Ausstellung im Kunstraum Zeit, sich vom Ballast zu befreien

Bad Honnef · Die Honnefer Künstlerin Ilse Wegmann zeigt im Kunstraum ihre Ausstellung „Film-Riss“. Zerreißen und Ordnen als Prinzipien

 Ausstellung mit Ilse Wegmann unter dem Titel „Film-Riss“.

Ausstellung mit Ilse Wegmann unter dem Titel „Film-Riss“.

Foto: Frank Homann

Der Kreis schließt sich. „Stummfilm“ hieß einst die Ausstellung von Ilse Wegmann im Kunstraum. Nach acht Jahren kehrten diese Arbeiten gestern unter dem Titel „Film-Riss“ zurück – exakt zwei Tage, bevor die Bad Honneferin ihr 80. Lebensjahr vollendet. „Wir freuen uns sehr, diese besondere Ausstellung anlässlich des runden Geburtstages von Ilse Wegmann im Kunstraum präsentieren zu können“, so Cornelia Nasner, die Vorsitzende des Vereins zur Förderung von Kunst & Kultur in Bad Honnef.

Freilich, eine klassische Vernissage blieb der Künstlerin wegen Corona versagt. Aber bei einem Tag der offenen Tür hatten am Tag eins die Besucher Gelegenheit, mit Ilse Wegmann ins Gespräch zu kommen. Dabei bot der Lebenslauf ihrer Stummfilm-Bilder einen mit Sicherheit genauso spannenden Erzählstoff wie ihr eigener. Denn: Ihre Bilder hatten sich verändert – die großflächigen Leinwandschönheiten von einst mit Ausmaßen von fast 3x2 Metern, vorwiegend in den Farben Schwarz und Gelb, präsentierten sich im zerrissenen und abgewrackten Zustand.

Nachdem diese Malerei zum 75. Geburtstag Wegmanns bereits Station im städtischen Kunstraum Troisdorf gemacht hatte, konnte die Künstlerin im November 2021 damit ein Gastspiel unter dem Motto „Zwischenspiel“ im Bonner Kunstmuseum geben. „Ich hatte die Möglichkeit, mich dort durch eine frevelhafte Aktion von einigen dieser Werke zu verabschieden. Besucher waren eingeladen, mir dabei vor Ort behilflich zu sein.

Das taten sie auch – oder auch nicht.“ Denn: „Nicht alle fanden es gut, da doch Kunst nicht zerstört werden dürfe. Die Bilder wurden jedoch keineswegs vernichtet. Sie wurden lediglich in Streifen zerrissen oder zusammengefaltet. So bekamen sie eine völlig neue Wertigkeit, spannend und platzsparend.“ Das Zerreißen habe Spaß bereitet, diese Geräusche in diesen hohen Räumen. „Herrlich. Ich habe mich befreit.“ Dabei sei ein Film entstanden: „Wenn Rahmen Trauer tragen.“ Die schwarzen Bilderrahmen gehören nun mit zur Ausstellung. Ansonsten: Das Thema sei abgearbeitet, nicht mehr relevant. „Es ist Zeit, mich von einigem Ballast zu befreien“, erläutert Ilse Wegmann die Idee zu dieser Aktion.

Dabei geht es ihr auch ums Ordnen, ihre Werkstatt in der alten Schreinerei ist ihr lieb, im Sommer ist es ein Paradies, im Winter allerdings eine Kältekammer. „Ich weiß nicht, wie lange ich da noch arbeiten möchte“, so Ilse Wegmann. Die Arbeiten aus dem „Stummfilm“ wird sie nach der Ausstellung gut in Schubfächern verstauen können. Jetzt hängen sie wie Plisseeröcke an Kleiderständern. Eine Art Baldachin hat sie an einer Wand angebracht mit den Bilder-Streifen als Schmuck.

Kleine Stücke zieren große Wände. Ein vom Stuhl herabgerutschter Streifenhaufen ist zu sehen, ein Zinkeimer nebst Kehrschaufeln steht neben einem wie zusammengekehrt wirkenden Abfallhaufen aus Leinwandstreifen. Und wie Kleider wirken Reste von Bildern aus ihrer Rolandsbogen-Drachenfels-Periode. Der Ort ihrer aktuellen Lebensperiode. oro

Die Ausstellung im Kunstraum am Rathausplatz 3 ist bis zum 30. Januar zu sehen.

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