Japanisch am Anno-Gymnasium Schüler erhalten Zugang in die ostasiatische Welt

Siegburg · Rund 50 Schüler am Anno-Gymnasium lernen Japans Sprache und Kultur in AGs und im Unterricht - obwohl die Sprache ihre Tücken hat. Nicht nur, weil man rund 200 Silben und etwa 2000 Bildzeichen, sogenannte Kanji, pauken muss.

 Alexander Grießl (links) und seine Japanisch-AG demonstrieren, wie japanische Schüler mit der Verbeugung „Rei“ ihre Lehrer begrüßen.

Alexander Grießl (links) und seine Japanisch-AG demonstrieren, wie japanische Schüler mit der Verbeugung „Rei“ ihre Lehrer begrüßen.

Foto: Paul Kieras

Aktuell lernen am Anno-Gymnasium mehr als 25 Schüler in der Mittelstufe sowie über 20 Schüler der Oberstufe in regulär angebotenem Unterricht oder in verschiedenen AGs Japanisch. Das Angebot wird ihnen seit dem vergangenen Jahr im Anno gemacht. Mit dem Ziel, die Schüler mit einer der weltweit führenden Industrienationen bekanntzumachen „und ihnen den Zugang in die ostasiatische Welt und die ostasiatischen Sprachen zu gewähren“, wie Lehrer Alexander Grießl erklärt.

Als Gründe der Schüler, Japanisch zu lernen, nennt er unter anderem das Interesse an Filmen und Comics, an der Geschichte des Landes, aber auch an der Esskultur. Für Siebtklässlerin Milena stand schon immer fest, die Sprache lernen zu wollen, „weil ich das Interesse an Japan von meinem Vater habe“, so die Vierzehnjährige, die Japanisch auch als Abiturfach wählen möchte. Adrian und Masih (beide 14) aus der 8. Klasse wollen das nicht, sondern haben sich „aus Interesse an Sprachen“ für die AG entschieden. „Ich möchte so viel lernen, dass ich mich bei einer Reise vor Ort verständigen kann“, sagt Adrian.

Um Japanisch zu lernen muss man die Kultur verstehen

Schwerer als andere Sprachen zu lernen finden die drei Jugendlichen Japanisch nicht. Obwohl die Sprache ihre Tücken hat. Nicht nur, weil man rund 200 Silben und etwa 2000 Bildzeichen, sogenannte Kanji, pauken muss, um fließend sprechen und lesen zu können. Im Abitur müssen deshalb zwar alle Silben, aber nur rund 200 Kanji beherrscht werden.

Viel schwieriger sei es nach den Worten des Lehrers, in diese „intuitive Sprache hineinzukommen“. Dazu müsse man wiederum die Kultur verstehen. „Es gibt in Japan verschiedene Höflichkeitsstufen nach Status und Rang und ich muss meine Position in der Gesellschaft kennen“, so Grießl. So dürfe man mit einem Vorgesetzten „nicht auf Augenhöhe“ kommunizieren.

Japanisch kennt als Zeitformen nur Gegenwart und Vergangenheit, keine Fälle wie Nominativ und Akkusativ, keine Artikel, kein Geschlecht und keine Pronomen. Verwechselt man zum Beispiel die Begriffe für die eigene und eine fremde Ehefrau, lautet die freundlich gemeinte Frage an ein Gegenüber irrtümlich „Wie geht es meiner Frau?“ Einem Ausländer verzeiht der Japaner laut Grießl allerdings solch einen sprachlichen Fauxpas und er korrigiere ihn in der Regel auch nicht.

Schüleraustausch mit der Deutsch-Japanischen Gesellschaft (DJG)

Über den Unterricht hinaus nehmen die Schüler des Anno-Gymnasiums an einem Schüleraustausch der 1994 gegründeten Deutsch-Japanischen Gesellschaft (DJG) Siegburg mit der Stadt Yuzawa im Norden Japans teil. Zum ersten Mal fand dieses Begegnungsprogramm aber bereits 1990 statt. Die Initiative dazu ging von japanischer Seite aus. Über einen japanischen Freund von Peter Quadt, erster Geschäftsführer der DJG, bat der damalige Bürgermeister von Yuzawa diesen, freundschaftliche Beziehungen zwischen seiner Stadt und Siegburg herzustellen.

In einer Schrift zum 400-jährigen Bestehen des Anno-Gymnasiums schrieb Quadt 1997: „In Erkenntnis, dass die Basis für solche Beziehungen schon bei den jungen Menschen gelegt werden muss, sollte mit einem Schülerbegegnungsprogramm begonnen werden.“ Bei der Stadt als Schulträger und der Schulleitung des Gymnasiums fand Quadt „ein offenes Ohr.“ Das erste Begegnungsprogramm wurde 1990 mit einer Ausstellung von Zeichnungen, Collagen und Fotografien von japanischen Schülern im Anno eröffnet.

Die Japaner waren 1991 und 1993 in Siegburg zu Gast, der erste Gegenbesuch von Schülern des Anno-Gymnasiums und der Ale­xander-von-Humboldt-Realschule erfolgte erstmals 1994.

Das Anno-Gymnasium bezeichnet seine Kooperationen mit der Uni Köln, der VHS Siegburg, dem Japanischen Generalkonsulat in Düsseldorf und dem Japanischen Kulturinstitut in Köln sowie die langjährige Zusammenarbeit mit der DJG Siegburg als „ein in dieser Form für ein deutsches Gymnasium wohl einmaliges Angebot“.

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