Zeit für Privates "Das Verlockende ist, etwas zu bewegen"

ALFTER · Georg Steinig (SPD) nimmt nach 31 Jahren Abschied vom Alfterer Gemeinderat. Als Sachkundiger Bürger im Personalausschuss wird er sich noch einbringen. Nun sollen der Sport und die Familie im Fokus stehen.

 Die Ostpolitik von Willy Brandt hat ihn beeindruckt und in den 70er Jahren zum Eintritt in die SPD bewegt: Georg Steinig.

Die Ostpolitik von Willy Brandt hat ihn beeindruckt und in den 70er Jahren zum Eintritt in die SPD bewegt: Georg Steinig.

Foto: Wolfgang Henry

"Ich finde, 75 Jahre ist ein Alter, in dem man aufhören sollte." Und das hat Georg Steinig, der vor 40 Jahren in die SPD eintrat, auch in die Tat umgesetzt. Nach 31 Jahren im Alfterer Gemeinderat ist Steinig zur jüngsten Kommunalwahl nicht mehr angetreten. Damit hat er auch den Fraktionsvorsitz in jüngere Hände gegeben und ist froh darüber, dass Thomas Klaus diese Aufgabe übernommen hat.

"Wenn man das Amt ernst nimmt, ist ja doch ein ständiger Verantwortungsdruck da", meint Steinig. Dennoch hat ihm das Ganze Spaß gemacht. "Sonst wäre ich nicht so lange dabeigeblieben." Die Fraktionsarbeit sei sehr befriedigend gewesen.

"Wir haben mehr oder minder an einem Strang gezogen." Die regelmäßigen Besprechungen über die Ausschuss- und Ratsthemen fallen nun weg, doch ein Quäntchen von Steinigs Sachverstand bleibt der Alfterer Kommunalpolitik noch erhalten.

Der ehemalige Beamte, der im Bundeskriminalamt in Meckenheim im Personalwesen tätig war, nimmt nun als Sachkundiger Bürger einen Platz im Personalausschuss ein. Das Gremium tagt nur wenige Mal im Jahr.

Ansonsten möchte sich Steinig lieber mehr sportlich betätigen und sich als Vater von vier Kindern den inzwischen neun Enkeln widmen, von denen acht in der Gemeinde Alfter leben.

Zur SPD kam er in den 70er Jahren, als die Friedens- und Ostpolitik des damaligen Bundeskanzlers Willy Brandts sein Interesse weckte. Nachdem Steinig, er stammt gebürtig aus dem westfälischen Bocholt, mit seiner Familie 1977 in die Gemeinde Alfter gezogen war, trat er dem SPD-Ortsverein bei und stieg dort in die politische Arbeit ein.

Das brachte ihm in den Folgejahren diverse Vereinsposten bis zum Vorsitzenden ein und 1983 auch den erstmaligen Einzug in den Gemeinderat. "Das war zunächst recht langweilig, weil die CDU die absolute Mehrheit hatte", erinnert sich Steinig.

Er bedauert noch heute, dass damals deshalb einer Gesamtschule für Alfter keine Chance gegeben wurde. Aber im Laufe der 80er Jahre wendete sich das Blatt für die Christdemokraten, die fortan die meiste Zeit Partner für die Durchsetzung von Beschlüssen brauchten.

Damit einher gingen mehr Möglichkeiten, Politik mitzugestalten. "Denn das ist doch das Verlockende an der Ratsarbeit, dass man manchmal etwas bewegen und erreichen kann", findet Steinig.

So freut er sich beispielsweise darüber, dass der Kramersbruch als grüne Lunge in Oedekoven erhalten bleibt. Erfolgserlebnisse seien aber auch die Unterstützung kleiner Anliegen von Bürgern. 1986 übernahm Steinig den Fraktionsvorsitz von Fritz Blättner, als dieser erkrankt war. "Und dabei ist es dann geblieben."

In fast allen Ausschüssen hat Steinig mitgearbeitet, zuletzt im Haupt- und Finanzausschuss, im Wirtschaftsförderungsausschuss und im Personalausschuss. Steinig lobt das Miteinander im Rat als friedlich. Große Schwierigkeiten habe es nicht gegeben, und: "Ich habe nie erlebt, dass der Bürgermeister mal ein Ratsmitglied hinausgeworfen hat."

Auch für das entgegenkommende Verhalten der Gemeindeverwaltung findet Steinig gute Worte: "Die insgesamt gute Zusammenarbeit muss man hoch anerkennen." Neben Personalfragen gehörten Finanzen zu den Themen, mit denen sich Steinig besonders gern beschäftigt hat. "Denn Finanzpolitik ist ja auch Sozialpolitik.

"Er wünscht sich deshalb eine Art Schuldenschnitt für die klammen Kommunen. "Den Städten und Gemeinden muss substanziell geholfen werden." Steuererhöhungen reichten nicht. Von diesen und anderen Schwierigkeiten einmal abgesehen findet Steinig: "Alfter ist insgesamt eine nette Gemeinde."

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