Notfallseelsorger Albrecht Roebke hilft, wenn das Erlebte zu schrecklich ist

RHEIN-SIEG-KREIS · Warum? Es ist diese eine Frage nach dem Sinn von Schicksalsschlägen, Unfällen, Suiziden oder Gewalttaten, die Hinterbliebene immer wieder sich selbst und den Helfern der Notfallseelsorge stellen. Eine Antwort auf diese Frage hat Albrecht Roebke nur in den wenigsten Fällen. Das braucht der Notfallseelsorger auch nicht, um Eltern, Ehepartnern, Kindern oder Freunden von Verstorbenen oder Getöteten in ihrer Trauer zu helfen.

 Albrecht Roebke ist Notfallseelsorger für die Region.

Albrecht Roebke ist Notfallseelsorger für die Region.

Foto: Thomas Heinemann, TH@Thomas-Hein

"Manchmal kann sogar kollektives Schweigen helfen", sagt der 45-Jährige. Bislang war er neben seiner Arbeit als Religionslehrer und Seelsorger am Berufskolleg Hennef ehrenamtlich im Team der Notfallseelsorge für den Rhein-Sieg-Kreis und Bonn im Einsatz. Ein Ehrenamt, dessen Arbeit intensiv und persönlich ist und das den Seelsorger mit belastenden Situationen konfrontiert. "Als Berufsschulpfarrer in Vollzeit zu arbeiten und das noch nebenbei zu leisten, war so nicht mehr verantwortbar", sagt Reinhard Bartha, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreis An Sieg und Rhein.

Zum 1. August wurde deswegen die erste Vollzeitstelle für einen Notfallseelsorger für die Region geschaffen. Albrecht Roebke blickt auf mehr als zehn Jahre Erfahrung als Notfallseelsorger zurück und wurde nun in eine Rufbereitschaft des Auswärtigen Amtes berufen, um bei internationalen Katastrophen binnen 24 Stunden in fernen Ländern zum Einsatz zu kommen.

An Einsätzen mangelt es der Notfallseelsorge Bonn/Rhein-Sieg dabei nicht. Mehr als 300 Mal im Jahr werden die Helfer gerufen. "Der Bekanntheitsgrad hat zugenommen, die Ängste haben nachgelassen", erklärt Roebke: "Selbst kirchenfremde Personen vertrauen in dieser Situation dem Beruf des Pfarrers. Auch bei Muslimen gibt es keine Berührungsängste."

Gerade weil das überkonfessionelle und überreligiöse Angebot so wichtig sei, habe man die finanziellen Herausforderungen einer neuen Vollzeitstelle auf sich genommen, erklärt Superintendent Bartha. Rund 90.000 Euro koste ein hauptamtlicher Notfallseelsorger im Jahr, sagt Bartha. Gemeinsam mit den evangelischen Kirchenkreisen Bad Godesberg-Voreifel und Bonn gelang es, eine Dreiviertelstelle für die Notfallseelsorge zu schaffen.

Die Hälfte der Dreiviertelstelle zahlt der Evangelische Kirchenkreis An Sieg und Rhein, die andere Hälfte teilen sich die benachbarten Kirchenkreise. Mit einer noch freien Viertelstelle im Pfarrdienst in Seelscheid konnte für Roebke eine Vollzeitstelle geschaffen werden.

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