Lebensmittelhygiene in Seniorenheim Ehemaliger Mitarbeiter erhebt schwere Vorwürfe

RHEIN-SIEG-KREIS · Rhein-Sieg-Kreis stellt nach Anzeige gegen ein Altenheim in der Region nur kleinere Defizite fest. Ein ehemaliger Mitarbeiter hatte mangelnde Lebensmittelhygiene beklagt.

Ein ehemaliger Mitarbeiter eines Altenheims in der Region erhebt schwere Vorwürfe gegen die Einrichtung. Er hat gestern beim Rhein-Sieg-Kreis Anzeige gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber erstattet. Sein Vorwurf: Dort soll es zu „massiven Verstößen“ gegen Lebensmittelhygienevorschriften gekommen sein, wie er dem General-Anzeiger erklärte.

Der Mann hatte nach eigener Auskunft in dem Altenheim noch bis vor Kurzem als geringfügig Beschäftigter gearbeitet. Er habe seine Tätigkeit dort jedoch beendet, weil er die hygienischen Zustände in dem Haus nicht länger mit seinem Gewissen habe vereinbaren können. Konkret wirft er der Heimleitung vor, dass Lebensmittel und Essensreste gepanscht beziehungsweise wiederverwendet wurden. So sei übrig gebliebener Kaffee „in Eimern zusammengeschüttet und anderentags versetzt mit frischem Kaffee den Heimbewohnern angeboten worden“.

Neben Speisen wie Suppen, die nach Schilderungen des ehemaligen Mitarbeiters ebenfalls in Eimern zusammengeschüttet und in einem Kühlschrank über mehrere Tage aufbewahrt worden seien, hatte ihn vor allem der Umgang mit Kuchenresten irritiert: „Die wurden in einem Eimer mit anderen Lebensmitteln wie Brot püriert und dann etwa Bewohnern gegeben, die auf weiche Nahrung angewiesen sind“, behauptet der Beschwerdeführer, der dem GA als Beleg Fotos zeigte, die er in der Küche gemacht haben will. Als Motiv für die Anzeige gab der Mann an: „Mir liegt das Wohl der Bewohner des Altenheims am Herzen.“

"Kleinere Mängel festgestellt"

Katja Eschmann von der Pressestelle des Kreises bestätigte, dass die Anzeige eingegangen ist: „Das Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt hat gestern sofort einen Kontrolleur in das Altenheim geschickt.“ Der habe vor Ort „kleinere Mängel festgestellt“. Dabei habe es sich laut Eschmann „um nichts Dramatisches gehandelt“. Die Frage, ob Lebensmittel gepanscht oder wiederverwendet wurden, wollte Eschmann nicht weiter kommentieren. Sie sagte: „Es gab kleinere Beanstandungen im hygienischen Bereich sowie bauliche Mängel.“ Es wurden Lebensmittelproben genommen, die Ergebnisse stehen noch aus.

Daher wird es nach ihrer Aussage „auch eine unangekündigte Nachtkontrolle geben“. Bei der solle dann geklärt werden, „ob die Mängel beseitigt wurden“. Der Heimbetrieb kann nach ihrer Aussage ohne Einschränkungen weitergeführt werden. In dem Zusammenhang wies sie daraufhin, dass die Einrichtung gerade im vergangenen Jahr vom Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) getestet und mit einer Topnote bewertet worden sei.

Mängel unterhalb der Bußgeldgrenze

Der Geschäftsführer der Unternehmensgruppe, zu dem das Altenheim gehört, wies am Dienstag auf Anfrage alle Beschuldigen zurück: „Dass einer der Mitarbeiter, die ich alle kenne, so etwas macht, übersteigt meine Vorstellungskraft“, betonte er: „Zumal gutes Essen auch eine Grundphilosophie unseres Unternehmens ist.“

Zudem wies der Geschäftsführer daraufhin, dass die beanstandeten Mängel unterhalb der Bußgeldgrenze gelegen hätten. Zum einen habe es sich um „etwas Staub in einer Absauganlage gehandelt“. Zum anderen um eine Umlufthaube, die entgegen der Ansicht des Kontrolleurs zulässig sei. Der Geschäftsführer kündigte an, gegen den Beschwerdeführer „wegen übler Nachrede“ klagen zu wollen.

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