Rhein-Sieg-Kreis Einführung des Mindestlohns bereitet Bauern Sorgen

RHEIN-SIEG-KREIS · Das weiße Gold ist zurück im Vorgebirge und in der Voreifel: Seit dem Wochenende wird der erste Spargel des Jahres angeboten. Fraglich ist jedoch, ob ein breit gefächertes Angebot verschiedener regionaler Händler wie es jetzt vorhanden ist, weiterhin aufrecht zu erhalten ist.

 Bei der Ernte: Saisonarbeiter stechen Spargel auf einem Feld bei Meckenheim.

Bei der Ernte: Saisonarbeiter stechen Spargel auf einem Feld bei Meckenheim.

Foto: Roland Kohls

Denn die geplante Einführung des gesetzlichen Mindestlohns von 8,50 Euro in der Landwirtschaft macht Spargel- und Erdbeerbauern in der Region zu schaffen.

"Wir stehen mit dem Rücken zur Wand", sagt der Alfterer Landwirt Karl-Heinz Mandt. Die Lohnkosten seien ohnehin der größte Faktor bei den Ausgaben, eine Zunahme dieses Postens werde sich unweigerlich auf den Preis niederschlagen. Um wie viel beispielsweise Spargel teurer werden könnte, skizziert Leonhard Palm, Vorsitzender des Vereins Bornheimer Spargelanbauer: "Der Lohn würde um rund 20 Prozent steigen. Der Spargel würde dann um mehr als einen Euro pro Kilo teurer werden."

Damit seien die Kosten aber noch keinesfalls gedeckt. Die Einführung des Mindestlohns in der Landwirtschaft sei ein unüberlegter Schritt der Politik. "Es gibt Branchen, in denen es nicht machbar ist. Wir können so viel nicht zahlen", sagt Palm.

Vorgesehen ist der gesetzliche Mindestlohn schon für 2015. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) machte aber schon deutlich, dass eine Branchenlösung für Saisonarbeiter zustande kommen könnte. Somit könne der Anstieg auf 8,50 Euro schrittweise bis 2017 erfolgen. "Es herrscht sehr großer Frust in den Betrieben, wir haben nicht die Möglichkeit, den Saisonarbeitern einen Lohn von 8,50 Euro zu zahlen", sagt Mandt. Er befürchte daher ein riesiges Betriebssterben in den kommenden Jahren.

Das Problem ist auch bedingt durch Gemüse- und Obstimporte aus dem Ausland, wo kein Mindestlohn gezahlt wird. Somit können im Supermarkt Spargel und Erdbeeren günstiger angeboten werden. Die Landwirte dagegen sehen sich gezwungen, ihre Mehrkosten auf den Verkaufspreis zu schlagen. "Ich glaube nicht, dass die Supermarktketten eine solche Preissteigerung akzeptieren werden", sagt Alfters Ortslandwirt Rainer Siebertz, "da werden sicherlich einige Betriebe die Segel streichen müssen."

Zehn Saisonarbeiter hat Hubert Schumacher aus Meckenheim während der Erdbeersaison. Er gönne jedem Arbeiter seinen Lohn, aber 8,50 Euro für Saisonarbeiter seien auch für ihn zu viel. "Damit bin ich nicht konkurrenzfähig, die Mehrkosten kann ich auch nicht komplett auf den Preis aufschlagen", sagt der Landwirt. Mehr als vier Euro für eine Schale Erdbeeren könne er seinen Kunden nicht abverlangen. "Dass es dann möglicherweise nur noch Importe in den Supermärkten geben könnte, wäre sowohl für den regionalen Erzeuger als auch für den Käufer eine traurige Entwicklung."

Die Mehrkosten sind es auch, die Dorothee Krings vom Spargel- und Obsthof Krings zu schaffen machen. Im kommenden Jahr müssten neue Flächen für den Spargelanbau angelegt werden, da sich die Lebenserwartung der bisherigen dem Ende entgegen neige. Auch neue Maschinen müssten in den kommenden Monaten angeschafft werden.

"Diese Investitionen sind jetzt zunächst auf Eis gelegt, da wir den Mindestlohn nicht auffangen könnten", sagt die Meckenheimerin. Sie hofft jetzt auf eine Einsicht bei den Politikern, denkt zugleich aber auch an das schlimmste Szenario: "Erst einmal werden wir nach der Einführung des Mindestlohns den Spargelpreis erhöhen. Bleiben wir dann aber auf den Stangen sitzen, macht es für uns keinen Sinn mehr." Dann würde Dorothee Krings keinen Spargel mehr anbauen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort