Nummer-eins-Hit von Felix Jaehn "Cheerleader": Leonard Biwer spielt die Trompete

OBERPLEIS · Von der Blasmusik in die Charts - was ein Sommerurlaub in Bayern doch bewirken kann. Jedenfalls faszinierten die blitzenden Trompeten einer Blaskapelle den siebenjährigen Leonard Biwer aus Oberpleis bei einem Dorffest so sehr, dass er unbedingt selbst spielen wollte.

Beim heimischen Bläsercorps Auel-Gau Oberpleis begann seine Trompetenlaufbahn. Zehn Jahre war er hier aktiv. Heute aber ist Leonards Spielkunst mit der Trompete weltweit zu hören. Trompetenintro und -solo des Nummer-eins-Hits "OMI - Cheerleader (Felix Jaehn Remix)" stammen von dem Oberpleiser.

Um die 200 Millionen Klicks verzeichnete der im Mai 2014 erschienene Remix im Internet, etwa zwei Millionen Mal wurde der Song verkauft, kletterte in 18 Ländern an die Chart-Spitze und erhielt bisher zweimal Gold und 18 Mal Platin. Ein Ohrwurm, der eigentlich erst durch das Blasinstrument die richtige Würze bekommt. Biwers Trompete bildet den prägnanten Part.

Und das kam so: Das Original des Titels "Cheerleader" des jamaikanischen Sängers OMI hatte es nicht in die Charts geschafft. Zwei Jahre später baten die Produzenten den deutschen DJ Felix Jaehn, daraus ein clubtaugliches Stück zu machen. Der Hamburger kannte Leonard Biwer.

Der Oberpleiser lag gerade im Freibad auf der Insel Grafenwerth, als ihn der Anruf erreichte, er möge für den halbfertigen Titel einen passenden Trompetenpart komponieren. "Lass dir etwas Schönes einfallen", habe der telefonische Auftrag gelautet, berichtet der Trompeter.

Unter den Fittichen von Charly Müller

Das Können dazu hat der 23-Jährige ja. Ein Fachmann der Branche, Charly Müller, der schon Till Brönner die Grundlagen des Trompetenspiels vermittelte, nahm Leonard Biwer über zehn Jahre lang unter seine Fittiche. Mit seinem Lehrer trat das Trompeten-Talent auch in großen Häusern wie dem Kölner Gürzenich auf. Vier Jahre lang spielte der junge Mann auch mit den Unkeler "Barhockern".

Leonard Biwer erzählt in seinem Elternhaus die "OMI-Story": "Ich hatte freie Fahrt. Ich habe mir das Original gar nicht angehört, nur das unfertige neue Stück und habe hier in meinem Zimmer etwas eingespielt. Der Refrain war schnell gefunden." Nach zwei Tagen lieferte er seine Arbeit bei Felix Jaehn ab, der Song wurde dann noch endgültig abgemischt - und stürmte von da an die Hitlisten.

Am Erfolg des Titels hat Biwer, der am Gymnasium Am Oelberg sein Abitur ablegte und nach dem Bachelor als Medienwirt gerade sein Master-Studium im Fach Internationales Marketing in Köln bestreitet, freilich keinen Anteil, da ihm die Produzenten dieses Recht nicht zustanden.

"Ich hatte seinerzeit auch keine hohen Erwartungen an einen möglichen Erfolg." Aber nach sechs Monaten stieg der Titel in den Top Ten auf. Und seit drei Wochen wird "Cheerleader" auch in den USA auf Platz eins geführt. Selbst Bundesaußenminister Frank Walter Steinmeier gratulierte dazu DJ Felix Jaehn, der als erster Deutscher seit 26 Jahren wieder die Spitze der US-amerikanischen Billboard-Chats Top 100 eroberte.

Sachen gibt's! Jetzt gratuliert sogar Frank Walter Steinmeier dem #Hamburger DJ @FelixJaehn zum Erfolg; pic.twitter.com/KJcu2F3WK2

Lena Obschinsky (@Stadtspatz_HH) 22. Juli 2015Leonard Biwers Name ist leider nicht auf dem Cover abgedruckt. Post von Fans erhält er dennoch aus der ganzen Welt und - es trudelten schon Folgeaufträge ein. So wird er etwa auf OMIs Wunsch hin für dessen neues Album in Aktion treten.

Auch der schwedische Produzent Avicii, das Nonplusultra unter den DJs, meldete Interesse an. Und mit Felix Jaehn wird der Oberpleiser wohl noch öfter zusammenarbeiten. Mit seinem gleichaltrigen Freund, dem Selhofer Tontechnik-Studenten Moritz Quast, gründete Leonard Biwer 2013 das Label "Kunsthandwerk" und eine Booking-Agentur.

Beide mixen auch selbst Songs und sind dafür in ganz Europa unterwegs: Quast mit DJ-Künstlernamen "Dayton" und Leonard als "Leonard Bywa". In Szene-Clubs ist Biwer als DJ mit Deep House und Techno aktiv.

Mit der elektronischen Musik machte der junge Mann durch ein Schulprojekt Bekanntschaft. Der Name "Kunsthandwerk" sagt es schon: Synthesizer sind für den Oberpleiser nicht alles. Musik ist für ihn immer noch Kunst.

Mit seiner Trompete war Biwer als Musiker und Komponist zuletzt für ein Remix von Freddy Verano im Einsatz. Der Titel: "Mount Everest". Der Gipfelsturm hat begonnen. In Italien belegt der Song aktuell Platz 14. In Deutschland ist er noch nicht erschienen.

"Ein Nummer-eins-Hit ist ein schönes Gefühl", sagt Leonard Biwer. Dennoch hebt er nicht ab. Er hat seinen vertrauten Freundeskreis in Oberpleis. "Die freuen sich mit mir." Und was aus der Musik wird? "Mal sehen." Eine Prognose wagt er nicht.

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