Wolfsnachwuchs in Eitorf Bauern im Rhein-Sieg-Kreis fürchten Wolfsangriffe auf ihre Tiere

Eitorf · Ein Berater der Landwirtschaftskammer sieht keine Probleme im neuen Wolfsgebiet. Eine Einzäunung der Weiden ist trotz schwieriger Topografie möglich.

 Rinderzüchter Frederic Jüdes (v.l.), Dietmar Tüschenbönner (Kreisbauernschaft) und Schafhalter Franz-Josef Biergans.

Rinderzüchter Frederic Jüdes (v.l.), Dietmar Tüschenbönner (Kreisbauernschaft) und Schafhalter Franz-Josef Biergans.

Foto: Detlef Steinert

Die Wolfssichtungen und insbesondere der Nachweis von Welpen in den Wäldern bei Eitorf machen der Kreisbauernschaft Bonn/Rhein-Sieg Sorgen. In einer Pressemitteilung heißt es, Landwirte in dem betroffenen Gebiet stünden auch einer „Entnahme von Wölfen“ offen gegenüber. Eine sogenannte Entnahme schließt das Fangen, aber auch das Töten einzelner Tiere ein. Kreisgeschäftsführer Konstantin Pauly schreibt, dass mittlerweile bereits über sechs Welpen „spekuliert“ werde. Pauly: „Unabhängig von der tatsächlichen Wurfgröße steigt mit dem Nachweis die Wahrscheinlichkeit, dass sich dort ein ganzes Rudel bildet.“

Der Sprecher des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (Lanuv), Wilhelm Deitermann, kann das indes nicht bestätigen: „Wir befinden uns noch mitten im wissenschaftlichen Monitoring. Mag sein, dass es entsprechende Sichtungen gegeben hat.  Aber am Ende geht es uns um fundierte Beweise.“

Dietmar Tüschenbönner, stellvertretender Vorsitzender der Kreisbauernschaft Bonn/Rhein-Sieg, sieht die Aufrüstung der Weiden zum Wolfsschutz skeptisch. Der Landwirt aus Much, der selbst Schweine und Milchvieh hält, meint, die Topografie der Weiden in der betroffenen Gegend sei schwierig. Die Geländeform und auch der Zuschnitt der Nutzflächen erlaube es nicht oder nur mit „unverhältnismäßig hohem Aufwand“, sie wolfssicher einzuzäunen.

Diese Gegend sei hügelig und von kleinen Bächen durchzogen, sodass es schwierig sei, sie mit dem erforderlichen Untergrabeschutz zu versehen. „Wir wollen die Landschaft nicht mit Zäunen verbarrikadieren, durch die weder Reh noch Hase kommen“, sagt Tüschenbönner. „Deswegen wäre unsere Devise, den Wolf generell auf Abstand zu halten, um die Tiere zu schützen.“ Aber an eine Bejagung sei ja „unter den derzeitigen gesetzlichen Vorzeichen nicht zu denken“.

Forderung nach mehr Aufklärungsarbeit

Auch Frederic Jüdes aus Eitorf-Siebigteroth, der Limousin-Rinder züchtet, und Franz-Josef Biergans aus Obenroth äußern ihre Bedenken. Einmal habe ein Hund seine Herde aufgehetzt, so Biergans. Danach mussten viele Tiere medizinisch versorgt werden: „Die ganze Herde hatte über Wochen Panik, sobald das Bellen eines Hundes zu hören war.“

„Ich kann die Ängste und Sorgen der Landwirte absolut verstehen, sehe aber auch, dass mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden muss“, sagt Katharina Stenglein, Projektleiterin „Der Wolf macht Schule“ beim Nabu NRW. Rinder zäune man beispielsweise meist mit sogenannten Litzenzäunen wolfsabweisend ein, die für Reh, Hase und anderes Wild durchlässig seien und bei denen der Untergrabeschutz in einer stromführenden Litze 20 Zentimeter über dem Boden bestehe.

Das bestätigt auch Bernhard Rüb, Sprecher der Landwirtschaftskammer NRW. „Unser Herdenschutzberater ist schon seit einem Jahr vor Ort tätig. Und es ist richtig, dass das Einzäunen in dieser Gegend nicht einfach ist, aber auch nicht unmöglich. Davon abgesehen, fördert das Land den Mehraufwand“, sagt Rüb. 6,2 Kilometer mobiler Zaun und 4,3 Kilometer Festzaun seien bereits mit einer Summe von 53 000 Euro gefördert worden. Dem Herdenschutzberater zufolge sei die Wölfin mit den Welpen nicht durch besondere Aggressivität aufgefallen, sagt Rüb. Und es sei auch noch kein einziger Fall in NRW bekannt, wonach ein Wolf über einen Zaun gesprungen sei.

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