Altersgerechtes Wohnen im Rhein-Sieg-Kreis Awo-Wohnraumberatung fordert personelle Verstärkung
Rhein-Sieg-Kreis. · Die Wohnraumberatung der Arbeiterwohlfahrt Bonn/Rhein-Sieg hilft Menschen dabei, möglichst lang im vertrauten Heim bleiben zu können. Die Nachfrage steigt, bei gleichbleibender Mitarbeiterinnenzahl.
Der Wunsch, möglichst lang im vertrauten Heim bleiben zu können, ist ungebrochen groß. Den Weg dorthin ebnet die Wohnraumberatung der Arbeiterwohlfahrt Bonn/Rhein-Sieg (Awo) inzwischen seit mehr als 20 Jahren. Ein Angebot, das nach wie vor viele Menschen im Rhein-Sieg-Kreis in Anspruch nehmen. Das belegt der Jahresbericht 2019, den Awo-Geschäftsführer Franz-Josef Windisch jetzt vorgelegt hat. Demnach haben die Mitarbeiterinnen der Wohnraumberatung im vergangenen Jahr neben den laufenden Fällen insgesamt 334 neue, sogenannte Anpassungsmaßnahmen begleitet.
Hilfe bei baulichen Anpassungen
In der Regel sind es ältere Menschen, aber auch jüngere Menschen mit körperlichen und demenziellen Einschränkungen und deren Familien, denen die Wohnraumberatung zur Seite steht. Die Mitarbeiterinnen informieren über bauliche und technische Anpassungen, Hilfsmittel und Finanzierungen, die einen Verbleib in der eigenen Wohnung ermöglichen – und sie zeigen auf, wie diese Schritte umgesetzt werden können. „In vielen Fällen konnte eine Unterbringung in einer Pflegeeinrichtung verhindert oder zumindest zeitlich herausgeschoben werden“, sagt Franz-Josef Windisch. Das bedeute im Einzelfall auch eine deutliche Kostensenkung für den Sozialhilfeträger.
Windisch rechnet damit, dass die Wohnraumberatung künftig noch mehr an Bedeutung gewinnen und die Zahl der Beratungsfälle weiter steigen wird. Die aktuelle Pflegeplanung für den Rhein-Sieg-Kreis betone ebenfalls den demographischen Wandel und den dadurch deutlich steigenden Anteil der Älteren und Hochbetagten im Kreis. Schon jetzt habe die Beratung von Menschen mit Demenz und deren Angehörigen sowie von alleinlebenden hochbetagten Klienten deutlich zugenommen. „Die komplexe Beratung zu den mittlerweile sehr vielfältigen technischen Anpassungs- und Ausstattungsmöglichkeiten erfordert einen hohen Zeitaufwand, ebenso die Beratung zu unterschiedlichen Finanzierungsmöglichkeiten“, sagt Windisch. Daher kritisiert der Awo-Geschäftsführer, dass die Pflegekassen das Stellenkontingent seiner Wohnraumberatung bislang nicht entsprechend angepasst haben.
Vier Mitarbeiterinnen teilen sich 2,75 Stellen
Die Landesverbände der Pflegekassen und der Rhein-Sieg-Kreis fördern das Awo-Angebot zu gleichen Teilen. Vier Mitarbeiterinnen teilen sich seit Jahren 2,75 Stellen. Zu wenig, angesichts zunehmender Nachfrage und auch mit Blick auf die Wege, die die Awo-Mitarbeiterinnen im flächenmäßig großen Kreis zurücklegen müssen, findet die Awo. Daher appelliert sie an die Kreispolitik, mit dem nächsten Doppelhaushalt eine zusätzliche Stelle für ihre Wohnraumberatung zu beschließen. Auch dann, wenn die Pflegekassen weiterhin nichts zu einer Finanzierung beitragen wollen.
Laut Awo haben in den vergangenen 20 Jahren mehr als 5000 Ratsuchende das Angebot der Wohnraumberatung in Anspruch genommen. Die Mitarbeiterinnen haben in dieser Zeit mehr als 4000 Anpassungsmaßnahmen mit einem Investitionsvolumen von mehr als 19,6 Millionen Euro begleitet. In vielen Fällen habe eine sinnvolle technische Anpassung die Selbstständigkeit verbessern, noch vorhandene Kompetenzen unterstützen und die notwendige Sicherheit erhöhen können.
„Das vorrangige Anliegen unserer Wohnraumberatung ist es auch weiterhin, effektiv zur Stärkung der häuslichen und ambulanten Strukturen beizutragen und das Ziel ,ambulant vor stationär’ bei möglichst vielen Bürgerinnen und Bürgern im Rhein-Sieg-Kreis zu unterstützen“, sagt Franz-Josef Windisch. Das sei dauerhaft allerdings nur mit einer deutlichen personellen Verstärkung möglich.
