Alfterer Landwirte nach dem Unwetter "Auf 20 Hektar ist alles platt"

ALFTER · "Das ist bitter, das geht körperlich und nervlich an die Substanz und an die Existenz." Der Alfterer Ortslandwirt Rainer Siebertz steht vor einem Salatfeld, das zu großen Teilen unter Wasser steht. Das Unwetter vom Montagabend hat nach seiner Einschätzung die Ernte von zehn Kollegen zerstört.

 Einem kleinen Fluss glich die K 12 n am Montagabend in Höhe des Regenrückhaltebeckens im Gielsdorfer Feld.

Einem kleinen Fluss glich die K 12 n am Montagabend in Höhe des Regenrückhaltebeckens im Gielsdorfer Feld.

Foto: Ilse Mohr

"Auf 20 Hektar ist alles platt", sagt Siebertz. Ein Teil der Pflanzen versank im Wolkenbruch-Wasser, das sich in Senken auf den Feldern zwischen Alfter und Gielsdorf sammelte. Ein anderer Teil fiel dem starken Hagel zum Opfer. Der Schaden geht laut Siebertz wohl ganz zu Lasten der Landwirte, denn eine Hagelversicherung sei viel zu teuer.

Siebertz selbst und seine Mitarbeiter wurden beim Salatschneiden vom Hagel total überrascht. "Es gab zwar eine Unwetterwarnung, aber dass es so schlimm würde, davon wurde nichts gesagt", berichtet er. "Es hagelte kirschgroße Körner vom Himmel. Wir mussten sehen, dass wir uns selbst retten konnten", erzählt er. "Besonders tragisch ist es, dass es nun schon der dritte große Ernteausfall hintereinander ist: 2011 war es der EHEC-Erreger, im Mai 2012 der Hagel."

Die Höhe des Schadens durch den fünf- bis sechswöchigen Ernteausfall kann Siebertz nicht beziffern. Dazu sei es noch zu früh. Und das sei auch bei jedem Kollegen verschieden. Ihm selbst hat es in vier Hektar Salat gehagelt. Nun hofft er, dass zumindest die gerade erst gesetzten Pflänzchen durchkommen. Die erntereifen Salatköpfe seien jedenfalls so stark zerstört, dass sie nicht mehr zu verkaufen seien. "Die kann ich nur noch umpflügen", sagt Siebertz. Jetzt werde er wieder neuen Salat pflanzen müssen.

Auch das sich schnell füllende neue Regenrückhaltebecken gleich neben der Straße konnte nicht verhindern, dass die K 12 n an ihrer tiefsten Stelle wieder voll Wasser lief. Ehe die Feuerwehr die Straße sperrte, bahnten sich noch zahlreiche Autofahrer den Weg durch die braune Suppe.

In Alfter waren besonders die Anwohner der Kronenstraße und die Bewohner des Baugebietes Auf der Mierbache betroffen. Dort strömte das schlammige Wasser aus dem unbebauten Bereich am Schlebendgesweg ins Wohngebiet. "Wir wollen dieses Problem durch den Endausbau am Schlebendgesweg in den Griff bekommen", sagte Alfters Bürgermeister Rolf Schumacher, nachdem er mit einigen Anwohnern und Landwirten gesprochen hatte. Besserung für die Kronenstraße erhofft sich Schumacher vom Bau des Entlastungsgrabens, der das vom Schloßweg kommende Regenwasser aufnehmen soll.

Schumacher: "Es besteht dringender Handlungsbedarf." In den nächsten Jahren will die Gemeinde Alfter zudem vier Hochwasserrückhaltebecken im Baugebiet Auf der Mierbache, in Olsdorf, am Stühleshof und im Broichpark bauen. Schumacher schätzt die Kosten für diese Projekte auf drei Millionen Euro. Er hofft, dass das Land Nordrhein-Westfalen einen Teil davon mitfinanziert.

Einsatzbilanz der Alfterer Feuerwehr
Die gesamte Feuerwehr der Gemeinde Alfter war am Montagabend ab 18.30 Uhr im Einsatz, um vom Unwetter betroffenen Bürgern zu helfen. Die Einsatzserie begann mit einem Blitzeinschlag in einen Baum in Witterschlick. Da der Baum und der abgebrochene Ast keine Gefahr darstellten, konnte die Feuerwehr auf dem Privatgrundstück nicht tätig werden.

Kurz darauf liefen die Meldungen im Minutentakt bei der Leitstelle des Rhein-Sieg-Kreises auf. Wie bei solchen Lagen vorgesehen, wurde daraufhin im Gerätehaus in Witterschlick eine Einsatzleitung

eingerichtet, von der aus die Einsätze im Gemeindegebiet koordiniert wurden. Letztlich galt es für die Wehrleute, 25 Einsatzstellen abzuarbeiten. Bei 15 davon war ein Einsatz wegen der geringen Wassermengen nicht erforderlich. Die Feuerwehr wurde bei ihrer Arbeit vom Bauhof der Gemeinde Alfter unterstützt, der die überflutete K 12 n absperrte.

Die größte Gefahr herrschte bei einem einzeln stehenden Wohngebäude, dessen Keller bereits teilweise unter Wasser stand und einem daneben befindlichen Trafogebäude der RWE im Gielsdorfer Feld. Dort drohte, wie schon im vergangenen Jahr, das sich auf den umliegenden Feldern sammelnde Wasser in das Trafogebäude einzudringen.

Mit einer Tragkraftspritze und zwei Tauchpumpen konnten die Wehrleute dies verhindern. Die Feuerwehr Alfter war mit 67 Kräften und zwölf Fahrzeugen im Einsatz. Einsatzleiter war Gemeindebrandinspektor Heinz-Peter Zimmermann. Der Einsatz endete für die letzten Helfer gegen 23 Uhr.

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