Zwei Drogendealer stehen vor Gericht Verfahren um Hanf-Plantage in Bockeroth ist geplatzt

Königswinter/Bonn · Verfahren um Hanf-Plantage in Bockeroth wurde vorübergehend ausgesetzt. Der Prozess gegen zwei Drogendealer muss nun Ende des Sommer neu aufgerollt werden.

 Zwei 28 und 29 Jahre alten Männer aus Bockeroth sollen eine Cannabisplantage in ihrem Haus betrieben haben. Der Prozess gegen die beiden mutmaßlichen Drogenproduzenten ist aber vorerst geplatzt.

Zwei 28 und 29 Jahre alten Männer aus Bockeroth sollen eine Cannabisplantage in ihrem Haus betrieben haben. Der Prozess gegen die beiden mutmaßlichen Drogenproduzenten ist aber vorerst geplatzt.

Foto: picture alliance / ABIR SULTAN/d/ABIR SULTAN

Viel ist nicht passiert an den insgesamt fünf Verhandlungstagen, die seit Anfang Mai im Verfahren um eine Cannabis-Plantage in Königswinter-Bockeroth angesetzt waren: Nach dem Auftakt am 4. Mai waren die folgenden vier Verhandlungstage wegen diverser Krankmeldungen aufgehoben worden. Zwei Mal ging es um Corona, zweimal um einen Magen-Darm-Infekt.

Weil aber die Pause zwischen zwei Terminen im Allgemeinen nicht länger als drei Wochen sein darf, hat die 1. Große Strafkammer in Bonn nun den Reset-Knopf gedrückt und das Verfahren ausgesetzt. Voraussichtlich erst ab Ende des Sommers heißt es nun „Alles auf Anfang“ in dem Prozess, in dem sich zwei Angeklagte unter anderem wegen gemeinschaftlichen Drogenhandels verantworten müssen.

SEK rückt am Morgen in Bockeroth aus

Der Fall hatte für einiges Aufsehen auch über das beschauliche Örtchen mit seinen laut Einwohnerstatistik der Stadt Königswinter gerade einmal 532 Einwohnern gesorgt: Am Morgen des 19. November 2020 rückte unter anderem ein Spezialeinsatzkommando der Polizei (SEK) aus, um die Plantage hochgehen zu lassen und die beiden Betreiber an ihren jeweiligen Wohnadressen festzunehmen.

Laut Anklage konnten die Beamten in dem zweigeschossigen Altbau den Ertrag aus drei Ernten – insgesamt knapp 16 Kilo Marihuana sowie 592 Cannabis-Pflanzen in verschiedenen Wachstumsphasen – vom Setzling bis zur erntereifen Pflanze – sicherstellen. Der Ertrag aus den noch nicht geernteten Pflanzen hätte rein rechnerisch für einen Ertrag von weiteren 15 Kilo Haschisch ausgereicht. Die beiden 28 und 29 Jahre alten Angeklagten waren nach der Razzia in den frühen Morgenstunden verhaftet worden.

Der Ältere wurde mangels Haftgründen wieder auf freien Fuß gesetzt, der Jüngere befand sich bis vor Kurzem noch in Untersuchungshaft. Weil die aber in der Regel nicht länger als ein halbes Jahr dauern darf und der Mann angekündigt haben soll, sich geständig zu zeigen, wurde der Haftbefehl bis zum Beginn der neu angesetzten Termine ausgesetzt.

Europäische Polizisten hacken Kommunikation der Dealer

Aufgeflogen waren die Drogenproduzenten weil ein vermeintlich geheimer Kommunikationskanal zur Falle geworden war: Ein europäischer Anbieter sogenannter Krypto-Handys war im vergangenen Sommer spektakulär von europäischen Polizeibehörden gehackt worden und in den sichergestellten Chatverläufen fanden die Ermittler auch Hinweise auf die Bockerother Plantage.

So konnten die Verdächtigen über einen Monat überwacht werden, bevor die Ermittler dann Anfang November zuschlugen. Wäre Corona übrigens der einzige Unterbrechungsgrund gewesen, hätte das Verfahren wahrscheinlich fortgesetzt werden können: Eine nach Beginn der Pandemie eingeführte Änderung der Strafprozessordnung hätte es ermöglicht die Hauptverhandlung Coronabedingt auch länger als die erwähnten drei Wochen zu unterbrechen.

Da die beiden letzten Termine allerdings wegen eines simplen Magen-Darm-Infekts ausgefallen waren, kam die Neuregelung hier nicht zum Tragen. Wann das Verfahren weitergeht, ist nicht bekannt.

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