In Niederkassel soll eine Bücherei schließen Kein Platz mehr für die Raupe Nimmersatt?

Niederkassel · In Niederkassel könnte bald wieder eine Stadtteilbücherei weichen. Doch viele Beteiligte haben Bauchschmerzen bei diesem umstrittenen Vorhaben

Eine Bücherei in Niederkassel könnte bald schließen
Foto: Hans-Werner Klinkhammels

Wer in Niederkassel ein Buch ausleihen möchte, wird vielleicht bald längere Wege gehen müssen. Denn die Filiale in Niederkassel-Ort könnte schließen. Es wäre ein erneuter Tiefschlag für kleine und große Bücherfreunde.

Eine Bücherei in Niederkassel könnte bald schließen
Foto: Hans-Werner Klinkhammels

Das Angebot der städtischen Büchereien war bisher auf drei Standorte verteilt: In Mondorf und Lülsdorf sowie in Niederkassel-Ort. Und das Angebot ist groß: Sachliteratur und Belletristik, Kinder- und Jugendliteratur, wie das berühmte Buch „Die kleine Raupe Nimmersatt“. Aber auch digitale Medien und Zeitschriften warten auf Interessierte. Nun soll in nächster Zeit die Bücherei in Niederkassel-Ort geschlossen werden, um in einer größeren Umzugsplanung Büros für die Stadtverwaltung zu schaffen. Der Hintergrund: Aus Sicherheitsgründen muss die Stadt Abteilungen verlagern. Leidtragende wäre die Bücherei.

Bauchschmerzen bei der Kommunalpolitik

Schön findet das kaum jemand. Marcus Kitz zum Beispiel spricht von „längeren Diskussionen in der CDU-Fraktion“. Er regt an, dass auf jeden Fall die anderen Büchereien bleiben sollen.

Grünen-Fraktionssprecher Sascha Essig sieht die Situation ähnlich: „Ich selbst habe Bauchschmerzen bei diesem Thema. In Sachen Kultur und Bildung ist bei uns in der Stadt das Angebot nicht wirklich groß. Wir hatten uns schon schwer getan, als die Büchereistandorte zuletzt von fünf auf drei reduziert wurden.“

Probiblio, der Förderverein der Stadtbüchereien Niederkassels, plädiert vehement für den Erhalt des Standortes. Er sieht in der Bücherei-Filiale „einen öffentlichen Raum, in dem Platz für Begegnung, Austausch und Raum für Lernen und Nachdenken“ ist. Dezernent Carsten Walbröhl dagegen blickt auf die tatsächliche Nutzung der Büchereien: „Niederkassel war früher mit fünf Standorten opulent ausgestattet, genutzt wurden sie aber nur von weniger als 1,5 Prozent der Bürgerinnen und Bürger“. Die Zahl der kostenpflichtigen Ausleihen ist verschwindend gering im Verhältnis zu den kostenfreien Ausleihen durch Kinder und Jugendliche. Er nennt Zahlen: „Vom August 2020 bis Juli 2021 standen in Niederkassel-Ort 1.856 kostenpflichtige Ausleihen 12.260 freie Ausleihen gegenüber. Zwischen September 2019 bis Ende Juli 2020 wurden im Stadtgebiet 7.508 Bücher kostenpflichtig entliehen, 54.465 kostenfrei.“

Gibt es doch noch eine kleine Chance?

Walbröhls große Frage lautet: „Wie sieht es überhaupt mit einem Angebot aus, das nur von einem kleinen Teil in Anspruch genommen wird, trotzdem aber verhältnismäßig hohe Mittelaufwendungen benötigt?“ und nennt im gleichen Zusammenhang auch die Musikschule. Zudem ist der Preis für die Ausleihe eines Buches mehr als gering: 60 Cent zahlt ein Erwachsener pro geliehenes Buch.

Frieder Reusch von der SPD Fraktion macht einen Vorschlag zur Güte:. Zunächst soll der zuständige Ausschuss sowie der Arbeitskreis Büchereien nochmals die Umsiedlung der Bücherei innerhalb von Niederkassel-Ort prüfen. Es bleibt also noch eine kleine Chance für die Raupe Nimmersatt.

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