Kunstverein plant Ausstellungen Das Pumpwerk in Siegburg meldet sich zurück

Siegburg · Eine Vernissage hat es coronabedingt nie gegeben, dafür aber eine Finissage. Nach mehr als einem Jahr endet nun die Ausstellung von Düsseldorfer Studierenden im Ausstellungshaus des Kunstvereins für den Rhein-Sieg-Kreis. Dessen Vorsitzender erzählt, welche Veränderungen es im Verein gibt und welche Projekte anstehen.

 Reinhard Lättgen, Vorsitzender des Kunstvereins für den Rhein-Sieg-Kreis, in der am Wochenende auslaufenden Ausstellung Atlantis im Pumpwerk.

Reinhard Lättgen, Vorsitzender des Kunstvereins für den Rhein-Sieg-Kreis, in der am Wochenende auslaufenden Ausstellung Atlantis im Pumpwerk.

Foto: Nadine Quadt

Die Begegnung mit dem Betrachter der eigenen Werke markiert normalerweise den Anfang einer jeden Ausstellung. Wenn der allerdings mit dem Beginn einer weltweiten Pandemie zusammenfällt, ist an eine Vernissage nicht zu denken. Und so haben acht Studierende der Düsseldorfer Kunstakademie ihre Arbeiten im vergangenen Jahr zunächst ohne Publikum im Pumpwerk – dem Siegburger Ausstellungshaus des Kunstvereins für den Rhein-Sieg-Kreis – aufgebaut und unter dem Titel „Atlantis“ zu einem Gesamtkunstwerk zusammengefügt. Nach einem Jahr bauen sie ihre Installationen und Skulpturen nun wieder ab. Vorher gab es am Sonntag dann aber doch noch eine Begegnung mit ihren Betrachtern – bei der Finissage.

„Es war fürchterlich“, sagt Reinhard Lättgen. Die Ausstellung mit den Kunststudierenden war eine Herzensangelegenheit des Vereinsvorsitzenden. „Ich habe die Klasse mehrfach in Düsseldorf besucht und sie ermutigt, zu uns nach Siegburg zu kommen“, sagt er. Für die Studentinnen und Studenten sei es das erste Mal gewesen, dass sie ihre Arbeiten öffentlich ausgestellt haben. Deshalb hätte er ihnen eine Vernissage gewünscht.

„Diese Arbeiten müssen an die Öffentlichkeit“

Ursprünglich sollten die Arbeiten von März 2020 an zu sehen sein. „Zu dem Zeitpunkt war daran gar nicht zu denken“, sagt Lättgen. Später habe man zwar eine interne Eröffnungsfeier nachgeholt, aber das sei nicht vergleichbar. „Diese Arbeiten müssen unbedingt in die Öffentlichkeit“, so Lättgen. Es gehe ihm darum, die Basis, die Beweggründe und die Entstehungsweisen der Kunst in den Vordergrund zu rücken. „Das ist in dieser Ausstellung greifbar gewesen“, sagt er. In einem Filmporträt, das Georg Divossen zusammen mit den Künstlerinnen und Künstlern begleitend zur Ausstellung gemacht hat, dauert dieses Erlebnis fort, auch wenn die Arbeiten Siegburg nun wieder verlassen müssen. Es ist weiterhin auf der Internetseite des Kunstvereins zu sehen.

„Der Film ist in unserer Programmatik etwas mehr in den Mittelpunkt gerückt“, gewährt Lättgen Einblick in die von der Pandemie geprägten vergangenen Monate. „Corona hat unser gesamtes Programm für 2020 zerschossen“, sagt er. Deswegen gebe es im Pumpwerk auch keine regulären Öffnungszeiten mehr. „Momentan öffnen wir nur nach Absprache“, fügt Lättgen hinzu. Für  2021 habe der Verein erst gar kein Programm aufgestellt.

Gleichwohl soll bis zum Jahresende wieder etwas Leben in das unweit der Sieg gelegene Ausstellungshauszurückkehren. „Ans Eingemachte“ heißt es ab Samstag, 2. Oktober, im Pumpwerk, wenn der Kunstverein sein Mitglied Herbert Döring-Spengler als aktuellen Träger des Rheinischen Kunstpreises würdigt.

Auch die Ausstellung mit Arbeiten aus dem Kreativprogramm „Sparte Eins, Zwei, Drei“ – einem Kooperationsprojekt des Rhein-Sieg-Kreises und der Bundesstadt Bonn – soll nachgeholt werden. „Und im Dezember soll es unsere Mitgliederausstellung geben“, sagt der Vereinsvorsitzende. Mit „Rhythmus, Schwingungen und Töne“ sei diese noch ganz im Zeichen des Beethovenjahrs thematisch überschrieben.

Viele Ideen für das nächste Jahr

Ideen für das kommende Jahr haben Reinhard Lättgen und seine Mitstreiter schon viele. „Wir trauen uns nur noch nicht so recht, sie festzulegen“, sagt er. In jedem Fall solle es analog zur „Atlantis“-Ausstellung eine Zusammenarbeit mit Studierenden der Kölner Hochschule geben. „Laborprojekte sollen künftig einen größeren Raum einnehmen“, ergänzt Lättgen.

Aktuell könne der Verein den immensen Aufwand, der normalerweise mit einer Ausstellung verbunden ist, personell kaum mehr stemmen. „Wir brauchen dringend Zuwachs“, sagt er mit Blick auf den Vorstand seines rund 210 Mitglieder zählenden Vereins. Ein Problem, das ihn seit Jahren begleitet. Wie berichtet, wollte Lättgen eigentlich schon 2017 den Vereinsvorsitz, den er seit 2003 innehat, abgeben. Ein Nachfolger war indes nicht in Sicht. „Ich hatte die Wahl, entweder ich mache weiter oder wir machen den Laden dicht“, sagte er damals und machte weiter: aus Überzeugung.

„Unser Finanzproblem haben wir über Sponsoren lösen können“, sagt Lättgen. Das gebe ihm und seinen Mitstreitern Planungssicherheit. Aktuell bleibe abzuwarten, wie es mit den Zuwendungen durch den Rhein-Sieg-Kreis weitergehe. Laut Kreis zahlt die Kreisverwaltung jährlich 17 000 Euro an den Kunstverein, 2021 flossen weitere 7500 Euro in die Tilgung. „Der Kredit aus dem Umbau des Pumpwerk ist dieses Jahr getilgt“, sagt Lättgen. Der Kunstverein hatte das Haus, das den Siegburger Stadtbetrieben gehört, 2001 zum Ausstellungshaus umbauen lassen (siehe unten). „Wir müssen nun die Entscheidung des Kreiskulturausschusses abwarten, wie es mit den Zuwendungen weitergeht.“

Mehr zum Kunstverein auf www.kunstverein-rheinsieg.de

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