Interview mit Rainer Quink Wie der Verein „Literatur im Siebengebirge“ noch mehr Lust aufs Lesen machen möchte

Bad Honnef · Rainer Quink ist Gründungsvater des seit 2013 bestehenden Vereins „Literatur im Siebengebirge“ (LiS). Er leitete den Verein bereits die ersten fünf Jahre und ist nun wieder zurück an der Vereinsspitze. Allerdings soll das nur ein Intermezzo sein, für das er sich gemeinsam mit seinen Mitstreitern viel vorgenommen hat.

Rainer Quink hat erneut die Leitung des Vereins „Literatur im Siebengebirge“ übernommen. Er möchte künftig mehr Siebengebirgler fürs Lesen und den Verein begeistern.

Rainer Quink hat erneut die Leitung des Vereins „Literatur im Siebengebirge“ übernommen. Er möchte künftig mehr Siebengebirgler fürs Lesen und den Verein begeistern.

Foto: Roswitha Oschmann

Rainer Quink steht wieder an der Spitze des Vereins „Literatur im Siebengebirge“ (LiS) und Autorin Gabriele Hamburger steht als Vize an seiner Seite. Über die Beweggründe zurückzukehren und wie er den Verein zukunftsfähig machen möchte, darüber hat er mit Roswitha Oschmann gesprochen.

Warum haben Sie sich zur Wahl gestellt?

Rainer Quink: LiS stand vor der Auflösung, nachdem Ines Adelsberger, die im April 2022 den Vorsitz von Silke Kornstädt übernommen und den Verein in der schweren Zeit der Corona-Pandemie auf Kurs gehalten hatte, aus persönlichen Gründen im Januar ihr Amt aufgegeben hat. So habe ich mich kurz vor unserer jüngsten Mitgliederversammlung spontan zur Kandidatur entschlossen. Für mich war in dieser Situation klar, dass ich es mache. Ich kenne den Verein.

Was packen Sie zuerst an?

Quink: Ich möchte LiS zukunftsfähig machen. Wichtig ist die Mitgliedergewinnung. Wir sind aktuell 43 Mitglieder, mittelfristig möchte ich erstmals die 100 erreichen. Wir möchten uns von der öffentlichen Förderung unabhängiger machen, unsere Aktivitäten aus Mitgliederbeiträgen und Spenden gestalten.

Viele Menschen aus Bad Honnef und Königswinter sind kulturinteressiert, jedes Mitglied, das bei uns mitarbeitet oder uns auch nur mit einem Beitrag unterstützt, ist uns herzlich willkommen. Wir möchten auch Unternehmen einladen, um sie als Unterstützer zu gewinnen. Wenn wir in Deutschland bekannte Schriftsteller zu Lesungen einladen möchten, kostet das Geld. Auch das möchten wir nach Möglichkeit nach der Corona-Zeit wieder aufleben lassen. Aber wir haben noch ein weiteres wichtiges Feld.

Das wäre?

Quink: Wir möchten die Autoren aus dem Siebengebirge weiterhin fördern, das bleibt ein Schwerpunkt unserer Arbeit. Wir entwickeln gerade neue Konzepte und Formate für unsere Veranstaltungen. Das ist nötiger denn je, um Menschen Lust auf Literatur zu machen. So ist auch wieder das bereits traditionelle Lesefest vorgesehen. Der Termin wird voraussichtlich der 12. Oktober sein. Wir möchten durch Kooperationen mit Büchereien, Buchhandlungen, mit dem Kunstraum Bad Honnef und anderen Literaturorganisationen wie dem Literaturhaus Bonn die Lesefreude befeuern. Auch an ein Cross-over zu Kunst und Musik ist gedacht – etwa durch Atelierlesungen.

Das Format „Das Siebengebirge liest ein Buch“ bewegte in der Vergangenheit Literaturfreunde, sich mit einem speziellen Buch zu befassen, mit einer Autorenlesung, mit dem Literarischen Quartett, mit Diskussionen …

Quink: Das werden wir nicht mehr machen. Es gibt mittlerweile „Bonn liest ein Buch“. Darüber sind wir froh. Wir möchten mit dem Literaturhaus Bonn kooperieren und uns daran beteiligen, eventuell hier bei uns auch eine Veranstaltung dieser Reihe durchzuführen. Wir haben eine lebendige Gruppe, die ich vorübergehend übernehme; sie soll für die Zukunft auf gesunden Füßen stehen. Zur regulären Neuwahl im nächsten Jahr plane ich, den Vorsitz wieder abzugeben. Dazu bedarf es der Überlegung und Neuaufstellung. Es zeichnet sich auch bereits eine personelle Lösung ab. Ich habe Spaß daran, mich inhaltlich einzubringen, aber ich bin durch meine Erkrankung gehandicapt, brauche zum Beispiel einen Fahrer, wenn es um Veranstaltungen geht. Ich habe jedoch tolle Mitstreiter, die mich unterstützen, ein literaturbegeistertes Team.

Hat LiS einen eigenen Literaturzirkel?

Quink: Wir verstehen uns als Portal für die Lesekreise der Region. Wir haben einen sehr lebendigen Literaturkreis mit über zehn Leuten, darunter sind vier Männer.

Lesen Männer anders?

Quink: Nein, es gibt nur interessante und uninteressante Literatur, gute und schlechte.

Betrachten Sie das Gendern der Sprache und deren Auswirkungen auf die Literatur mit Besorgnis?

Quink: Wenn der Autor gendern will, dann bitte. Aber wenn die Freiheit von Autoren und Autorinnen eingeschränkt wird, dann riskieren wir eine Verkümmerung der Kreativität in der Kultur.

Was lesen Sie gerade?

Quink: „Frank“ von Pulitzerpreisträger Richard Ford; da kommt in diesem Jahr noch der fünfte Roman der Reihe über den Protagonisten Frank Bascombe heraus. Ich lese bevorzugt amerikanische und deutsche, aber auch französische und britische Literatur, Romane, auch Reiseliteratur, jedoch keine Krimis.

Was bedeutet Ihnen Literatur?

Quink: Der Leser kann sich in eine andere Welt verlieren, sie aus einer anderen Perspektive sehen. Die Literatur bringt uns dazu, die Welt zu reflektieren. Nach meiner Hirnblutung bedeutet mir Literatur noch mehr, sie ist mein zentrales Hobby.

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