Kommentar Ein bisschen Dankbarkeit

Die Tafeln hissen die weiße Fahne. Sie sind in großer Not. War der Alltag der Freiwilligen bis vor einigen Monaten gut kalkulierbar, bringt sie der Andrang durch die Flüchtlingswelle nun an die Grenzen der Kapazität. Und das ist nicht nur wörtlich, sondern auch im übertragenen Sinne gemeint.

Zur Erinnerung: Die Bäckereien und Supermärkte werfen jeden Abend nach Ladenschluss viele Lebensmittel weg, weil die Kunden wert auf Frische legen. Dieser Befund hat dereinst einige Idealisten auf den Plan gerufen, die die durchaus noch genießbaren Nahrungsmittel einsammelten, um sie an Bedürftige ihrer Stadt oder Gemeinde für kleines Geld weiterzugeben.

Und die löbliche Idee machte Karriere. Eine Win-win-Situation: Die Lebensmittel mussten nicht weggeworfen werden, und Menschen, denen es finanziell nicht so gut geht, kommen regelmäßig an gesundes Essen.

Dabei darf man nicht vergessen, dass die engagierten Ehrenamtler der Tafeln ihrer kostbare Freizeit einsetzen, um ihren Mitmenschen zu helfen. Sie haben es nicht verdient, dass sie jetzt dem Unmut ihrer Kunden ausgesetzt sind. Denn das Angebot günstiger Nahrungsmittel ist keineswegs selbstverständlich und schon gar kein Selbstläufer. Deshalb darf man getrost etwas mehr Dankbarkeit einfordern. Dieser Appell muss sich an Stammkunden wie an Neukunden richten.

Denn sollten die Ehrenamtler auf Dauer Aggression und Undank erleben, könnte es leicht sein, dass sie keine Lust mehr haben. Dann wäre das tolle Angebot mit einem Schlag perdu. Es ist durchaus nachvollziehbar, dass die Vergabe der Nahrungsmittel gegebenenfalls rationiert werden muss.

Vielleicht finden sich aber auch noch weitere Spender. Damit wäre geholfen.

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