Reaktionen auf die Anschläge Diskussionen um Schulfahrten nach Paris

Rhein-Sieg-Kreis · Die Terroranschläge von Paris sorgen auch bei Schulen im Kreis mit Verbindungen nach Frankreich für Bestürzung. Und möglicherweise könnten infolgedessen Schulfahrten nach Paris abgesagt werden.

Die Europaschule Troisdorf etwa hat eine Partnerschule in Evry, die Stadt liegt knapp 40 Kilometer vor Paris. Einmal im Jahr fährt eine Delegation nach Evry, eine weitere Fahrt geht in eine andere französische Stadt, unter anderem auch Paris. Die nächste steht im Herbst 2016 an. Der stellvertretende Schulleiter Peter Lauterbach sagte dem GA: "Ich denke, wir werden die Fahrt machen. Aber wir müssen natürlich schauen, wie sich die Lage dort jetzt entwickelt. Wir sind wachsam, verfallen aber nicht in Panik." Die Fahrt sei sehr gefragt, eine Absage sehr schwierig.

Man müsse nun erst einmal ein, zwei Nächte darüber schlafen. "Aber die Entscheidung muss schon in nächster Zeit fallen, die Fahrt muss ja gebucht werden." Die Lehrer, die den Schulaustausch organisieren, hätten seit dem Wochenende per E-Mail Kontakt gehabt, erzählt Lauterbach. Die Lehrer und Schüler haben gestern auch um 12 Uhr der Opfer der Anschläge mit einer Schweigeminute gedacht.

Auch am Kopernikus-Gymnasium Niederkassel herrschte am Montag zur Mittagszeit für eine Minute Stille. Die Schule organisiert einmal jährlich einen Austausch nach Saint-Quay-Portrieux in der Bretagne. Im Juni nächsten Jahres ist es wieder soweit. "Es ist keine Rede davon, etwas abzusagen", sagt Französisch-Lehrerin Ria Warrlich, die den Trip organisiert. "Selbst eine Fahrt nach Paris würde ich, glaube ich, machen - die Zustimmung der Eltern natürlich vorausgesetzt."

Das Gymnasium Alleestraße in Siegburg gedenkt ebenfalls der Toten, schreibt auf seiner Internetseite: " Wir teilen den Schmerz und Kummer unserer französischen Freunde." Auch dort gab es eine Schweigeminute. Die Schule setzte zudem einen Brief an ihre drei französischen Partnerschaftsschulen auf, drückte darin ihr Mitgefühl aus. Die nächste Fahrt nach Frankreich steht laut Schulleiterin Margret Sagorski im nächsten Herbst an. "Das ist noch weit weg. Wir sehen derzeit keinen Anlass, darüber nachzudenken", sagte sie.

Auch die Stadt Hennef sendete einen Kondolenzbrief an die Partnerstadt Le Pecq. Darin schreibt Bürgermeister Klaus Pipke: "Dies ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Meine Gedanken sind bei Ihnen."

Ganz persönlich betroffen ist auch Werner Sipp. Der Sankt Augustiner ist Beirat der Deutsch-Französischen Gesellschaft Bonn und Rhein-Sieg. Seine Tochter und die beiden Enkelkinder wohnen in Paris im zehnten Arrondissement. Dort kamen bei den Anschlägen ebenfalls Menschen ums Leben. "Ich war in Wien am Freitagabend, habe dann sofort meine Tochter angerufen und war beruhigt, dass sie in Sicherheit ist."

Erst am Sonntag sei seine Tochter wieder aus dem Haus gegangen. Sie habe ihm gesagt, dass sie sich jetzt nicht vergraben könnten, an die frische Luft müssten. "Uns nimmt das schon sehr mit. Meine Frau war erst vorletzte Woche in Paris, das ist unser zweites Zuhause." Sipp ist überzeugt, dass die Anschläge das Leben in der Stadt verändern werden. Doch er sagt auch: "Natürlich fahren wir wieder nach Paris."

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