Freiluftgalerie Rhöndorf Umsonst und draußen: Ein ganzer Ort wird zum Museum
Bad Honnef · Unter dem Titel „Ansichtssache“ verwandelt sich Rhöndorf ab dem 13. August fünf Wochen lang in ein besonderes Freiluft-Museum: 35 großformatige Werke auf speziellen Planen zieren den Ort. Aus dem Verkauf der Bilder werden Projekte zur Gewaltprävention unterstützt.
Wenn eine Lastwagenplane zu einem Kunstwerk wird, dann geschieht dies nicht ohne Grund: In Rhöndorf hat es vor allem mit den Begleitungsständen der Corona-Pandemie zu tun. Die Freiluftgalerie Rhöndorf bringt die Kunst nämlich ab Freitag, 13. August, nach draußen. Bis Sonntag, 26. September, verwandelt sich der Bad Honnefer Stadtteil in ein begehbares Museum, in dem jedes der 35 Werke in einem Großformat von jeweils 1,40 Meter mal 1,40 Meter gedruckt zu sehen ist. „Das Wetter macht uns nichts aus, die Planen sind wasserdicht“, berichtet Erika Ost vom Bad Honnefer Aalkönigkomitee über die erstmalig stattfindende Kunstaktion.
Zahlreiche Künstlerinnen und Künstler aus der Region, insbesondere auch einige aus der Hohenhonnef GmbH, einer gemeinnützigen Gesellschaft der Cornelius-Helferich-Stiftung für Menschen mit Behinderung, hatten ihre Werke zum Thema „Ansichtssache“ dafür eingereicht. Eine Jury, in der Bärbel Heimann (Kunstwerkstatt Hohenhonnef), Friedhelm Saffé (Bürger- und Ortsverein Rhöndorf), Manfred Menzel (Galerist Bad Honnef), Sascha Maas (Künstlerin Bad Honnef) und Andreas Rein (Künstler Bad Honnef) vertreten sind, durfte die abgegebenen Bilder auswählen. Das ungewöhnliche Projekt Freiluftgalerie Rhöndorf haben die Kunstwerkstatt „Der blaue See“ der Hohenhonnef GmbH, der Bürger-und Ortsverein Rhöndorf und das Aalkönigkomitee Bad Honnef gemeinsam aus der Taufe gehoben. Die Inspiration und die Idee dazu stammt aus Bad Münstereifel, die bereits eine Open-Air-Gallery durchgeführt hat.
Begehbares Museum kennt keine Öffnungszeiten
„Das Tolle an der Idee ist, dass jeder auf diese Weise mit Kunst in Berührung kommen kann“, findet Erika Ost vom Aalkönigkomitee. Und: Rhöndorf sei prädestiniert für diese Art der Ausstellung, die sich auf der Rhöndorfer Straße, Löwenburgstraße, Karl-Broel-Straße sowie am Rhöndorfer Rheinufer präsentieren wird. „Rhöndorf bekommt einen richtigen Push“, findet Ost. Dass die Freiluftgalerie rasch Teil des vielseitigen Rhöndorfer Kulturlebens werden wird, zeigt sich darin, dass die Eröffnung am Freitag, 13. August, 19 Uhr, auf dem Ziepchensplatz, exakt 30 Minuten vor dem Beginn des Doppel-Konzerts von „Friendship21 & Ton in Ton“ als Teil der Musikreihe „Musik im Pavillon“ stattfindet. Konzert-Mitorganisator Thomas Heyer führt in die Ausstellung ein. Zusätzliche Informationen vermitteln Marion Prechtl, Leiterin der Hohenhonnef GmbH, und Fabian Ost, Mitglied des Aalkönigkomitees. Otto Neuhoff, Bürgermeister der Stadt Bad Honnef, spricht ein Grußwort zur Vernissage dieser ungewöhnlichen Ausstellung.
Der Clou ist: Die Freiluftgalerie kennt keine Öffnungszeiten. Die Werke sind für Jedermann zu jeder Zeit zugänglich. Technisch aufwendig ist, dass die Bilder per Fototechnik aufbereitet und dann auf große Planen, wie sie bei Lastwagen üblich sind, in einem Großformat von exakt 1,96 Quadratmetern gedruckt werden. Besonders freuen sich bereits die Bewohner von Hohenhonnef, die sich in der Kunstwerkstatt der Einrichtung engagieren. „Seit Corona durften wir natürlich nirgendwo ausstellen“, sagt Bärbel Heimann, Leiterin der Kunstwerkstatt, die zusammen mit der Bad Honnefer Künstlerin Franka Peikert die ungewöhnliche Museumsidee angetrieben hat. Sie sind davon überzeugt, dass dieses Event gerade in diesen schwierigen Pandemie-Zeiten bei allen Bürgerinnen und Bürgern gut ankommen wird, zumal damit soziale Herausforderungen angenommen und Projekte unterstützt werden. „Diese einzigartige Freiluft-Galerie wird viele Menschen in Erstaunen versetzen“, sagen Peikert und Heimann.
Kunstwerke auf 1,40 mal 1,40 Meter großen Lkw-Planen
Nur unter strengen Hygieneregeln hätten die Klienten von Hohenhonnef in der Kunstwerkstatt weiterarbeiten können: „Wir haben dann versucht, in kleinen Gruppen wieder anzufangen“, so Heimann. Mit Erfolg: Viele Werke der Klienten werden auf den Rhöndorfer Straßen zu sehen sein. „Die fanden es großartig, dass die Lkw-Planen schließlich viel größer werden als die eigentlichen Kunstwerke. Am Ende der öffentlichen Präsentation am 26. September werden die Planen mit den Bildern in einer Online-Auktion versteigert. 40 Prozent der erzielten Erlöse kommen den Künstlerinnen und Künstlern zugute, 60 Prozent gehen an das Netzwerk für Gewaltprävention, das seit langem schon vom Aalkönigkomitee gefördert wird. Und: Die Planen, die keine Bieter finden sollten, sollen nach der Ausstellung zugunsten sozialer Projekte weiterverarbeitet werden. Auch die Originalbilder sollen eventuell ebenfalls erworben werden können. Der Verkauf dieser Werke erfolge dann durch die Künstlerinnen und Künstler selbst und der Erlös dürfe auch bei ihnen verbleiben.