Stolpersteine in Rheinbach Bernd Beißel: "Die Diskussion ist unerträglich"

RHEINBACH · Nach einem Eklat um die Messingsteine des Kölner Künstlers Gunter Demnig bezieht der Rheinbacher CDU-Fraktionsvorsitzende Bernd Beißel Stellung zur Debatte um die Stolpersteine in Rheinbach. Die Diskussion sei "unerträglich", sagte er dem General-Anzeiger. Die Ablehung habe nichts mit Antisemitismus zu tun.

"Diejenigen, die eine kritische Haltung zur Verlegung von Stolpersteinen haben, unterscheiden sich in ihrem vernichtenden Urteil über das verbrecherische Nazi-Regime und dessen Gräueltaten nicht von denen, die diese Aktion befürworten", erklärte Beißel. Es werde aber in der öffentlichen Diskussion häufig der Eindruck erweckt, die Ansichten der Gegner der Stolpersteine seien antisemitisch. "Der Versuch auf diese Weise psychologischen Druck zu erzeugen, grenzt an Meinungsterror", so der CDU-Fraktionschef.

Wie berichtet, hatte es im Ausschuss für Standortförderung einen Eklat um die Messingsteine des Kölner Künstlers Gunter Demnig gegeben. SPD und Grüne hatten gemeinsam mit rund 20 Vertretern der Initiative "Rheinbacher für Stolpersteine" unter Protest den Saal verlassen, nachdem die Mehrheit von CDU und FDP den Bürgerantrag zu den Stolpersteinen vertagt hatte. Mittels des Bürgerantrags möchte die Initiative die Verlegung der Steine vor den ehemaligen Wohnhäusern der während der Nazidiktatur ermordeten Rheinbacher Juden erreichen. In Bornheim, Meckenheim und Alfter sind die Gedenkplaketten bereits installiert worden.

Beißel erklärte nun, er persönlich sei gegen die Verlegung von Stolpersteinen, weil Rheinbach, was das Gedenken an die jüdischen Opfer der Nazizeit angehe, genügend vorzuweisen habe: Er erinnerte an die Gedenkstätte am Standort der ehemaligen Synagoge, das Mahnmal am Rathaus, den Erhalt des jüdischen Friedhofs und die Gedenkveranstaltungen am 9. November und am 27. Januar. Er fürchte "Abnutzungseffekte" und eine "Inflationierung", wenn noch eine Gedenkstätte hinzukomme.

Innerhalb der CDU-Fraktion gebe es derzeit eine Tendenz zur Ablehnung der Stolpersteine. Die Fraktion wolle aber die Befragung der Eigentümer der Häuser, vor denen die Stolpersteine niedergelegt werden sollen, abwarten. Wie berichtet, möchte die Verwaltung laut Bürgermeister Stefan Raetz die Hauseigentümer anonym befragen. Deren Stellungnahmen sollen in die Entscheidung der Politiker einfließen dürfen.

Beißel sagte weiter, er frage sich auch, ob die Opfer gewollt hätten, dass "ihnen im Straßenschmutz gedacht wird". Es gebe auch unter jüdischen Mitbürgern eine gespaltene Meinung zu Stolpersteinen, sagte Beißel und nannte die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, als Beispiel, die sich gegen die Stolpersteine ausgesprochen hatte.

Beißel erklärte, man müsse außerdem erörtern, ob man der Stadt Rheinbach gerecht werde, "wenn sich historisches Gedenken ausschließlich auf düstere Epochen insbesondere die der Nazi-Zeit fokussiert". Die CDU-Fraktion habe sich deshalb mit dem Antrag zur Errichtung eines Pfads der Geschichte für eine "ganzheitliche" Erinnerungskultur eingesetzt, in der alle Epochen der Rheinbacher Geschichte gewürdigt werden sollen.

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