Interview Ernährungswissenschaftlerin Birgit Wunderlich empfiehlt Gemüse im Urlaub

ALFTER · Sommer, Sonne, Sonnenschein: Da möchte man sich in Bikini oder Badehose wohl fühlen. Über gesunde Ernährung und wie man es schafft, ohne zusätzliche Pfunde aus dem Urlaub zurückzukommen, sprach Bettina Thränhardt mit Ernährungswissenschaftlerin Birgit Wunderlich aus Alfter.

 Isst am liebsten Gemüse aus der Region: Birgit Wunderlich beim Einkaufen auf einem Hof in Alfter.

Isst am liebsten Gemüse aus der Region: Birgit Wunderlich beim Einkaufen auf einem Hof in Alfter.

Foto: Bettina Thränhardt

Wie halte ich mein Gewicht im Urlaub?
Birgit Wunderlich: Die Grundregel heißt: Möglichst viel Gemüse essen. Gemüse ist ein Wellness-Cocktail. Es enthält Mineralstoffe, Vitamine und sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe wie Farb- und Geruchsstoffe. Das sind zum Beispiel die Schwefelstoffe im Knoblauch.

Welche Funktion haben diese sekundären Pflanzeninhaltsstoffe?
Wunderlich: Der Pflanze dienen sie zum Schutz oder locken Insekten an. Wenn wir sie essen, haben sie gesundheitliche Effekte, wirken zum Beispiel krebsvorbeugend. Die Pharmaindustrie hat versucht, diese Stoffe zu isolieren. Anscheinend wirken sie aber nur in der Ganzheit mit den anderen Inhaltsstoffen der Gemüse positiv.

Welche Gründe gibt es noch, Gemüse zu essen?
Wunderlich: Gemüse hat wenig Kalorien, viel Volumen und Ballaststoffe, die für die Verdauung wichtig sind. Pro Tag sollte man circa 30 Gramm Ballaststoffe zu sich nehmen. Eine durchschnittliche Gemüsebeilage hat vier bis sechs Gramm. Das heißt: Möglichst fünf Gemüse- oder Obsteinheiten am Tag essen, dann komme ich auf meinen Schnitt.

Was muss ich bei der Zubereitung von Gemüse beachten?
Wunderlich: Grundsätzlich gilt: Hauptsache, man isst es. Vitamine können durch starkes Erhitzen zerstört werden, die Mineralstoffe bleiben aber erhalten. Zum Teil gehen sie beim Kochen ins Wasser über. Deshalb rate ich dazu, das Kochwasser als Soßengrundlage zu verwenden. Fast jedes Gemüse kann auch roh gegessen werden. Kinder mögen Rohkost meist sogar lieber als gedünstetes Gemüse.

Wie kann man Kindern Gemüse noch schmackhaft machen?
Wunderlich: Man kann die Kinder zum Beispiel einen Dip zubereiten lassen. Als Grundlage nimmt man Joghurt, Ketchup, Kräuter und Gewürze, ruhig auch etwas Zucker fürs Geschmäckle. In der Grillzeit bieten sich Gemüsespieße an, die kommen meist attraktiver daher als die klassische Aluschale mit Mischgemüse.

Wer also demnächst im Hotel vor dem Buffet steht, sollte zuerst die Gemüse-Ecke abräumen. Was ist noch zu beachten?
Wunderlich: Die Hälfte des Tellers bestücke ich mit Gemüse, Obst und Salat. Ein Viertel bleibt für Eiweißhaltiges: Käse, Fisch, Fleisch oder Ei. Das letzte Viertel ist für Kohlenhydrate reserviert, zum Beispiel Nudeln und Kartoffeln. Ich rate davon ab, Kalorien zu zählen. Besser auf den Fettgehalt achten! Durch ein paar einfache Tricks kann ich den Fettgehalt meiner Mahlzeiten reduzieren, etwa morgens Frischkäse statt Margarine oder Butter wählen oder statt der Bratwurst das Putenschnitzel grillen.

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