Kriminalitätsstatistik für Bad Honnef und Königswinter Zahl der Wohnungseinbrüche geht im Siebengebirge zurück

Siebengebirge · Weniger Gewaltkriminalität, weniger Einbrüche: Die Polizei Bonn stellte am Montag die Kriminalstatistik 2021 vor, die auch Bad Honnef und Königswinter erfasst.

 Immer perfider werden die Tricks der Telefonbetrüger auch im Siebengebirge. Sie setzen die Angerufenen mit Schocknachrichten unter Druck – etwa einen schweren Unfall.

Immer perfider werden die Tricks der Telefonbetrüger auch im Siebengebirge. Sie setzen die Angerufenen mit Schocknachrichten unter Druck – etwa einen schweren Unfall.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Nach dem letzten Anruf der Telefonbetrüger stand die Seniorin aus Königswinter tagelang unter Schock. Als die 84-Jährige an einem Nachmittag arglos den Hörer abhob, hörte sie am anderen Ende Schreie und Flehen ihrer vermeintlichen Tochter. Auf drastische und perfide Art wollten die Betrüger die Königswintererin Glauben machen, ihre Tochter sei in einen Unfall verwickelt und benötige umgehend eine große Summe Bargeld. Das Misstrauen der Seniorin gewann Oberhand, der Enkeltrick misslang. Allein: Es war bereits der vierte Betrugsanruf, den die 84-Jährige abwehrte und schließlich zur Anzeige brachte.

Die – zumindest gefühlt – steigende Zahl an Enkeltricks und anderen betrügerischen Telefonanrufen fließen nicht in die polizeiliche Kriminalstatistik der Polizei Bonn ein, zu deren Zuständigkeitsbereich auch die beiden Siebengebirgsstädte Königswinter und Bad Honnef gehören. Am Montag stellten Polizeipräsident Frank Hoever und Kriminaldirektor Ralf van Uden das Zahlenwerk für 2021 vor. Der Gesamtbilanz für Bonn sowie die acht Kommunen des Rhein-Sieg-Kreises – Alfter, Bad Honnef, Bornheim, Königswinter, Meckenheim, Rheinbach, Swisttal und Wachtberg – ist auch Positives abzugewinnen: Insgesamt verzeichneten die Beamten weniger Gewaltkriminalität, Raub und Wohnungseinbrüche. Die Gesamtkriminalität stagniere nahezu, so die Polizei.

 Pandemiebedingt sind Delikte wie Gewaltkriminalität, Raub und Wohnungseinbrüche in der Statistik weniger stark vertreten.

Pandemiebedingt sind Delikte wie Gewaltkriminalität, Raub und Wohnungseinbrüche in der Statistik weniger stark vertreten.

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Starker Anstieg bei den Sexualdelikten

Die schlechten Nachrichten: Mit einer Zunahme von rund 49 Prozent gab es 2021 einen starken Anstieg bei den Sexualdelikten, der insbesondere auf die ins „Hellfeld“ rückenden Straftaten im Zusammenhang mit Kinderpornographie zurückzuführen sei. Der Anstieg insgesamt begründe sich vor allem auf die Zunahme bei Verbreitung, Besitz oder Herstellung pornografischer oder kinderpornografischer Schriften (plus 211 Fälle beziehungsweise 144,5 Prozent). Kellereinbrüche, Diebstahl an oder aus Kraftfahrzeugen und Betrugsdelikte verzeichneten ebenfalls hohe Fallzahlen und sollen laut Hoever daher in diesem Jahr verstärkt in den Fokus der Polizeiarbeit rücken.

Die Entwicklung in Bad Honnef und Königswinter spiegelt die Tendenzen im Großen und Ganzen wider. So wurden in Bad Honnef im Jahr 2021 mit 1159 Fällen insgesamt 73 Straftaten weniger erfasst als noch 2020 (1232). In den vergangenen fünf Jahren waren es durchschnittlich 1251 Fälle. Die Aufklärungsquote stieg von 45,1 (2020) auf 46,7 im Vorjahr.

Weniger Straßenkriminalität und Diebstähle

Einen deutlichen Rückgang verzeichnet die Polizei insbesondere bei der Straßenkriminalität: 340 Fälle in 2021 bedeutet einen Rückgang um 67 Fälle im Vergleich zu 2020. Erfreulich sind auch die Zahlen beim einfachen beziehungsweise schweren Diebstahl:  146 Fälle (2021) beim einfachen und 185 beim schweren Diebstahl schlagen sich in der Statistik mit einem Minus von 66 beziehungsweise 88 Fällen nieder.

Weniger positiv sieht es in der Stadt Bad Honnef mit Blick auf die „sonstigen Straftatbestände“ aus, unter die etwa Beleidigung und Hausfriedensbruch fallen. Hier gibt es eine Zunahme von 37 Fällen auf 287 im Zeitraum zwischen Januar und Dezember 2021. Rauschgiftdelikte etwa, in der Statistik geführt unter „strafrechtlichen Nebengesetzen“, stiegen in Bad Honnef um 47 Fälle auf 113. Deutlich gesunken ist erneut die Zahl der Wohnungseinbruchsdiebstähle: 26 Fälle verzeichnete die Polizei 2021, das sind zehn Fälle weniger als noch 2020. Im Fünf-Jahres-Schnitt waren es 59. Rückläufig ist in Bad Honnef auch die Zahl der Fahrraddiebstähle: 63 gestohlene Räder verzeichnet die Statistik, das ist ein Minus von 36.

Gesamtkriminalität in Königswinter gestiegen

Eine Zunahme bei der Gesamtkriminalität hat die Polizei hingegen für Königswinter ausgemacht: So stieg deren Zahl um 123 auf 1650 Fälle im Jahr 2021. Die Aufklärungsquote lag bei 45,7 und ging damit leicht um 1,7 Prozent zurück. In den vergangenen fünf Jahren waren es durchschnittlich 1721 Fälle, die Aufklärungsquote lag bei 46,8. Einen besonderen Anstieg verzeichnet die Statistik bei den Vermögens- und Fälschungsdelikten, unter die laut Polizei etwa auch die Fälschung von Impfausweisen fällt.

Ihre Zahl stieg in Königswinter um 78 an und lag damit 2021 bei 446. Einen deutlichen Anstieg gab es auch bei den schweren Diebstählen auf 236 (plus 39) und bei den Rauschgiftdelikten auf 68 (plus 26). Allerdings: Wie auch in der Nachbarstadt Bad Honnef liegt in diesen Fällen die Aufklärungsquote hoch: So lag sie in Bad Honnef 2021 bei 97,8, in Königswinter bei 95,6 – und damit so hoch wie in den vergangnen fünf Jahren nicht.

Positiv mit einem Rückgang um 14 Fälle führt die Polizei-Statistik die Zahl der Körperverletzungen auf. Ihre Zahl betrug 2021 152 und die Zahl der Sachbeschädigungen, die um 23 Fälle auf 173 zurückging. Leicht zurückgegangen ist auch die Zahl der Wohnungseinbrüche: Die Polizei verzeichnete 59 so gegannte Wohnungseinbruchsdiebstähle, das sind drei weniger als 2020. 49 Fahrräder wurden in Königswinter 2021 als gestohlen gemeldet – ein Rad weniger als im Jahr zuvor.

Telefonbetrügereien als Auslandsstraftat

Telefonbetrügereien wie im Fall der 84-jährigen Frau aus Königswinter fließen im Übrigen in eine gesonderte Statistik ein, wie Simon Rott, Sprecher der Polizei Bonn, auf Nachfrage erklärt. Bei diesen Straftaten zum Nachteil älterer Menschen mit überörtlichen Tätern – in der Polizeisprache kurz „SÄM/ÜT“ – gebe es die Besonderheit, dass die Anrufe in der Regel aus Callcentern in der Türkei erfolgten. Ausführend seine dann oft „Handlanger“ der Drahtzieher vor Ort.

Diese Taten würden als Auslandsstraftaten erfasst und in einer separaten Statistik abgebildet. Die Polizei Bonn hat für ihren gesamten Zuständigkeitsbereich insgesamt 1308 Fälle im Jahr 2021 registriert, 2020 waren es noch 2778. In 56 Fällen hatten die Betrüger Erfolg – und kamen auf eine Gesamtbeute im Wert von 3 475 430 Euro in Form von Bargeld und Schmuck.

Die detaillierten Zahlen der Kriminalstatistik sind im Internet abrufbar unter https://bonn.polizei.nrw/statistiken-der-polizei-bonn.

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