Förderschulen im Rhein-Sieg-Kreis „Auf dem Rücken der Schüler“

RHEIN-SIEG-KREIS · Sie sind für Schüler da, die verhaltensauffällig oder psychisch krank sind: Förderschulen für Emotionale und Soziale Entwicklung. Der Rhein-Sieg-Kreis betreibt insgesamt drei davon in Troisdorf, Hennef und Alfter. Nach einer Verfügung der Bezirksregierung Förderschulen muss er sie nun neu strukturieren.

 Arbeit in kleinen Gruppen: Alltag an der Richard-Schirrmann-Schule in Hennef.

Arbeit in kleinen Gruppen: Alltag an der Richard-Schirrmann-Schule in Hennef.

Foto: Ingo Eisner

Und die machen ihm aktuell Sorgen: Nicht etwa, weil dort schlechte Arbeit geleistet würde. Es ist vielmehr eine Verfügung der Kölner Bezirksregierung, die für Unruhe sorgt. Diese könnte dazu führen, dass die Schulen verkleinert oder aufgebläht werden müssen. Die Neuregelung soll zum neuen Schuljahr in Kraft treten.

Hauptsächlich sind die Förderschulen für Emotionale und Soziale Entwicklung auf die Klassen 1 bis 4 – also die Primarstufe – ausgelegt. „Wenn es aber aus pädagogischen Gründen wichtig ist, werden die Schüler auch noch in der fünften und sechsten Klasse weiter betreut“, so Wagner. Danach sind die Schüler meistens so fit, dass sie eine allgemeine Schule besuchen können.

Das Land stellt nun aber Schulträger wie den Kreis vor die Wahl: Entweder die Förderschulen bieten (wie eine Grundschule) nur noch die ersten vier Schuljahre an – oder sie stocken auf bis zur Klasse zehn, das wäre dann die gesamte Sekundarstufe I. Alles Andere ist nach Angaben der Bezirksregierung rechtlich nicht zulässig. Sie hat die Verfügung erlassen, um die 2013 in Kraft getretene Mindestgrößenverordnung durchzusetzen. „Wir haben die Sorge, dass diese Änderung auf dem Rücken der Kinder ausgetragen wird“, sagte Schuldezernent Thomas Wagner jüngst im Ausschuss für Schule und Bildungskoordinierung des Kreises.

„Da gibt es keine Spielräume“, sagte am Donnerstag André Kiese, Sprecher der Bezirksregierung, auf Anfrage. Lediglich die Kinder, die aktuell in der fünften oder sechsten Klasse sind, können noch an den Förderschulen bleiben. Nach den jüngsten Daten des Kreises sind dies insgesamt 45 Schüler, die sich auf die Richard-Schirrmann-Schule in Hennef (25), die Schule am Rotter See in Troisdorf (zwölf) und die Waldschule in Alfter-Witterschlick (acht) verteilen. Insgesamt kommen diese drei Schulen laut Kreis auf genau 300 Schüler.

Wenn die Jahrgänge 5 und 6 gestrichen werden, müssten die Schüler auf allgemeine Schulen wechseln. In Betracht kommen dann etwa die Schulformen, die gemeinsames Lernen anbieten – Sekundarschulen oder Gesamtschulen. Diese müssten dann auf die ehemaligen Förderschüler eingestellt sein, durch Personal oder durch zusätzliche Räume. Entsprechende Kapazitäten sieht die Kreisverwaltung nirgendwo.

Aber auch die Aufstockung der Förderschulen bis Klasse 10 würde den Kreis vor Probleme stellen, so Wagner: „Dann ändern sich die Vorgaben für den Raumbedarf. Ich sehe nicht, dass wir die erfüllen könnten.“ Es müssten dann Räume angebaut oder angemietet werden. Die Waldschule leidet schon jetzt unter Platzmangel, teilweise musste sie Räume der Witterschlicker Grundschule mitnutzen.

Stefanie Göllner (SPD) nannte die Verfügung der Bezirksregierung „eine Katastrophe“. „Wenn wir eine Lösung suchen, sollten wir in erster Linie an die betroffenen Kinder denken“, appellierte Michael Solf (CDU). Der Kreis will in diesem Sinne ein Gespräch mit Eltern, Schulen und Bezirksregierung führen. Zudem wurde der Landkreistag NRW eingeschaltet: Er soll landesweit abfragen, wie es in anderen Kreisen aussieht. Im Juni soll der Schulausschuss dann entscheiden, wie es mit den drei Förderschulen künftig weitergeht.

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