Heiligabend in Sankt Augustin nicht alleine "Die Tür steht jedem offen"

SANKT AUGUSTIN · Weihnachten, das ist das Fest der Nächstenliebe, der Besinnlichkeit und der Familie. Die Erwartungen sind groß. Manchmal zu groß. Ob durch Alter, Schicksal, Entfernung, Trennung, Armut oder auch Zerwürfnisse: Immer mehr Menschen sind an Heiligabend alleine.

 Weihnachtsfeier bei den Steyler Missionaren: Wie bereits in den Vorjahren (hier 2012) serviert Organisatorin Anne Schwabedal zusammen mit ihrem Team erst Kuchen und später das Abendessen für die Gäste.

Weihnachtsfeier bei den Steyler Missionaren: Wie bereits in den Vorjahren (hier 2012) serviert Organisatorin Anne Schwabedal zusammen mit ihrem Team erst Kuchen und später das Abendessen für die Gäste.

Foto: Paul Kieras

Ihnen bieten die Steyler Missionare auch in diesem Jahr eine offene Tür. Der Heiligabend für Alleinstehende ist offen für jedermann, bietet ein kleines Programm, festliches Essen und vor allen Dingen eines: die Gewissheit, nicht allein zu sein.

Anne Schwabedal ist eine der Mitinitiatorinnen der ersten Stunde.

Die gelernte Apothekerin, die seit Jahren den Kräutergarten der Steyler Missionare hegt und pflegt, hatte die Idee im Team des Kräutergartens entwickelt - auch, nachdem ihr Mann vor sechs Jahren unerwartet verstorben war.

Heute, an Heiligabend, werde sie wieder im "Blauen Salon", der Klosterkantine, sein und garantiert nicht allein, sagt Anne Schwabedal: "Es sind über die Jahre immer mehr Leute geworden. Im vergangenen Jahr war es richtig voll, wir haben 70 Plätze, aber finden immer noch einen Platz."

Wenngleich es ein Programm gibt und sich Teilnehmer angemeldet haben, stehe es jedem frei, zu kommen oder zu gehen, wann er möchte, betont Anne Schwabedal: "Wir wollen niemanden an Heiligabend alleine lassen.

Um 16 Uhr fangen wir mit Kaffee und Kuchen an. Viele sind schüchtern, kennen niemand anderen im Raum. Aber spätestens, wenn der Pater Rektor seine Begrüßung spricht, ist der Damm gebrochen. Dann wird viel erzählt, sich ausgetauscht."

Nicht nur untereinander, sondern auch mit den Steyler Schwestern, Patres und Fratres, die vorbeikommen und später zur Vesper, dem Abendgebet, einladen. "Wer möchte, kann daran teilnehmen. In der Zeit bereiten wir den Tisch für das festliche Abendessen vor. Im letzten Jahr gab es Gänsekeulen, davor feinen Braten", erklärt Schwabedal: "Es wird ein richtig festliches Abendessen, so wie man es sich für Heiligabend wünscht."

Dass es dabei stets um mehr als nur das gute Essen geht, weiß die engagierte Mutter zweier erwachsener Kinder nur zu gut. Nicht vielen Gästen des Abends falle es leicht, Weihnachten fernab der eigenen Familie zu feiern. "Manchen wird es auch zu viel, wenn die ersten Weihnachtslieder angestimmt werden. Einige Gäste kommen daher nur zum Kaffee und Kuchen, andere nur zum Abendessen.

Vor zwei Jahren kam noch ganz spät am Abend eine Frau vorbei, stand ganz schüchtern in der Tür und fragte, ob sie noch dazukommen dürfte. Natürlich darf jeder kommen, wann er will. Viele Leute glauben, sie seien stark, sie könnten Weihnachten alleine zuhause bleiben. Weihnachten ist für viele eben eine schwierige Zeit, einige brechen regelrecht zusammen. Wir halten die Türen daher offen: Auch noch spät abends ist jeder herzlich willkommen."

Auch müsse niemand etwas mitbringen, so Anne Schwabedal: "Jeder, der kann und will, darf eine Spende für das Essen geben. Wer es nicht kann, kann es eben nicht. Einige, die zum zweiten oder dritten Mal dabei sind, bringen auch Geschichten oder Lieder mit, die gemeinsam gesungen werden."

Offen ist auch das Angebot, den Abend mit dem gemeinsamen Besuch der Christmette um 21 Uhr in der Klosterkirche abzuschließen. Ausdrücklich Mut zum Besuch will Anne Schwabedal den Kurzentschlossenen machen: "Wenn einem Zuhause die Decke auf den Kopf fällt, darf jeder gern gucken kommen, ob es bei uns nicht besser und schöner ist. Wir sind da, die Tür steht jedem offen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort