Lohmar und Troisdorf 600 Mitarbeiter der Metall- und Elektroindustrie legten Arbeit nieder

RHEIN-SIEG-KREIS · Rund 600 Frühschicht-Mitarbeiter aus den Lohmarer Metall- und Elektrobetrieben Walterscheid, Eaton und ABS-Sulzer sowie aus den Troisdorfer Betrieben HSP und Reifenhäuser waren dem Aufruf der IG Metall gefolgt und legten für drei Stunden die Arbeit nieder.

"Für gute Arbeit gutes Geld": So lautet eine der Forderungen der Metaller aus Lohmar.

"Für gute Arbeit gutes Geld": So lautet eine der Forderungen der Metaller aus Lohmar.

Foto: Ingo Eisner

"Wir sind es ja gewohnt, dass uns die Arbeitgeber im Regen stehen lassen. Wir sind aber wetterfest", sagte Ralf Kutzner, erster Bevollmächtigter der IG Metall Bonn/Rhein-Sieg, und kommentierte damit am Mittwoch den Regen während der Kundgebung der IG Metall auf dem Lohmarer Frouardplatz.

Mit Trommeln, Vuvuzelas und Papp-Ratschen verschafften sich die Streikenden lautstark Gehör, um ihren Forderungen für die derzeitigen Tarifverhandlungen mit der Arbeitgeberseite Nachdruck zu verleihen: 6,5 Prozent mehr Lohn, unbefristete Übernahme von Auszubildenden und die Mitbestimmung der Betriebsräte beim Einsatz von Zeitarbeitskräften.

Die Sprüche auf den Transparenten wie "Für gute Arbeit gutes Geld" oder "Unser Leben ist keine Lotterie", die von den Streikenden in die Höhe gehalten wurden, machten deutlich, worauf es ihnen ankommt. "Wir können noch eine Schippe drauf legen. Wir sind zum Streik bereit", gab sich Kutzner kämpferisch und geißelte die Verhandlungstaktik der Arbeitgeber. Zunächst hätte die Arbeitgeberseite sämtliche Forderungen der IG Metall abgelehnt.

Erst am 18. April hätten die Arbeitgeber einen Lösungsvorschlag unterbreitet: drei Prozent mehr Lohn mit einer Laufzeit von 14 Monaten. Gleichzeitig soll die Arbeitszeit für 30 Prozent der Belegschaften auf 40 Stunden erhöht werden. "Das ist mit uns nicht machbar".

Auch die Entwicklung, dass mittlerweile eine Million Leiharbeiter in Deutschland beschäftigt seien, die für Niedriglöhne arbeiteten, sieht Kutzner kritisch. Außer Kutzner ergriff unter anderem auch Michael Tsapanidis, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender der Mannstaedt-Werke das Wort. Deren Frühschicht sollte mit 150 Mitarbeitern eigentlich auch an der Kundgebung teilnehmen. "Die Schicht wurde abgesagt", sagte Tsapanidis. Kutzner ging noch weiter. "Diese Aktion kommt einer Angriffsaussperrung gleich."

Dieter Wilden, Geschäftsführer der Mannstaedt-Werke, widersprach der Darstellung der Gewerkschaftler: Seit einigen Tagen hätten die Walzstraßen aus konjunkturellen Gründen geruht und seien am Mittwoch erst um 14 Uhr wieder angefahren worden. Die Frühschicht ist laut Wilden seit vergangener Woche bei vollem Lohnausgleich zu Hause gewesen. "Wenn man für etwas kämpft, dann kann man auch von zu Hause aus zu einem Warnstreik fahren", sagte Wilden.

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