Kreistag im Rhein-Sieg-Kreis Bieber und Becker im Gespräch
RHEIN-SIEG-KREIS · Neulich vor dem Kreishaus: Die Mitglieder der CDU-Kreistagsfraktion hatten sich zum traditionellen Fotoshooting nach der Wahl aufgestellt. Lächelnd standen sie da und streckten die Daumen aus.
17 der 34 CDU-Abgeordneten sind neu oder nach längerer Pause wieder im Kreistag. Wer den Fraktionsvorsitz übernimmt, ist allerdings noch offen. Nach GA-Informationen sind sowohl Jürgen Becker als auch Torsten Bieber im Gespräch.
Über diese Personalie entscheidet die Fraktion am 16. Juni, am Tag nach der Landrats-Stichwahl. Erst danach wird die CDU Koalitionsverhandlungen führen. Partner sind bislang die Grünen, es sind aber auch Gespräche mit SPD und FDP vorgesehen.
Der bisherige Fraktionschef Sebastian Schuster bleibt nicht im Amt - so oder so: Gewinnt er am 15. Juni die Stichwahl gegen Dietmar Tendler (SPD), ist er neuer Landrat. Verliert er, würde er dem Kreistag überhaupt nicht mehr angehören. Er hat keinen Wahlkreis, sondern steht auf Platz 1 der Reserveliste, die noch nicht gezogen hat.
Was die Nachfolge in der Fraktion betrifft, wurde im Umfeld der CDU bislang immer wieder Jürgen Becker genannt. Der Finanzexperte ist eine der prägenden politischen Figuren in Siegburg, wo er Fraktionschef im Rat ist. Auch im Kreistag saß der 61-Jährige bereits. Dort schied er 2009 aus, weil er Staatssekretär im Bundesumweltministerium wurde.
Nach dem Ministerwechsel infolge der Bundestagswahl 2013 wurde Becker als Beamter in den Ruhestand versetzt. Damit hat er jetzt auch wieder mehr Zeit für die Kreispolitik: Bei der Kommunalwahl holte er in Siegburg erneut ein Direktmandat. Becker ist der Ehemann der CDU-Kreisvorsitzenden und Bundestagsabgeordneten Elisabeth Winkelmeier-Becker. Mögliche Ambitionen auf den Fraktionsvorsitz wollte er auf GA-Anfrage nicht kommentieren.
Auch Torsten Bieber aus Neunkirchen-Seelscheid gilt als möglicher Schuster-Nachfolger. Als Becker 2009 den Kreistag verließ, wurde Bieber dessen Nachfolger als finanzpolitischer Sprecher der CDU. Außerdem war der 40-jährige bislang stellvertretender Fraktionsvorsitzender.
"Ich bin von vielen Abgeordneten gefragt worden, ob ich mir eine Kandidatur für den Vorsitz vorstellen könnte. Ich traue mir das zu", sagte Bieber auf GA-Anfrage. Es komme ihm darauf an, das Amt "unabhängig und transparent" auszuüben und den gesamten Kreis im Blick zu haben. Bieber, der kein kommunales Ratsmandat hat und von Beruf Referent beim Vizepräsidenten des Bundesrechnungshofs ist, will die Fraktion nach eigenen Worten mit einem "breit aufgestellten Team" leiten.
Dem Niederkasseler Marcus Kitz (40) ist dabei eine zentrale Rolle zugedacht. "Ich unterstütze Torsten Bieber und denke, dass wir ein gutes Team haben, dass sowohl politisch als auch regional ein breites Spektrum abdeckt", sagte er auf Anfrage.
Sollte Bieber am Ende die Nase vorn haben, gelte es aber auch, Beckers Kompetenzen zu nutzen. "Ich hoffe auf eine einvernehmliche Lösung", sagt Bieber, der Polarisierung und Kampfabstimmung nach Möglichkeit vermeiden will.
Auf die Nachfolge-Diskussion angesprochen, hielt sich Sebastian Schuster am Mittwoch bedeckt. "Es werden gerüchteweise Namen genannt", sagte er auf Anfrage. "Natürlich laufen im Moment Sondierungsgespräche, das ist ganz normal." Die Personalie sei bewusst zurückgestellt worden. "Für uns steht jetzt erst einmal die Landratswahl im Vordergrund. Wir werfen alles, was wir haben, in die Waagschale."
