Weingut Blöser (2), das Weingut Bröhl (1) und Kay-Weine (1).

Kay Thiel, der ökologischen Weinbau betreibt, hatte diesmal nur einen Wein angestellt und dafür eine Bronze-Medaille erhalten. Auch er sagte: „Es war ein sehr schwieriges Jahr durch die Feuchtigkeit.“ Gerade im ökologischen Weinbau. Thiel hatte neben dem Heisterberg in Niederdollendorf 2021 eine neue Lage am Stappenberg in Oberdollendorf bewirtschaftet.

Neue Weinlage entsteht unterhalb des Ulanen-Denkmals

Bernd Blöser wird 2022 am Rosenhügel neue Rebsorten pflanzen: einen Weißburgunder und die Sorte Cabernet Blanc. Felix Pieper will nach Ostern die neue Rebfläche unterhalb des Ulanen-Denkmals mit Riesling- und Rotwein-Reben bestücken. Das 2500 Quadratmeter große Gebiet, früher als exponierte Weinlage „Rhöndorfer Ulaneneck“ bekannt, war jahrelang verbuscht. Auf der Kuppe des Terrains befindet sich eine kleine Enklave von Schiefer. Pieper: „Das wird spannend.“ Womöglich wachsen auch hier Kandidaten für Gold, Silber oder Bronze heran.

Auch ein Jubiläum war am Domstein zu feiern: Es handelte sich um die 100. amtliche Qualitätsweinprüfung der Landwirtschaftskammer (damals noch) Rheinland. 1966 war die Premiere. Damals wurden 29 Weine aus sechs Betrieben aus dem Siebengebirge angestellt. Der damalige Vorsitzende des Weinbauverbandes Siebengebirge, Willy Heinen, sprach von einer „harten, aber gerechten Kritik“ und von Bemühungen der Winzer um die Weinqualität. Sechs Weine erhielten 1966 die Goldene Prämie, 16 die Silberne und vier die Grüne Prämie.

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