Der kühle Frühling schmälert den Ertrag Das Edelgemüse macht sich rar

RHEIN-SIEG-KREIS · "Mai kühl und nass füllt dem Bauern Scheun' und Fass", lautet eine Bauernregel. Auf die Spargelernte trifft sie allerdings nicht zu. Die edlen Stangen machen sich noch rar.

 Spargelernte in Meckenheim: Carsten Dahlhausen sticht mit Daniel die edlen Stangen.

Spargelernte in Meckenheim: Carsten Dahlhausen sticht mit Daniel die edlen Stangen.

Foto: HENRY

"Für Zuckerrüben und Getreide ist die derzeitige Wetterlage in der Tat gut; für Spargel und Erdbeeren allerdings weniger", sagt Carsten Dahlhausen aus Meckenheim. Der 41-Jährige baut seit 20 Jahren grünen Spargel und seit fünf Jahren weißen Spargel an und verkauft die Ernte regional im eigenen Hofladen sowie an die heimische Gastronomie. Da der Landwirt hauptsächlich Äpfel, aber auch Kartoffeln, Stein- und Kernobst sowie Beeren, Zuckerrüben und Getreide anbaut, trifft ihn die bisher mäßige Spargel- und Erdbeerausbeute nicht allzu hart. "Im Vergleich zu Äpfeln ist Spargel regelrecht dankbar im Anbau, erklärt der Landwirt: Er wächst zwar langsamer bei Kälte, ist aber nicht so anfällig; ein Frost zur falschen Zeit hingegen kann die gesamte Apfelernte ruinieren", sagt Dahlhausen. Seinem Eindruck nach sind die bisher geernteten Stangen etwas dicker als sonst: "Vielleicht tut dem Spargel das langsamere Wachstum ja ganz gut."

Dahlhausen glaubt allerdings nicht, dass der Spargelertrag im Vergleich zu guten Jahren noch aufholt: "Selbst wenn die Temperaturen bald konstant steigen und der Spargel dann endlich reichlich sprießt, fehlen uns definitiv die Anfangswochen. Die Saison lässt sich nun mal mit Rücksicht auf die Regeneration der Pflanzen nicht über den 24. Juni hinaus ausdehnen." Dementsprechend rechnet der Landwirt auch im Mai nicht mehr mit der Haupternte und kommt mit familiärer Unterstützung und einer türkisch-stämmigen Erntehelferin aus dem Ort aus, die er bereits seit etwa sechs Jahren beschäftigt. Ein Kilo Spargel der besten Qualität kostet bei Dahlhausen derzeit acht Euro. "In besseren Jahren lag der Preis um diese Zeit bei etwa sieben Euro", vergleicht Dahlhausen.

Auch Familie Kley aus Bornheim-Widdig hofft seit drei Wochen vergeblich auf den überfälligen Spargelsegen. "Als der Frühling endlich durchbrach, herrschte ja zunächst Angst vor einem kaum zu bewältigenden Ernteboom; stattdessen fehlt jetzt immer noch der rechte Schwung", sagt Seniorchefin Maria Kley (54), auf deren Hof bereits seit den 50er Jahren Spargel angebaut wird. "An eine schlechtere Ernte als bisher in dieser Saison kann ich mich in all den Jahren kaum erinnern." Frappierender Nebeneffekt: "Mit dem Ertrag sinkt auch die Nachfrage; anscheinend verbinden die Leute Spargelgenuss mit Frühlingsgefühlen, und wenn die ausbleiben, kommt auch weniger Spargelappetit auf. Obwohl die Qualität der Stangen dieses Jahr sehr gut ist."

Mit dem Erntebeginn kommen bei Kley auch die Erntehelfer: Josef Malec (52) und Dorota Kornafel (43) aus Polen sind zwei von sieben Erntehelfern, die die Stangen stechen und zum Verkauf aufbereiten. Beide kommen seit mehreren Jahren zur Erntezeit her und sind auf dem Hof Kley in einer eigens umgebauten Wohnung, beziehungsweise in Monteurzimmern untergebracht. "Die Arbeit ist anstrengend, gefällt mir aber", sagt Kornafel, deren Kinder in der Heimat derweil von der Oma betreut werden. "Für uns alle ist es die stressigste Zeit im Jahr; Rückenschmerzen und Muskelkater sind anfangs unvermeidlich", sagt Juniorchef Karl-Heinz Kley (23). Ein geübter Spargelernter wie Josef Malec sticht zwei bis drei Kisten à zehn Kilo Spargel pro Stunde. Sein Stundenlohn beträgt sieben Euro. So viel kostet derzeit auch ein Kilo Spargel der Handelsklasse 1 im Hofladen. "Die Spargelpreise sind seit etwa 20 Jahren relativ stabil, obwohl die Produktionskosten steigen und der Mindestlohn für die Erntehelfer bis 2017 auf 8,50 Euro angehoben wird", sagt Karl-Heinz Kley. "Dieses Jahr haben wir die ersten spärlichen Stangen am 3. Mai gestochen; im Vorjahr ging es schon am 12. April los", sagt er. "Aber am Wetter können wir nun mal nichts ändern", ergänzt Maria Kley.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort