Oper "Brundibár" Bornheimer Kinderchöre und Musikschule erinnern an den Naziterror

BORNHEIM · Zersplitterte Schaufenster, Plünderungen und die Zerstörung der Synagoge - auch in Bornheim hat das nationalsozialistische Regime in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 Angst und Schrecken verbreitet. In der Reichspogromnacht begannen die Nazis mit der systematischen Verfolgung von Juden im gesamten Deutschen Reich. Am Samstag versammelten sich rund 60 Bürger auf dem Peter-Fryns-Platz in Bornheim gegen das Verdrängen und Vergessen.

 Zum Gedenken an den Terror in der Pogromnacht führen Kinder die Oper "Brunibár" auf.

Zum Gedenken an den Terror in der Pogromnacht führen Kinder die Oper "Brunibár" auf.

Foto: Wolfgang Henry

Gemeinsam gedachten sie bei Kerzenschein den Opfern des Nationalsozialismus."Diese furchtbaren Ereignisse müssen erinnert und wachgehalten werden, damit sie sich niemals wiederholen können", mahnte Bornheims Bürgermeister Wolfgang Henseler, der für ein respektvolles Miteinander aller Menschen plädierte.

Schweigend zogen die Teilnehmer anschließend zur ehemaligen Synagoge und weiter zur Bornheimer Versöhnungskirche, wo erstmalig in Bornheim die Kinderoper "Brundibár" (Die Hummel) aufgeführt wurde: eine Oper, die für die Kinder im Konzentrationslager (KZ) Theresienstadt zu einem Symbol der Hoffnung, des Widerstandes und des Glaubens wurde. Eine Geschichte, die den bedeutenden Wert des kollektiven Zusammenhalts gegen das Böse darstellt. Die Aufführung war der Abschluss und zugleich der Höhepunkt der diesjährigen Gedenkveranstaltungen zum 74. Jahrestag der Reichspogromnacht in Bornheim.

Zum Inhalt: Das Mädchen Aninka (gespielt von Malena Droste) und ihr kleiner Bruder Pepícek (Lena Neuss) haben eine kranke Mutter, für die sie dringend Milch benötigen. Doch sie haben kein Geld. Auf dem Markt versuchen sie mit Singen Geld zu verdienen. Doch Brundibár (gespielt von Emma-Louise Rothschild), ein bösartiger Leierkastenmann, verscheucht die beiden, um zu verhindern, dass die neue Konkurrenz ihm das Geschäft verdirbt. Mit Hilfe des Zusammenhalts anderer Kinder und der Tiere wendet sich schließlich alles zum Guten.

Mehr als ein Jahr haben der Jugendchor und die Kinderchöre der Evangelischen Kirchengemeinde Vorgebirge unter Leitung von Marie-Susann Rothschild gemeinsam mit der Musikschule Bornheim an dem Stück gearbeitet. Es war eine lange Zeit, in der sie nicht nur die Oper einstudiert, sondern auch viel über die Kinder im KZ Theresienstadt, besonders über die Mädchen aus "Zimmer 28", erfahren haben.

"Die Kinder sind uns wichtig geworden", erklärten die jungen Darsteller ihrem Publikum zu Beginn der Aufführung. Das Engagement hat sich gelohnt. Äußerst professionell und mit berührender Ernsthaftigkeit, aber auch sichtlicher Freude begeisterten die jungen Nachwuchskünstler die rund 300 Zuschauer in der Versöhnungskirche.

Komponist des Zweiakters ist der Jude Hans Krása aus Prag, der im Jahr 1941 von den Nazis ins KZ Theresienstadt deportiert wurde. Schon die Premiere am 23. September 1942 war ein voller Erfolg, und so wurde seine Oper von inhaftierten Kindern in der darauffolgenden Zeit insgesamt 55 mal aufgeführt. Heute ist sie eine Art musikalisches Denkmal für diejenigen Kinder, die den Holocaust nicht überlebt haben.

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